Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)
Freude.
»Ach, unsere ersten Kunden kommen!«, rief Kate aufgeregt und beobachtete aus dem Fenster den vorfahrenden Wagen.
Ein Mann, eine Frau und sechs Kinder stiegen aus. Die Kinder im Alter von zwei bis zehn rannten sofort los, auf das nächste Christbaumfeld zu. Die Frau fing das kleinste ein, hob es hoch und folgte langsam ihren Sprösslingen. Der Mann betrat mit resignierter Miene den Laden.
Kate strich ihr Haar glatt und reckte sich mit warmem und einladendem Lächeln. »Guten Morgen«, sagte sie aufgeräumt. »Brauchen Sie eine Säge?«
»Allerdings«, sagte er und beäugte Kate misstrauisch, als er seine Brieftasche aus der Gesäßtasche zog. »Wo ist John?«
Kate wurde ernst. »Er verbringt den Tag bei den Potts und bleibt zum Thanksgiving-Dinner«, erklärte sie. »Wir waren in Sorge, dass der Tag für ihn schwer sein würde … ohne Ellen.«
Der Mann nickte. »Sehr gut. Ellen war hier die gute Seele von allem.« Er bemerkte die Donuts und sah Kate mit gerunzelter Stirn an. »Und Sie sind …?«
»Ich bin Kate Hart«, sagte sie und zeigte dann auf Libby. »Das ist meine Tochter Libby Hart«, setzte sie hinzu.
Der Mann drehte sich um, und Libby lächelte zur Begrüßung.
»Libby Hart?«, wiederholte er. »Sie sind die Ärztin, die in Mary Sutters Haus wohnt?«
Libby, die nicht sicher war, wie sie reagieren sollte, nickte stumm.
»Werden Sie eine Praxis eröffnen?«, fragte er »Wir bemühen uns seit Jahren um einen Arzt.«
»Ich bin Chirurgin, Mr. …?«
Er lief rot an. »Entschuldigung«, sagte er mit einem Nicken, das sowohl Libby als auch Kate galt. »Alan Brewer. Ich besitze eine Schweißerei.«
»Mr. Brewer«, quittierte Libby die Vorstellung. »In Allgemeinmedizin bin ich nicht ausgebildet. Ich war als Unfallchirurgin tätig.«
»Unfälle gibt es hier auch.« Sein Interesse war gewachsen. »Die Arbeit hier in der Gegend ist gefährlich – Sägewerke, Holztransport und dergleichen, ganz zu schweigen vom zerklüfteten Gelände. Ich habe erlebt, dass Verletzte über eine Stunde auf den Rettungsflug nach Bangor warten mussten. Einige haben die Wartezeit nicht überlebt.«
Wieder wusste Libby nicht, wie sie reagieren sollte. Jede Wette, dass man sie anrufen würde, wenn der nächste Unfall passierte. Nun, das ging in Ordnung. Wenn es um ein Menschenleben ging, durfte sie ihre Hilfe nicht verweigern.
Sie tat gut daran, eine Notfallausrüstung in ihrem Wagen mitzuführen.
»Hier … die Säge, Mr. Brewer«, sagte Kate und reichte sie ihm über den Ladentisch. Sie hatte Libby eine Antwort erspart. »Und wenn Sie fertig sind, bringen Sie Ihre Kinder herein. Es gibt Donuts und heißen Kakao und Glühwein und Kaffee für Sie und Ihre Frau.«
»Es wird sicher länger dauern.« Er seufzte geplagt, gab Kate sein Geld und nahm die Säge. »Vergangenes Jahr waren wir fast eine Stunde auf dem Feld. Jeder hatte seine eigene Vorstellung vom idealen Christbaum. Also, bis später, Missus Kate. Doc Libby«, sagte er mit einem Nicken für jede, klemmte die Säge unter den Arm und ging, um seine Familie einzuholen.
»Na, das war aber …«
»Peinlich?«, beendete Libby den Satz anstelle ihrer Mom mit einem schweren Seufzer. »Ich schätze, jetzt weiß ganz Pine Creek, dass sich hier eine neue Ärztin niederlässt.«
»Ich hatte schon ganz vergessen, wie es in einer Kleinstadt zugeht«, sagte Kate. »Libby, dir ist doch klar, dass man dich rufen wird, wenn ein schwerer Unfall passiert?«
»Ja, das ist vorauszusehen. Oh Gott, wird man mich jetzt Doc Libby nennen?«
Nun, es sah ganz danach aus, und auch Kates Erinnerungen an das Kleinstadtleben sollten sich bewahrheiten. Mindestens jeder Zweite, der an jenem Tag durch den Laden marschierte – und es mussten an die fünfzig gewesen sein – wusste, dass im Ort eine Ärztin lebte. Sogar Leute von außerhalb wussten es und stellten Fragen, Hoffnung und Erleichterung im Blick.
Bei Ladenschluss waren Libby und Kate fix und fertig – vom Lächeln und Beantworten der Fragen, aber auch vom Kakao- und Kaffeekochen. Zusätzlich hatten sie ihre Meinung zur Baumwahl der Kunden abgeben und sich für den kläglichen Zustand ihrer Donuts entschuldigen müssen. Und dazwischen war Libby immer wieder ins Haus gelaufen. Sie musste den Truthahn bepinseln, Gemüse putzen und den Tisch für ihr eigenes Thanksgiving-Festmahl decken.
Michael verbrachte den Tag damit, noch weitere drei für außerhalb des Staates bestimmte Traktoranhänger mit Bäumen zu beladen, und war
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