Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)
Ihre Mutter war da, weil sie in Sorge um ihr einziges Kind war.
James aber war aus einem anderen Grund gekommen.
Libby fuhr, bis sie eine Tafel sah, die einen Picknicktisch anzeigte. Sie bog in die staubige Straße ein und erreichte rasch einen verlassenen Picknickplatz am Ufer des Pine Lake. Sie blickte um sich und lenkte den Wagen dann tief in eine Gruppe von Nadelbäumen. Überzeugt, dass er von der Hauptstraße aus nun nicht mehr zu sehen war, stieg sie aus, setzte sich auf einen der vielen Picknicktische und starrte hinaus auf das kalte Wasser.
Sie schlüpfte in ihre leuchtend orangefarbene Jacke, setzte die Kapuze auf und steckte die Hände in die Taschen. Seufzend ließ sie ihr neues Leben Revue passieren und verglich es mit ihrem alten in Kalifornien.
Wie man es auch betrachtete, sie hatte die richtige Entscheidung getroffen. Auch ohne dieses … dieses Geschenk, das sie bekommen hatte, war es Zeit für eine Veränderung gewesen. Die Medizin, so ehrenhaft und erfüllend sie als Beruf sein mochte, genügte ihr nicht mehr.
Aber war die Schmuckherstellung wirklich das, was sie suchte?
Die Begegnung mit Grace MacKeage und ihrer Familie hatte tief in ihrem Inneren etwas aufgewühlt. Vielleicht war es nicht die Medizin, der sie entkommen wollte, vielleicht suchte sie ein anderes Leben. Eines mit einem Ehemann, der sie liebte, mit Kindern und einer anderen Art der Erfüllung.
Warum konnte sie nicht alles haben?
Ihren Arztberuf konnte sie überall ausüben. Wo es Menschen gab, wurden Ärzte gebraucht. Kalifornien oder Maine, es spielte keine Rolle. Wichtig war nur, dass sie in ihrem Leben das Gleichgewicht fand.
Und in dieser Hinsicht lag Maine eindeutig vorne. Dieser Ort hatte etwas an sich – die Berge, die Menschen, das Gefühl der Zeitlosigkeit, das die Luft zu durchdringen schien. Sogar das Wetter konnte man nicht ignorieren, immer musste man seine Auswirkung auf das tägliche Leben einbeziehen. Aber das Bemerkenswerteste hier war die Nachbarschaftshilfe. Grace hatte ihr Zuflucht angeboten, und Libby war durch das Angebot beschämt gewesen. Daran hatte sie gemerkt, dass sie diesen Menschen näher stand als allen in Kalifornien – ausgenommen Grammy Bea.
Ja, sie musste ernsthaft über ihre Zukunft nachdenken.
»Du machst es dir zur schlechten Gewohnheit davonzulaufen«, sagte Michael dicht hinter ihr.
Libby fuhr japsend auf und wäre fast vom Tisch gefallen, hätten Michaels starke Arme sie nicht aufgefangen und an seine breite, feste Brust gezogen.
Seine warmen, fordernden Lippen bedeckten ihren Mund und verschluckten ihren wütenden Ausruf, ehe sie ihn schelten konnte, weil er sie so erschreckt hatte.
Er stand, und sie kniete auf dem Picknicktisch, und dennoch überragte er sie. Und da seine Hände damit beschäftig waren, sie fest an sich zu drücken, wusste Libby, dass er keine Blumen oder Schokolade mitgebracht hatte.
Sie wollte seinen Kuss nicht erwidern, schon aus Prinzip nicht. Er war ohne Abschied gegangen, und jetzt hatte er nicht einmal Hallo gesagt, ehe er sie küsste. Sie zu beschuldigen, sie wäre davongelaufen, war eine Unverschämtheit.
Aber er schmeckte so gut. Und er fühlte sich so warm und fest an. Libby seufzte in seinen Mund. Sie wurde geradezu wollüstig, wenn er sie berührte – hemmungslos und sofort erregt. Sie gab es auf, öffnete den Mund und schmolz dahin.
Er war so verdammt sexy, dass nur eine Tote davon unberührt geblieben wäre. Libby schlang ihre Arme unter seiner offenen Jacke um seine Taille und schmiegte sich an ihn. Sie legte den Kopf zurück, schob ihre Zunge in seinen Mund und schmeckte pure Lust.
Bilder der letzten Nacht tauchten vor ihrem geistigen Auge auf – ihre nackten Körper, die sich aneinanderrieben, das Eindringen, die anschließende Gefühlsexplosion. Warum hatte sie nicht daran gedacht, heute Morgen eines seiner Kondome in ihre Tasche zu tun? Sie wollte ihn wieder in sich spüren. Jetzt gleich. Hier.
Libby löste den Kuss und begrub ihr Gesicht an seiner Brust.
»Guten Morgen«, sagte er leise lachend. Sein Kinn ruhte auf ihrem Kopf, seine Brust bebte an ihren noch immer prickelnden Lippen.
»Du bist ohne Lebewohl gegangen«, murmelte sie.
Seine Umarmung wurde fester. »Tut mir leid, dass du beim Aufwachen allein warst, aber ich wollte nach Hause, ehe Robbie aufsteht.« Er lehnte sich zurück und lächelte auf sie hinunter. »Du hast so friedlich ausgesehen wie ein schlafendes Baby. Ich hatte nicht den Mut, dich zu stören.«
»Als
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