Der Ring um das Auge Gottes
»mir war wohl bewußt, daß uns die Splits belogen hatten. Das war ein sekundärer Zweck dieser Sitzung. Ich … hätte gedacht, daß uns mehr Zeit zur Verfügung stünde. Diese ›Attrappen‹ …«
»Eure Hoheit, ich habe genug Beweismaterial für Korruption, daß man den Gestank bis Sparta riechen kann. In gewisser Weise habe ich diese Kommission veranlaßt, und bei der ersten Sitzung wollen Sie eine Geheimsitzung veranstalten! Soweit es mich betrifft, ist der Rat der Frage von Korruption in der Narrenpunktflotte ausgewichen. Erwarten Sie wirklich, daß ich mich mit diesem massiven Gefühl für Dringlichkeit zufrieden gebe?«
Noch ehe jemand explodieren konnte, fing Kevin Blaine Mercers Blick auf. »Verzeihung, mein Lord, aber sie hat etwas zu sagen.«
Wütende Blicke richteten sich auf Blaine, aber MacDonald sagte: »In welcher Hinsicht, Leutnant?«
»Dringlichkeit. Betrachten wir dies wie ein Glücksspiel. Was ist hier der erwartete Gewinn? Die Splits haben Dr. Buckman eingeredet, daß das Splittersystem für mindestens fünfhundert, wenn nicht zweitausend Jahre unter sicherem Verschluß gehalten werden könnte. Wenn sie glaubten, daß diese Lüge es wert war, erzählt zu werden, dann mußte das erwartete Datum viel früher liegen. Es könnten nicht mehr als rund hundert Jahre sein, nicht wahr? Ein solches Intervall würde es nicht wert sein, sich zu verstecken.
Sagen wir dreißig bis siebzig Jahre. Mit einem breiten Fehlerspielraum bleiben zwanzig Jahre. Warum die Eile?« Blaine wandte sich an Trujillo. »Richtig?«
»Und wir wissen, daß es noch nicht losgegangen ist!«
»Nun ja, nicht im letzten Monat. Es würde eine Verzögerung eintreten, bis wir von der Narrenpunktflotte zu hören bekämen. Der Sprung vom Auge nach hier würde sich bewegen. Aber die Dringlichkeit beruht auf diesen Schiffsattrappen. Sie zeigen, daß die Splits jetzt bereit sind. Natürlich könnte der Fehlerspielraum noch groß sein.« Jetzt sprach er direkt Trujillo an, »Aber wir sind in hektischer Eile, um etwas in Gang zu bringen. Irgend etwas. Letztlich werden wir einige Schiffe von der Narrenpunktschwadron abziehen, damit sie auf ihren Hintern zwanzig Jahre lang sitzen können. Oder vierzig, fünfzig …«
»Oder zwanzig Tage«, murmelte Bury.
»Und warum soll die Presse das nicht beobachten?« fragte MeiLing. »Nichts, was hier gesprochen wird, kann zu den Splits gelangen. Sie behalten nur Geheimnisse vor der Öffentlichkeit.«
»Was hier gesprochen wird, kann zu den Outies gelangen«, sagte MacDonald. »Und zu Verrätern, denen es wohl gefallen könnte zu sehen, wie das Imperium Schaden nimmt, während unsere Kraft gegen die Splits konzentriert ist. Es ist noch gar nicht so lange her, daß die Neu-Irländer Bomben auf den Palast des Gouverneurs geworfen haben, wie Sie wissen, General.
Madam, ich zweifle nicht an Ihrer Loyalität, glaube aber, daß Sie gewiß mehr gehört haben, als schon sicher ist. Ich würde mich nicht wundern, etwas davon im Tri-Vi zu sehen. Wenn es nach mir ginge …«
»Kommissar MacDonald hat recht«, warf Mercer ein. »Miss Trujillo, ich muß Sie bitten, das, was Sie hier gehört haben, streng vertraulich zu behandeln.«
»Eine gute Story verbieten?« Sie lächelte dünn. »Ich zweifle, ob Sie mich dazu bringen können.«
»Eure Hoheit«, sagte Kommissar MacDonald, »das Gesetz ist sehr klar hinsichtlich Drohungen gegen das Imperium. Ist dies kein Notstand? Sie brauchen nur einen zu erklären.«
»Selbst das kann mich nicht hindern, über Korruption und die Ausflüchte dieses Rates zu schreiben«, sagte Trujillo und machte eine Pause, um das eindringen zu lassen. »Aber ich bin bereit mitzuarbeiten. Natürlich gibt es da eine Bedingung.«
»Was ist Ihre Bedingung?« fragte Mercer.
»Lassen Sie mich den Rest der Geschichte herausfinden!«
»Was?« MacDonald war außer sich.
»Lassen Sie mich ausreden! Ich werde jeden Eid schwören, den Sie wollen – Eid des Geheimen Rates, nicht wahr? – und versprechen, nichts zu publizieren, einschließlich dessen, was ich schon gehört habe, bis Sie es für sicher erklären. Aber ich will wissen. Ich will in der ganzen Story drin sein: Splits, Korruption in der Flotte, all dies.«
»Hmm.« Mercer sah sich im Raum um und blickte dann auf den Bildschirm, der vor ihm diskret in den Tisch eingebaut war.
»Es scheint, als wären Sie der einzige Problemgast, Ms. Trujillo. Jeder andere hier steht schon unter irgendeiner Verpflichtung, die Geheimnisse des
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