Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)
machen?«, fragte Katherine, als sie Wasser in die Spüle laufen ließ und sich daran machte, die Kartoffeln zu schälen.
Sie waren eben aus dem Ort zurückgekommen, hatten den Einkauf ausgeladen und bereiteten nun das Dinner zu. Libby, die den großen Braten ins Rohr schieben wollte, blickte auf und schenkte ihrer Mutter ein zaghaftes Lächeln.
»Ich mache Anhänger, Ohrringe und Armbänder aus Glas.«
Katherine hielt im Kartoffelschälen inne. »Sind das deine Arbeiten? Die kleinen Vögel und Pflanzen, die du trägst?«
»Du meinst die, die alle deine Freundinnen zu kaufen versucht haben?«, fragte Libby und nickte. »Ja, die sind von mir.«
»Aber wie … wo hast du das gelernt? Nein, warte … Bei meiner Mutter, hab ich recht?«, fragte Katherine seufzend und schüttelte den Kopf. Dann wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu. »Ich hätte es mir denken können, als du meiner Freundin den Namen des Künstlers nicht verraten wolltest.« Sie sah Libby an, als ihr etwas dämmerte. »Die hölzerne Drossel, die du mir vor zwei Jahren zu Weihnachten geschenkt hast, war das deine Arbeit?«
Wieder nickte Libby, ging zum Kühlschrank und holte die Karotten heraus. »Und die Efeublatt-Krawattennadel, die ich Dad vor fünf Jahren geschenkt habe, auch«, gestand sie und stellte sich neben ihre Mutter an die Spüle.
»Die Sachen sind ja wunderschön!«, rief Katherine aus. »Nein, warte. So wollte ich es nicht sagen. Natürlich sind sie schön, wenn du sie gemacht hast. Du warst immer schon geschickt mit den Händen.«
»Danke.«
Katherine hielt wieder im Schälen inne und starrte sie an. »Deshalb bist du eine so gute Chirurgin, Elizabeth. Du bist so verdammt gut, dass es an Zauberei grenzt. Bitte, du darfst deinen Beruf nicht aufgeben. Was sich in deinem OP abgespielt hat, war ein Irrtum.«
»War es nicht, Mom.« Libby nahm ihrer Mutter Kartoffel und Messer ab, führte sie zum Tisch und drückte sie sanft auf einen der Stühle. Dann setzte sie sich ihr gegenüber und blickte direkt in Katherines besorgte braune Augen.
»Grammy Bea hat es nicht erfunden, Mom, und ich glaube, du weißt das. Ebenso weißt du, dass Tante Sylvia Menschen heilen konnte. Du hast es all die Jahre geleugnet, weil du Angst hattest.«
»Angst wovor?«
»Nicht wovor, sondern um wen«, sagte Libby. »Du hattest Angst um mich, so war es doch? Du wolltest nicht, dass ich diese Gabe habe, weil du wusstest, wie tief sie mich berühren würde. Ich heilte Esther Brown, Mom, und es war ein Wunder.«
»Elizabeth, du wirkst täglich Wunder.«
»Aber nicht Wunder dieser Art«, sagte Libby und umfasste Katherines Hände. »Es ist die Fähigkeit, Menschen ohne chirurgischen Eingriff zu heilen.«
Katherine versuchte, sich loszumachen.
Libby, die ihre Hände nicht loslassen wollte, drückte sie fester. »Ich habe sie gespürt, Mom. Ich wurde Teil von Esther Brown. Ich habe ihre Emotionen und ihren Lebenswillen gespürt.«
»Das ist ausgeschlossen, Elizabeth«, flüsterte Katherine. »Das … es ist nicht … das kann einfach nicht sein.«
»Aber warum ist das unmöglich? Wie viele Wunder wurden im Lauf der Geschichte dokumentiert? Warum kann Esther Browns unerklärliche Gesundung nicht eines dieser Wunder sein?«
Schließlich gab Libby die Hände ihrer Muter frei. Katherine faltete sie sofort im Schoß, während sie das Tischtuch anstarrte. Endlich hob sie den Blick. Ihre braunen Augen waren feucht vor Besorgnis.
»Ich möchte nicht, dass Bea all die Jahre recht hatte.«
»Meinst du, ich möchte es?«, fragte Libby.
Katherine streckte die Hand nach Libby aus. »Aber vielleicht warst es gar nicht du. Wenn es ein Wunder war, was lässt dich denken, dass du etwas damit zu tun hast?«
»Weil ich es noch einmal getan habe.«
»Was?«
»Mom, ich habe es wiederholt. An jenem Morgen war ich der behandelnde Arzt für einen von James’ Patienten. Jamie Garcia ist erst sechs. Er wurde von einem Wagen angefahren und lag im Koma. Nachdem die Sache mit Esther Brown passiert war, ging ich zu ihm und betete an seinem Bett, er möge aufwachen. Und wie vorher, spürte ich seine Emotionen und seine Angst, wie er verzweifelt darum kämpfte, wieder bei seinen Eltern zu sein. Und er schlug die Augen auf und lächelte mir zu.«
Katherine starrte sie stumm an. »Deshalb bist du geflüchtet«, sagte sie schließlich und setzte leise hinzu: »Und hierhergekommen. Aber warum ausgerechnet nach Maine?«
»Ich weiß es nicht. Ich glaube, die Berge spielten eine Rolle.
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