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Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Gegner von solcher Anmut, Sicherheit und Flinkheit gekämpft.
    Sonja gönnte sich keine Pause; je mehr Kraft sie verbrauchte, desto mehr schien in ihr nachzuwachsen. Sie zwang Olin den Hang hinunter, und manchmal war er dem Stolpern nahe. Obgleich er entschlossen versuchte, sich zu verteidigen, ihren Ansturm zu verhindern und sie den Hügel wieder hoch zu drängen, wirkten seine Bemühungen unbeholfen. Er erschrak einen Herzschlag lang, als ihm bewusst wurde, dass Sonja ganz von Kampflust erfüllt war und sie ihn, falls es ihm nicht gelang sich zu verteidigen, durchbohren würde, ehe sie sich erinnerte, mit wem sie kämpfte.
    Da stieg Wut in ihm auf. Seine Schläge wurden kräftiger, und der hemmende Zweifel fiel von ihm. Durch das schimmernde Netz ihrer Klingen sah er, wie Sonjas Augen ihn grimmig anblickten, wie ihr Haar wehte und durch die Luft peitschte. Mit neuer Entschlossenheit begegnete Olin jedem Hieb und Stich, ließ sich nicht von Scheinangriffen überraschen und parierte meisterhaft. Sonja lachte grimmig. Olin sprang einen Augenblick aus der Reichweite ihrer Klinge, holte Atem, schätzte ihren Angriff voraus, sprang vorwärts und begegnete ihrer Klinge, wie vorherberechnet. Funken sprühten. Olin riss sein Schwert herum, schlug Sonja zur Seite und stieß sofort vor, um sie zu entwaffnen.
    Aber ihre Klinge erwartete ihn, unermüdlich und sicher. Seine Klingenspitze traf erneut ihren Schwertgriff, und Sonja glitt geschmeidig zur Seite, als Olins Schwert die Luft durchschnitt. Als er sie zurückzog und ihre geschmeidige Bewegung sah, wurde ihm klar, dass seine Abwehr um einen Herzschlag zu spät kam.
    Sonjas Augen blitzten, und ihre Klinge stieß vor – und glitt unter der Achsel zwischen Brust und Arm hindurch, ohne Olin zu verwunden.
    Hatte sie ihn aus Hochachtung oder Liebe nicht töten wollen? Oder hatte sie sich verschätzt, so dass der Stich, der seinem Herzen gegolten hatte, ihn lediglich unbeabsichtigt verfehlte?
    Sonja gab ihm jedoch keine Chance, weiter darüber nachzudenken. Ohne anzuhalten, stieß ihre Klinge erneut vor, und er konnte sie gerade noch parieren.
    Er merkte, dass er ermüdete. Das Blut dröhnte ihm in den Ohren, sein Arm wurde schwer. Auch Sonja musste müde sein, obgleich sie es nicht zeigte. Da drang ein Laut an Olins Ohr, ein Laut, der nicht von seinem Blut oder heftig pochenden Herzen kam, auch nicht von ihren klirrenden Schwertern. Es war das Stampfen, Wiehern und Schnauben ihrer beiden Pferde.
    »Sonja!« brüllte er.
    Sie hörte die Pferde nicht, obgleich ihr verängstigtes Wiehern noch lauter wurde. Olin wagte nicht, die Augen auch bloß einen Moment von Sonjas zu nehmen, dabei wuchs das Gefühl der Gefahr immer mehr – einer Gefahr, die nicht durch ihr Schwert drohte, sondern von außerhalb kam.
    Da sah er sie …
    »Sonja!«
    Mit aller Kraft schlug Olin ihre Klinge zur Seite und sprang außer Reichweite.
    »Dort!« schrie er und deutete mit dem Schwert.
    Aus ihrer Kampfbesessenheit gerissen, hörte jetzt auch Sonja die Pferde. Sie drehte sich um. Auf dem Hügel waren gelbe Lichter – kleine gelbe Lichter, die an bewegten Figuren brannten. Augen!
    »Tarim und Erlik!« fluchte Sonja. »Was bei den sieben Höllen …?«
    Die Gestalten schienen den Hang zu ihnen herab zu schweben – sechs kleine Männer in dunklen Gewändern, die Hände in den Ärmeln verborgen, die gelben Augen wie Kohlen glühend. Die Pferde hatten sich ein wenig beruhigt und schnaubten nur noch leicht.
    Der Erschöpfung nahe, verschwitzt und atemlos blieben Sonja und Olin stehen, als die sechs Gestalten sie umringten, aber in sicherem Abstand von ihren Schwertern.
    »Gebt uns den Ring!« forderte einer der gelbäugigen Männer. Der Akzent seiner leisen Stimme verriet seine stygische Abstammung.
    Sonja wandte sich Olin zu. »Ikribu-Priester!« keuchte sie.
    »Ja!« bestätigte eine andere Stimme. »Wir wissen, dass der Ring hier ist. Einer von euch hat ihn. Ihr werdet ihn uns geben! Sofort!«
    »Der Ring?« Olin schnappte nach Luft. Ohne den Blick von den Akoluthen zu nehmen, sagte er: »Sonja?«
    »Ich habe ihn«, antwortete sie. »Ich hätte es dir eher sagen sollen. Ich habe Pelides belogen, Olin. Sopis hatte den Ring und ich zog ihn von seinem Finger, nachdem er tot war.«
    Eine bleiche Hand streckte sich Sonja entgegen. »Ihr werdet ihn mir geben, Weib!«
    »Stahl werde ich dir geben, Hund!«
    Die Augen begannen noch stärker zu glühen, dass ihr Licht sich verbreitete und das Gesicht des Mannes

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