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Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)

Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)

Titel: Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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wendete ihn und hielt ihn Libby hin. »Es ist voller Knoten.« Er strich darüber. »Sehen Sie. Wenn man sie abschneidet und die Stellen poliert, bekommt man eine Astlochmaserung, die tief kirschrot nachdunkelt.«
    Michael nahm John den Stock vorsichtig ab, dann blickte er um sich, als versuche er zu entscheiden, was er damit machen solle. Seine Aufmerksamkeit war geteilt zwischen dem Stock in seiner Hand und der Eule, die sie stumm anstarrte. Schließlich ging er mit einem, wie Libby zu hören glaubte, gemurmelten Fluch ins Wohnzimmer und zum Kamin. Vor dem hell lodernden Feuer blieb er jedoch stehen und starrte in die Flammen.
    »Verbrenn es nicht«, bat Libby leise von der Tür aus. »Ich weiß nicht, warum es dich stört, aber ich möchte nicht, dass du das schöne Stück Holz verbrennst.«
    »Verbrenn es nicht, Papa«, sagte nun auch Robbie. »Es ist Marys Geschenk für Libby.«
    Michael fuhr fort, ins Feuer zu starren, den Stock wie eine Keule umklammernd, und Libby ertappte sich dabei, dass sie den Atem anhielt. Warum machte ihm Marys Geschenk so zu schaffen?
    Warum sagte er nichts?
    Libby atmete weiter, als Michael den Stock auf den Kaminsims legte und sich zu ihr umdrehte. »Das Essen duftet köstlich«, sagte er mit angespanntem Lächeln ohne Entschuldigung oder Erklärung für sein Verhalten. Er rieb sich langsam und wie in Vorfreude auf das Essen die Hände, Libby aber spürte, dass er das Gefühl des Stockes in seinen Händen loswerden wollte.
    »Und ich verhungere noch«, sagte Robbie, drehte sich um und lief zum Tisch. Er setzte sich neben John und griff sofort nach einer Scheibe Brot.
    John nahm es ihm weg und tat es zurück. »Man wartet, bis alle sitzen und das Tischgebet gesprochen wurde«, belehrte er ihn im Flüsterton. »Sonst gibt es keinen Nachtisch.«
    Libby hatte den Kartoffelbrei fertig und tat ihn in eine große Schüssel, während Michael das Hähnchen aus dem Rohr nahm und es auf eine Platte legte. Dann wurde den geduldig wartenden Gästen das Essen serviert. Ein kurzer Moment der Verlegenheit trat ein, als beide am Kopf der Tafel Platz nehmen wollten.
    Beide überließen sofort dem anderen den Vortritt, aber erst als Libby sich John und Robbie gegenübersetzte, ließ Michael sich am Kopf der Tafel nieder. Als er sich ans Tranchieren des Hähnchens machte, sah Libby, dass John lächelte und Robbie das Wasser im Mund so stark zusammenlief, dass es beinahe auf den leeren Teller tropfte.
    »Ich kann beten, während Papa das Huhn zerteilt«, schlug der Junge vor, faltete die Hände und senkte den Kopf.
    Libby und John folgten seinem Beispiel, Michael aber ließ sich beim Zerteilen nicht stören, offensichtlich ebenso scharf auf das Essen wie sein Sohn.
    »Lieber Gott, wir danken dir für das Essen«, fing Robbie an. »Und dafür, dass du Libby geholfen hast, es so gut zu kochen. Amen«, sagte der Junge, griff wieder nach seiner Brotscheibe und bestrich sie dick mit Butter.
    Das Essen war fast so rasch zu Ende wie Robbies Gebet. Michael, John und Robbie tafelten, als gäbe es kein Morgen. Gesprochen wurde nicht viel, und am Ende blieb auch nicht viel übrig. Das Hähnchen war bis auf die Knochen abgenagt, die Füllung vertilgt. Libby glaubte schon, Robbie würde die Kartoffelschüssel auslecken.
    Sie griff eben nach dem letzten Stück Brot, als sie ein leises Maunzen hörte. Libby sah zu Mary, die noch immer auf der Lehne des Schaukelstuhls hockte, doch gab der Vogel keinen Laut von sich, blickte jedoch höchst interessiert zu der Kleiderwand neben der Tür.
    Das Maunzen wurde lauter, und nun hörte Libby auch ein Kratzen. Jetzt war sie sicher, dass es aus dem Karton kam, den Michael mitgebracht hatte. »Was ist denn da drin?«, fragte sie, stand langsam auf und ging um den Tisch.
    »Ach, die Kätzchen … die habe ich ganz vergessen!«, rief Robbie aus, schob seinen Stuhl zurück und lief zum Karton.
    Michael fing ihn ab. »Nein, mein Sohn«, sagte er und zog den Jungen auf seinen Schoß. »Du kannst sie nicht herausnehmen, solange deine Eule hier ist.«
    Robbie sah Mary mit großen Augen an. »Ach, daran habe ich nicht gedacht. Mary hält sie vielleicht für ihr Abendessen.« Plötzlich legte er die Stirn in Falten. »Aber du hast gesagt, Mama mochte Katzen.«
    »Das tut sie. Oder hat es getan. Aber deine Mary sieht sie vielleicht mit anderen Augen.« Michael schob Robbie von seinem Schoß und zu Mary. »Warum probierst du nicht aus, ob sie ins Freie möchte?«
    »Hältst du das für

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