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Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)

Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)

Titel: Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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dieses Kästchen morgen zu Libby bringen?«, fragte Robbie, der mit einem kleinen Holzkästchen in den Armen die Bibliothek betrat.
    »Was ist das?«, fragte Michael.
    »Es ist ein Geheimnis«, erklärte Robbie und stellte das Ding auf den Schemel neben Michaels Füßen. »Du musst mir versprechen, nicht hineinzugucken. Ich möchte nur, dass du es zu Libby bringst, damit sie mir einen Gefallen tun kann.«
    Michael zog fragend eine Braue hoch. »Und sie hat dir diesen Gefallen angeboten?«
    »Nein, Papa«, gestand Robbie. »Aber ich schreibe ihr und bitte sie darum. Es ist ja kein großer Gefallen, aber ich brauche Hilfe.« Er sah Michael mit nachdenklichem Lächeln an. »Wenn Libby Schmuck macht, muss sie geschickte Hände haben.«
    Der Gedanke an Libbys geschickte Hände ließ Michael die Augen schließen.
    »Bitte, Papa? Kannst du es zu ihr bringen?«
    »Warum tust du es nicht selbst?«
    »Morgen nach der Schule muss ich trainieren.« Seine Miene hellte sich auf, als ihm etwas einfiel. »Vielleicht sollten wir Libby zum Abendessen einladen. Das wäre richtig nachbarschaftlich.«
    Michael lachte laut auf. »Möchtest du dich mit der Dame anfreunden oder sie töten?«, fragte er. »Oder hat dir das Essen geschmeckt, das wir heute hatten?«
    Als Robbie sich unwillkürlich schüttelte, konnte Michael es nachempfinden. Verkohltes Hähnchen hatte einen hartnäckigen Nachgeschmack, allerdings einen, an den er sich, traurig, aber wahr, allmählich gewöhnte.
    Robbie ging an den großen Schreibtisch vor der Wand am anderen Ende. »Ich schreibe Libby eine Nachricht und biete ihr Geld an, damit sie nicht glaubt, ich wolle sie ausnutzen. So kann sie Geld verdienen, während sie ihr neues Atelier einrichtet.«
    Aus der Sicht eines Achtjährigen ein guter Plan, und Michael hatte nicht das Herz, ihm zu eröffnen, dass es Libby nicht an Geld mangelte.
    Michael hatte mit Grace gesprochen, als er erfuhr, dass für Marys Haus eine neue Mieterin gefunden worden sei. Aber Grace hatte sich wortkarg gezeigt und nicht verraten, was sie über Libby Hart herausgefunden hatte. Sie hatte nur gesagt, Michael solle sich keine Sorgen über Libbys Finanzen machen. Die Frau war nicht gekommen, um sich einen reichen Mann zu angeln.
    Nein. Sie war gekommen, um ihn zu ärgern, um sein Blut in Aufruhr zu bringen und um seine Gefühle zu wecken.
    »Papa, wie buchstabiert man Kompensation?«, wollte Robbie wissen und blickte vom Computerbildschirm auf.
    »Du wirst deine Nachricht mit der Hand schreiben«, sagte Michael. »Um einen Gefallen bittet man nicht per E-Mail.«
    »Das will ich gar nicht. Ich tippe den Text ein und drucke ihn aus, damit du ihn mitnehmen kannst.«
    »Nein. Du wirst handschriftlich um etwas bitten oder gar nicht, Robbie. Ein Computer ist unpersönlich.«
    Robbie verdrehte die Augen, schaltete aber aus und griff nach einem Stift. Minutenlang war es still, während er sich auf die Buchstaben konzentrierte.
    Robbie konnte gut lesen, mit dem Schreiben aber konnte er sich nicht anfreunden. Michael wusste, dass der Junge für sein Alter groß geraten war; er war oft genug in der Schule gewesen und hatte die Kameraden seines Sohnes gesehen. Ja, der Junge war kräftig, intelligent, geschickt und viel zu klug für einen Achtjährigen.
    Ab und zu – neuerdings häufiger – machte Robbie etwas, was Michael daran erinnerte, dass er noch ein Kind war. Ein böser Traum, eine Unsicherheit, Zweifel wegen einer Entscheidung, wenn er Trost brauchte und kuscheln oder umarmt werden wollte.
    »Ich bin wieder bei kompensieren, Papa.«
    »K-o-m-p-e-n-s-a-t-i-o-n.«
    Robbie machte sich wieder an die Arbeit. Die einzigen Geräusche im Raum waren seine ungeduldigen Seufzer und das Kratzen des Stiftes.
    Michael studierte das Kistchen zu seinen Füßen. Er konnte es heute noch zu Libby bringen, nachdem Robbie schon ins Bett gebracht worden war. John war ja da, um alles zu beaufsichtigen.
    Nein. Lieber nicht. Sie hatte zwar nachmittags ja gesagt, doch war es eine Antwort voller Zweifel gewesen.
    Libby war es vielleicht selbst nicht klar, aber Michael wusste, dass sie nicht bereit war.
    Mit der Zeit würde sie bereit sein. Er würde dafür sorgen.
    »Fertig«, sagte Robbie und kam hinter dem Schreibtisch hervor. Er faltete das Blatt zusammen, das er auf die Kiste legte. Dann blickte er zu Michael auf und grinste. »Habe ich dein Wort, dass du nicht nachsehen wirst?«
    »Ja.«
    »Dann gehe ich jetzt zu Bett«, sagte er, gähnte und streckte die Arme, um die

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