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Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Titel: Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldkirch Verlag
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salutierte sie und legte anschließend ihre Hand auf einen Stapel loser Papiere. „Ich nehme aber an, das hat Zeit. Erzählen Sie erst einmal von Hagen.“ Theobald Wagner stellte das Weinglas ab und holte tief Luft.
    „Es ist Oliver Weigand, ein recht zwielichtiger Klatschreporter, der international tätig war. Und er scheint mir tatsächlich Hagen zu symbolisieren - wie Sie sagten.“ Wagner schloss die Augen und legte seine mittlerweile ineinander verschränkten Hände an die Stirn, während er versuchte, seine Gedanken zu formulieren. „Unser Täter hat dieses Mal unter anderem eine Postkarte der Stadt Hagen beim Opfer hinterlassen. Als wollte er geradezu erzwingen, dass wir den Zusammenhang zwischen seinen Tötungen und den Figuren im Ring endlich begreifen.“ Hilfe suchend blickte er Elle an. „Er scheint diesmal sehr viel plakativer zu sein als sonst. Bisher war Ihr Mörder subtiler in der Wahl seiner Symbole, finden Sie nicht auch?“, bemerkte Elle. Wagner nickte und fuhr fort. „Weigand wurde in seiner Badewanne ertränkt. Und… bei ihm in der Wanne schwammen drei nackte Barbie-Puppen. Ich muss wissen, auf welche Weise dieser Hagen im Ring des Nibelungen zu Tode kommt!“ Elle schluckte hörbar. „Zunächst denke ich ebenfalls, dass der Mörder unbedingt erreichen will, dass Sie ihn verstehen. Deshalb die Postkarte! Vielleicht glaubt er, die Symbole seien bisher nicht deutlich genug gewesen für das Verständnis eines Laien. Ursprünglich war die Karte vielleicht gar nicht Teil seines Plans.“ Elle sah Wagner mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an. „Nun zu Ihrer Frage! Hagen wird gegen Ende der „Götterdämmerung“, das ist die vierte und letzte Oper im Zyklus vom Ring des Nibelungen, ertränkt, weil auch er vom Ring und seiner Machtverheißung nicht lassen kann. Die Rheintöchter sind die ursprünglichen Wächterinnen des Rheingolds, aus dem der Ring zu Beginn des Zyklus geschmiedet wurde. Sie ziehen Hagen bei seinem letzten verzweifelten Versuch, ihn in seinen Besitz zu bekommen, in die Tiefen des Rheins und er ertrinkt. Da haben Sie Ihre Barbies. Es sind die Rheintöchter, Woglinde, Wellgunde und Floßhilde.“ „Freude schöner Götterfunken“ störte Wagners Gedankenfluss. Die Erfindung des Mobiltelefons konnte manchmal wirklich ein Fluch sein. „Dr. Kremer hier. Ich bin gerade auf dem Heimweg und dachte mir, ich unterrichte Sie noch über das Untersuchungsergebnis bezüglich der Substanz auf Weigands Lippen.“ Im Hintergrund konnte Hauptkommissar Wagner leise Musik und Motorengeräusch vernehmen. „Diese Substanz ist Schuhcreme. Farblos! Was sagen Sie jetzt?“
    Dr. Kremer triumphierte offenbar angesichts seiner grandiosen Information.
    „Schuhcreme? Auf dem Mund des Opfers? Dazu fällt mir ad hoc nur eines ein, Doc! Weigand hat vor seinem Ableben dem Mörder die Schuhe küssen müssen.“ Wagner machte ein gequältes Gesicht. „Genau das dachte ich auch. Vielleicht ist es eine spezielle Schuhcreme, anhand der wir Ihrem Mörder näher kommen. Diese Ergebnisse bekommen wir morgen, aber ich dachte, die Nachricht heitert Sie vielleicht heute schon auf. Handys können doch ein wahrer Segen sein, nicht wahr? Bis morgen also…“ Dr. Kremer war aus der Leitung.
    Wagner sah zu Elle hinüber. Sie schaute mit entsetzter Miene an ihm vorbei aus dem Fenster. „Was ist das nur für ein Mensch?“, flüsterte sie leise. Theobald Wagner räusperte sich.
    „Wenn Sie von der Tatsache schockiert sind, dass der Mörder sich von seinen Opfern die Füße küssen lässt, zeige ich Ihnen die Fotos vom Tatort lieber gar nicht erst. Ich verstoße damit ohnehin gegen jede Regel.“ Elle trank einen Schluck Rotwein.
    „Zeigen Sie mir die Fotos, und alles andere was nötig ist, um diesen Menschen aus dem Verkehr zu ziehen“, antwortete sie mit überzeugender Entschlossenheit. Wagner öffnete zögernd die erste Akte. Es war die von Olaf Westhofen. Elle nahm sie so zaghaft in die Hände, als sei die Akte zerbrechlich. Schweigend sah sich alles genau an und las die getippten Berichte aufmerksam. Immer noch schweigend schloss sie die Akte und öffnete die nächste.
    Ihre Gesichtszüge verrieten keinerlei Gefühlsregungen. Sie las Wilhelm Gornheims Akte, ebenso wie die von Ronny Pfingst und Oliver Weigand, eine nach der anderen mit höchster Aufmerksamkeit durch. Als sie die letzte Akte schloss und auf den Stapel zurücklegte, zitterten ihre Hände schließlich doch ein wenig. Theobald Wagner

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