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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Wunsch, diesem Sklaven zu helfen?«
    Robin nickte wortlos. Naida sah sie noch eine kleine Ewigkeit lang durchdringend und mit undeutbarem Blick an, dann aber drehte sie sich mit einer so abrupten Bewegung herum, dass die Decke von ihrer Schulter rutschte und zu Boden glitt. Sie hob die Arme und klatschte zweimal in die Hände.
    Noch bevor das Echo des zweiten Klatschens verklungen war, öffnete sich die Tür und ein mittelgroßer, schlanker Mann in hellen orientalischen Gewändern trat auf den Hof heraus. Im Unterschied zu den meisten anderen Männern, denen Robin bisher in diesem Land begegnet war, trug er weder einen Turban noch eine andere Kopfbedeckung. Hellblondes Haar reichte ihm bis zu den Schultern und sein Gesicht war nicht das eines Orientalen. Er näherte sich mit schnellen Schritten, blieb unmittelbar vor Naida stehen und deutete ein Kopfnicken an. Die alte Frau trat ebenfalls wortlos zur Seite und deutete mit einer knappen Geste in Richtung des kranken Jungen.
    »Seid gegrüßt, ehrwürdige Damen«, begann der Fremde zu Robins gelinder Überraschung nicht auf Arabisch, sondern in ihrer Muttersprache. Eine Tatsache, die Naida sogleich mit einem bösen Blick und einem unfreundlichen Grunzen quittierte.
    Doch der Fremde beachtete sie nicht. Er lächelte, wenngleich sein Blick Robin verriet, dass ihre Anwesenheit an diesem Ort ihn mindestens so sehr verwunderte wie seine sie selbst. Als sie sich vom Krankenlager aufrichtete, machte er einen halben Schritt zurück und verbeugte sich noch einmal, tiefer, und wie es ihr schien, förmlicher.
    »Ihr seid…?«
    »Mein Name ist Ribauld von Melk«, sagte der Fremde, »und Ihr müsst das wunderschöne Christenmädchen sein, von dem ganz Hama spricht.«
    »Ganz Hama?«, entfuhr es Robin überrascht.
    Ribauld lächelte flüchtig. »Nun, vielleicht nicht ganz Hama, aber doch ungefähr die Hälfte seiner Bewohner. Die männliche.«
    Robin fiel es schwer, bei diesen Worten ein Lächeln zu unterdrücken. Es war wunderbar, endlich wieder einem Menschen zu begegnen, von dem sie nicht beschimpft wurde.
    »Tu deine Arbeit, Christ«, sagte Naida.
    Ribauld warf der Sklavin nur einen raschen Blick aus den Augenwinkeln zu und konzentrierte sich dann wieder ganz auf Robin. »Ich sehe, was man von Eurer Schönheit erzählt, ist nicht übertrieben.«
    »Aber Ihr seid nicht nur hierher gekommen, um mir Komplimente zu machen«, vermutete Robin.
    »Eure Sklavin hat nach mir geschickt«, antwortete Ribauld. »Es hieß, Ihr brauchtet einen Medicus.«
    »Seid Ihr denn ein Heilkundiger?«
    »Ich genieße das Vertrauen Eures Herrn Omar, seit ich ihn in Damaskus von einem schweren Fieber geheilt habe, das niemand sonst zu besiegen vermochte.«
    Das war zugleich eine Antwort wie auch nicht, aber Robin beschloss, es dabei bewenden zu lassen. Immerhin war dieser sonderbare Ribauld von Melk zumindest ein Landsmann, und so, wie sich Naida heute benommen hatte, konnte sie vermutlich froh sein, dass sie keinen tanzenden Derwisch hatte kommen lassen, der irgendwelche obskuren Rituale vollzog, die den Jungen von Dämonen befreien sollten. »Ihr habt Omar behandelt und seid noch am Leben?«, sagte sie. »Dann müsst Ihr gut sein.«

Ribauld lächelte knapp, aber Robin konnte spüren, dass sie weitere Scherze dieser Art nun besser vermied. Anscheinend war sie der Wahrheit näher gekommen, als sie ahnte.
    Für einen Moment trat ein unbehagliches Schweigen ein, dann räusperte sich Ribauld, sah einen Herzschlag lang interessiert auf den fiebernd daliegenden Jungen hinab und fragte dann: »Was kann ich also für Euch tun?«
    »Für mich nichts«, antwortete Robin. »Aber dieser Junge hier braucht Eure Hilfe. Er ist sehr krank.«
    »Ich sehe es«, sagte Ribauld. Mehr nicht. Er stellte keine weitere Frage. Er tat auch nichts, um den Jungen genauer in Augenschein zu nehmen.
    »Worauf wartet Ihr?«, erkundigte sich Robin.
    Der Medicus machte ein zerknirschtes Gesicht und druckste einen Moment herum. »Entschuldigt, verehrte Dame, wenn ich mit einem so kleinmütig anmutenden Anliegen wie der Frage nach meiner Bezahlung beginne. Doch zahlreiche hungrige Nächte sind mir eine schmerzhafte Lehre dafür, wie schnell Kunstfertigkeit und Mühen des Heilers vergessen sind, geht es dem Kranken erst wieder besser.« Robin nickte stumm. Sie sah nicht in Naidas Richtung, aber sie konnte die Blicke der alten Sklavin spüren, als wären sie eine Berührung, während sie auf den Ring an ihrem Finger starrte. Langsam führte

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