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Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)

Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)

Titel: Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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Er erwartete, dass sie sich ein Viertel des Kuchens einverleibte? Sie sah, wie er eine Riesenportion Eis auf sein Stück tat. Sie würde über den Winter nicht nur fünf Pfund zulegen, sie würde breiter als lang werden.
    Das freche Kätzchen machte sich daran, ihr Hosenbein hochzuklettern, und Libby griff nach unten, zog die Krallen aus dem Stoff, und nahm es auf ihren Schoß. Robbie kam zum Tisch, wischte sich die frisch gewaschenen Hände am Hemd ab, setzte sich und grinste, als das Kätzchen über den Tischrand lugte.
    »Wie werden Sie die Kätzchen nennen?«, fragte er.
    »Das hier wird Trouble heißen«, sagte sie.
    »Aber nein … es wird keinen Ärger machen«, sagte er besorgt. »Man muss es nur im Auge behalten, das ist alles.«
    »Ich wollte damit nicht sagen, dass ich es nicht haben will«, beruhigte Libby ihn. »Trotzdem nenne ich es Trouble. Und das Weibchen nenne ich Timid, weil es so ängstlich ist.«
    Robbie ging auf das Thema erstaunlich rasch ein und lächelte erleichtert. »Dann sollten Sie das dritte Guardian nennen, weil es für seine Geschwister die Rolle des Beschützers spielt. Und außerdem ist es das Klügste von den dreien. Trouble kümmert sich nicht um das, was rundrum geschieht. Onkel Ian und ich mussten ihn aus einem Heuhaufen graben, nachdem Guardian uns alarmiert hat. Und er bleibt immer in der Nähe seiner Schwester, auch wenn er noch so gern auf Entdeckungsreisen gehen würde.«
    Libby fiel auf, dass Michael mit der Gabel auf halbem Weg zum Mund innehielt und Robbies Geschichte lauschte. Seine Züge waren angespannt, er sagte kein Wort.
    »Guardian?«, sagte sie zu Robbie, wobei ihre Aufmerksamkeit Michael galt. »Dann werde ich ihn so nennen«, gab sie ihm recht, setzte Trouble auf den Boden und schubste ihn zu seinen Geschwistern. »Wie ist der Kuchen, Michael?«, fragte sie. »Zu pikant?«
    »Wie? Nein, nein, er ist perfekt.« Nun erst hob er die Gabel an den Mund.
    Libby senkte den Blick auf ihren Teller. Sie brachte keinen einzigen Bissen mehr hinunter, schob den Teller von sich und stand auf, um bis auf das Dessert der Männer den Tisch abzuräumen. Michael zog ihren Teller näher zu sich, damit sie ihn nicht mitnehmen konnte.
    »Wenn du es nicht isst«, sagte er, »lasse ich es nicht verderben. Robbie, woher hast du den Namen Guardian?«, fragte er, an seinen Sohn gewendet. »Warum nicht Angel oder Warrior oder so?«
    »Man kann einen kleinen Kater nicht Angel nennen, Papa«, sagte Robbie und verdrehte die Augen. »Und Guardian und Warrior sind anders. Für einen Krieger ist das Beschützen eine Pflicht, ein Guardian aber folgt einer höheren Berufung. Und das weiß das Kätzchen.«
    Libby beobachtete die beiden fasziniert. Der Junge war ja noch philosophischer veranlagt als sein Vater.
    Sie behielt Michael im Auge, als sie mit der Butter zum Kühlschrank ging. Seine Augen blitzten aus seinem bleichen Gesicht, seine Faust war geballt, und wieder war er unheimlich still.
    »Was für eine höhere Berufung?«, fragte er leise.
    Libby sah, dass Robbie nur die Schultern hochzog, da er den Mund voller Kuchen hatte. Er schluckte und sagte: »Ich weiß es nicht, Papa. Es ist etwas, das ich verstehe, aber nicht erklären kann.« Der Junge warf seinem Vater einen besorgten Blick zu. »Aber ein Krieger zu sein, ist auch gut. Und sehr edel.«
    »Ja«, stimmte Michael zu. »Sehr edel«, wiederholte er leise.
    »Und wenn wir ihn Edel nennen?«, schlug Libby vor. »Ein hübscher Name.«
    »Nein«, flüsterte Michael und sah sie an. »Nenn ihn nach dem, was er ist. Guardian.«
    Ein merkwürdiges Gespräch, dachte Libby. Robbie und Michael schienen die Einzigen zu sein, die wussten, wovon die Rede war. John, der im Lauf der Jahre offenbar häufiger Gespräche dieser Art miterlebt hatte, widmete sich indessen zufrieden seinem Dessert.
    Libby wich Michaels eindringlichem Blick aus, indem sie sich umdrehte und heißes Wasser in die Spüle voller benutzter Teller laufen ließ. Sie tat Spülmittel hinein, lauschte der Stille, die nur vom Klirren der Gabeln auf den Tellern unterbrochen wurde und dachte darüber nach, wie viel Fantasie ein Achtjähriger entwickeln konnte. Sie dachte an Michaels Reaktion sowohl auf den Stock, den Mary ihr gebracht hatte, als auch auf Robbies Namenswahl für ein winziges Kätzchen.
    Libbys überlegte, dass es ein guter Ort war, den sie gewählt hatte, als sie nach Pine Creek zog, dass es aber auch ein unheimlicher Ort war. Überirdisch vielleicht.
    Es war, als wäre

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