Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)
normal war?
Angst war eine mögliche Reaktion. Würde Michael vor ihr Angst bekommen? Daar schien er nicht zu fürchten, doch wusste er, dass der Alte im Moment ziemlich machtlos war, und setzte alles daran, dass sich daran nichts änderte.
Daar war seit dem Morgen, als er wütend aus dem Haus gestürmt war, nicht mehr aufgetaucht. Das war ganz in Libbys Sinn, da sie selbst ein wenig wütend auf ihn war.
»Hoffentlich schmecken die besser, als sie aussehen«, sagte Kate, die ein Tablett mit Donuts in den Weihnachtsladen schleppte. »Der Teig hat sich mit der Glasur total vollgesogen.«
»Wir hätten sie vor dem Eintunken auskühlen lassen sollen«, sagte Libby, nahm das Tablett und stellte es auf den Ladentisch.
Ihre Mutter war am Tag zuvor zurückgekommen. Ian war nach Bangor gefahren, um Kate abzuholen, und war dann abends zu Libby zum Dinner gekommen. Der Schotte hatte nach den Worten ihrer Mutter ›Gefallen‹ an Kate gefunden, ein Gefühl, das auf Gegenseitigkeit beruhte, wie ihre Mutter ihr gestand.
Nun, diese Verbindung bewies, dass Gegensätze sich anziehen.
»War es nicht nett von Michael, dir zu erlauben, dass du deinen Schmuck in seinem Laden verkaufen kannst?«, sagte Kate, die Halsketten auf dem kahlen, von Robbie für sie zurechtgeschnittenen Ast arrangierte. »Nach Weihnachen können wir endlich darangehen, dein Atelier zu eröffnen.«
Libby schnaubte. »Michael bekommt zwanzig Prozent Kommission und dazu noch eine Gratishilfe im Laden.«
»Und du kannst deine Produkte ausstellen«, erwiderte Kate voller Wärme. »Die Leute werden sich auf die Sachen stürzen, weil sie Weihnachtsgeschenke brauchen.« Sie befingerte einen der Vögel, ein hellrotes Kardinalmännchen. »Dies hier würde sich hübsch zu einer grünen Samtbluse machen. Wirst du mir einen für unsere Weihnachtsparty machen?«
»Wir geben eine Party?«
Kate drehte sich um und sah sie erstaunt an. »Aber natürlich. Wir werden alle MacKeages einladen, die Dolans, Michael, Robbie, John und Vater Daar.« Vorfreude ließ ihre Augen leuchten, als sie um den Ladentisch herumging, Stift und Papier fand und zu schreiben anfing. »Wir sollten jetzt schon das Menü planen. Es soll einfach und lecker sein. Glaubst du, dass man um diese Jahreszeit Hummer bekommt?«, fragte sie und sah zu Libby auf. »Und wann soll die Party stattfinden? Am Weihnachtsabend oder ein paar Tage vorher?«
»Mom, wir werden für eine Party viel zu sehr beschäftigt sein. Es ist Michaels arbeitsintensivste Zeit. Wir werden täglich von Morgen bis Abend im Laden stehen, auch am Weihnachtsabend.«
»Ach, Unsinn«, sagte Kate mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Eine Party plane ich mit geschlossenen Augen. Also, wir müssen einen Blumenladen finden.« Sie hielt inne und nagte nachdenklich am Ende des Stiftes. »Wäre es übertrieben, wenn wir schriftliche Einladungen verschicken? Es sind unsere Freunde. Vielleicht wäre es persönlicher, wenn wir sie einfach fragen?«
Libby wusste seit Langem, dass es viel einfacher war, auf ihre Mutter einzugehen, wenn diese sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Und Partys waren für Kate das A und O der Freundschaft.
»Sie persönlich zu bitten, wäre netter«, meinte Libby, als sie sich wieder daranmachte, die zehn Fuß hohe Douglastanne zu schmücken, die Michael in der Mitte seines Ladens aufgestellt hatte.
Der Baum war prächtig – nach Libbys Einschätzung einer seiner preisverdächtigen Bäume. Einer derjenigen, die sie mit ihrem Wagen verfehlt hatte. Er war im Sommer nicht stark geschnitten worden und sah mit seinen längeren, leicht geschwungenen Ästen ganz natürlich aus.
Libby hatte sich nie groß Gedanken darüber gemacht, woher Christbäume kamen. Sie war einfach zum örtlichen Markt gegangen und hatte sich den Baum ausgesucht, der ihr gefiel. Jetzt wusste sie, dass viel Arbeit und Planung und vor allem viel Wissen nötig waren, um sie heranzuziehen. Und Geduld – die Michael anscheinend im Übermaß besaß. Dieser Baum war zwölf Jahre alt, hatte er ihr erklärt, eine lange Wartezeit, bis eine Investition Gewinn brachte. Ja, eine Christbaumpflanzung erforderte Zeit, Mühe, Sorge und Geschick sowie einen gewissen Instinkt.
All diese Eigenschaften waren bei Michael ausgeprägt.
Du lieber Gott, sie stand wirklich im Begriff, sich in ihn zu verlieben. Und wie Grace MacKeage vorausgesagt hatte, machte er sie wahnsinnig, doch war es eine nette, warme und verschwommene Art von Wahnsinn. Libby platzte beinahe vor
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