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Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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nicht.«
    Sie hörte Pelides hinter seiner Maske atmen. »Wir alle hier sind jetzt eine Gemeinschaft«, sagte er noch einmal. »Jeder hat seinen eigenen Grund für diese Verbindung. Jeden brachte sein eigener Weg nach Suthad. Einigen von uns kann man vertrauen, anderen nicht. Jeder von uns hütet ein Geheimnis und eine ungenannte Furcht. Das Herz eines jeden brennt nach Vergeltung oder aus einem anderen übermächtigen Gefühl, das sich nicht beherrschen lässt. Vielleicht vergnügen die Götter sich mit einem Spiel, und wir sind ihre Spielfiguren. Hier, nehmt das.«
    Von seinem Gürtel zog er einen langen, schweren Dolch in seiner Scheide und reichte beides Tias.
    »Lernt ihn zu benutzen«, riet er ihr ernst. »Tragt ihn. Legt ihn jetzt gleich um. Ehe dieser Feldzug vorbei ist, wird er zu einem Teil von Euch werden.«
    »Ich – ich will ihn nicht!« Abwehrend hob sie die Hände.
    Trotzdem streckte Pelides ihn ihr weiterhin entgegen. »Bis jetzt seid Ihr waffenlos durchgekommen. Nun biete ich Euch diesen Dolch an – der Euch eines Tages überleben helfen mag. Ersucht jemanden, Euch zu lehren, mit ihm umzugehen. Glaubt Ihr nicht, dass Ihr es schon bald bedauern werdet, wenn Ihr ihn jetzt ablehnt?«
    »Pelides, ich …«
    »Nehmt den Dolch, Tias. Es ist eine Geste und ein Symbol. Ich komme vielleicht nie wieder in diese Stimmung. Bisher habt Ihr in Eurem Leben keine Waffe gebraucht. Aber in Eurer Zukunft sieht es anders aus.«
    Tias schluckte heftig. Plötzlich hatte sie das Gefühl, sie würde einen Kreuzweg überschreiten, ihre Seele würde von einem Pfad auf einen anderen überwechseln, nähme sie das Messer. Ein Pfad war in Suthad und endete, wie Suthad geendet hatte, während der andere zu einem neuen Horizont führte. Sie musste den Dolch nehmen und den neuen Weg beschreiten, denn den alten gab es nicht mehr. Dieses Gefühl war so stark, dass es sie erschreckte.
    »Ich will ihn nicht«, weigerte sie sich erneut. »Ich spüre, dass da Zauber …«
    Pelides seufzte unter der Maske. »Kein Zauber. Die Waffe ist aus gutem Stahl, nichts weiter. Ich biete sie Euch zu Eurem eigenen Schutz an. Nehmt sie, wenn Ihr wollt.«
    »Ich nehme sie, aber …« Zögernd legte sie die Finger um den Griff. Ein seltsames Prickeln durchzog sie. Sie blickte zu Pelides hoch, doch kaum war der Dolch aus seiner Hand, hatte er sich wieder von ihr abgewandt, die Finger hinter dem Rücken verschränkt und starrte erneut aus dem Fenster.
    Zitternd wich Tias zurück, dann drehte sie sich um und rannte hastig zu ihrem Gemach zurück.
     
    Sie verließen Suthad am nächsten Morgen: Olins winzige Armee auf ihrem Feldzug gegen finstere Hexerei, um gegen ein Ungeheuer vorzugehen, das keiner von ihnen, mit Ausnahme von Pelides, je gesehen hatte.
    Allas staunte, dass Tias sich nicht heftig gegen den Abmarsch auflehnte. Statt dessen frühstückte sie ruhig, ohne viel zu sagen, stieg wortlos auf ein Pferd und ritt neben ihm durch das Westtor. Er bemerkte den Dolch, den sie nun an ihrem Gürtel trug, und erkannte ihn als eine von Pelides’ Waffen, aber er hielt es für besser, sie in ihrer gegenwärtigen Stimmung nicht darüber auszufragen.
    Olin ritt an der Spitze des Zuges, mit Herzog Pelides zur Linken und Sonja zur Rechten. Weder er noch Sonja sprachen zu irgend jemandem über die Geschehnisse der vergangenen Nacht, und falls doch irgend jemandem ihre Abwesenheit aufgefallen war, erwähnte er sie zumindest nicht.
    Einige fahle Gesichter beobachteten sie hinter den Fenstern, als die tausend Reiter durch die Stadt zum Tor trabten. Doch niemand winkte ihnen zu, und als die Pferde vorübergetrabt waren, zogen die Gesichter sich zurück und verfielen wieder in ihren Stumpfsinn.
    Westlich von Suthad machten die welligen Felder und Wiesen zunehmend dichteren Wäldern Platz. Dieses unbesiedelte Gebiet war von den Kothiern der Natur noch nicht abgerungen, und in allen Richtungen, je weiter sie westlich kamen, wechselten Wald und sumpfige Öde einander ab. Einer niedrigen Bergkette zwischen Argos und Koth entsprang ein unbedeutender Wasserlauf, der in den Westlichen Ozean mündete. Dieser namenlose Fluss folgte einem schwer begehbaren Pfad und floss träge durch das westliche Sumpfland, das nicht sehr ausgedehnt war. Karawanen und berittene Armeen vermochten es in wenigen Tagen zu umgehen. Trotzdem war es nicht unbedeutend und eine Brutstätte von Tod, Seuchen und Grauen. Und hier hatte, wie Pelides Olin versicherte, Asroth seine Festung auf einem niedrigen

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