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Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Titel: Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldkirch Verlag
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Ha! Wäre der Großvater nicht schon vor Jahrzehnten in den Armen irgendeiner x-beliebigen Hure verreckt, würde der Mann ihm heute schon beibringen, was aus ihm geworden war. Der alte Nazisack hatte Glück gehabt, ihm so leicht entkommen zu sein. Im Grunde war dieser alte Mann selbst nichts weiter als einer dieser Vertragsbrecher gewesen. Mehr noch, er war der Schlimmste von allen! Allzu gerne hätte er den Großvater unter seiner Macht winseln sehen und Reue heucheln hören. Der Mann wollte weder den Tod der Mutter noch den der Großmutter rächen. Sie beide waren so schwach gewesen. Erbärmlich!
    Er verabscheute Schwäche zutiefst. Der Großvater hatte damals beide mit seiner falschen Moral und seiner Überheblichkeit in den Wahnsinn getrieben. Das wusste der Mann heute
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    Die Mutter hatte sich einfach mit Alkohol betäubt und sich eines Nachts vor einen Zug geworfen, um dem Vater zu entrinnen. Die Großmutter hatte sich irgendwann auf dem Dachboden aufgehängt, weil sie den Ehemann nicht mehr ertragen konnte
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    Er selbst, Albert, war übrig geblieben. Der Bastard. Gerne wäre er zu seinem Vater geflohen. Wie lächerlich. Wenn der Mann heute daran dachte, wie kindisch er damals gefühlt hatte, hatte er das Bedürfnis, sich nachträglich noch dafür zu bestrafen. In seiner Geburtsurkunde stand unübersehbar: Vater unbekannt
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    Der Vater wollte ihn offensichtlich nicht. Der Mann kannte nicht einmal seinen Namen
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    Nur spärliche Details hatte er mit der Zeit aus den Gesprächen der Großeltern und vor allem aus den tobenden Wutanfällen seines Großvaters herausgehört. Sein Vater war ein reicher Mann gewesen. Seine Mutter hatte als Haushälterin für ihn und seine Familie gearbeitet. Eines Tages hatte sie sich einfach so von einem verheirateten Mann und Vater zweier Mädchen schwängern lassen. Sie musste unglaublich dumm gewesen sein, sich auf einen Vertragsbrecher einzulassen. Diesbezüglich hatte der Großvater schon Recht gehabt. Die Hure! Und er selbst war dank ihr der Bastard! Sie hatte es wohl irgendwann nicht mehr ertragen
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    Auch sie war nur eine Vertragsbrecherin, die sich allerdings selbst gerichtet hatte
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    Wie feige! Die Hure hatte es sich leicht gemacht und ihn, den Bastard, einfach zurückgelassen
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    Abrupt stand der Mann vom Klavier auf
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    Diesbezüglich konnte er nichts mehr tun. Aber es gab schließlich genügend andere Vertragsbrecher. Einen davon hatte er heute Nacht mit einem Speer durchbohrt
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    Es war nicht ganz ohne Risiko gewesen, dieses sperrige Ding zu seinem Bestimmungsort zu bringen. Allein die Länge eines Speeres war schon ein Problem. Deshalb hatte der Mann den Speer in drei Teile zerlegt und mit Schraubgewinden versehen. Auf diese Weise konnte er ihn bequem transportieren und vor Ort zusammenbauen
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    Aus Bequemlichkeit auf eine andere Waffe auszuweichen, wäre nicht in Frage gekommen
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    Alles musste möglichst authentisch sein, darauf legte der Mann größten Wert
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    Auch der Meister selbst hatte zu Lebzeiten nichts anderes geduldet. Er wusste aus der umfangreichen Literatur, dass sie dies gemeinsam hatten: Sie verabscheuten von Herzen die Unvollkommenheit und liebten die Perfektion. Dies ging weit über die Musik hinaus
.
    Das zerbrochene Schwert, durch das der alte Kinderschänder gestorben war, hatte er ebenfalls mitgebracht. Ein kleiner Hinweis für die tumbe Polizei. Offenkundig musste er Hilfestellung leisten. Hatten diese Stümper überhaupt eine Ahnung von den Zusammenhängen der Morde? Wenn er nur wüsste, ob die Ringe gefunden worden waren. Es hatte nichts darüber in der Zeitung gestanden
.
    Diesmal waren die arrangierten Hinweise eindeutiger. Und wenn nötig, würde er beim nächsten Mal noch deutlicher werden. Dieser Hauptkommissar war ein Idiot
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    Der Mann hatte es beinahe geahnt, als sie sich dies eine Mal begegnet waren
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    Es war ihm wirklich zu leicht gefallen, diesen so genannten Ermittler aufs Kreuz zu legen
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    Er würde bessere Hilfestellung geben müssen, um den Nervenkitzel zu spüren, den er ebenso sehr brauchte wie seine Musik
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    Der Mann löschte das Licht. Morgen früh würde er eine Runde durch den Wald drehen
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    Niemand kannte den Wald hier besser als er
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    Es war noch genug Zeit, um sich auf die nächste Aufgabe vorzubereiten
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    Der Mann war seiner Verwandlung wieder ein Stück näher gekommen
.
    Das spürte er deutlich
.
    2
aus Götterdämmerung, dritter Aufzug, zweite Szene

Hauptkommissar Theobald Wagner saß mit geschlossenen Augen in seinem

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