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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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müssen.
    Beim Morgengrauen steuern wir den ersten Arboroboter in die Gasse vor der Lagerhalle, die in ein paar Minuten in der prallen Sonne liegt. Hier werden sich die Wasserstofftanks rasch aufladen.
    Als wir drinnen am zweiten Traktor basteln, hören wir, wie draußen der Motor angelassen wird. Wir haben vergessen, das Führerhaus abzusperren! Sofort rennen wir ins Freie – und entdecken eine Bande Kinder, die auf der Karosserie herumkraxelt, während sich die Räder langsam in Bewegung setzen. Strom springt aufs Trittbrett, klemmt sich einen kleinen Dieb unter jeden Arm, und augenblicklich ist der Rest verschwunden.
    »Hey! Lass mich runter!«, kreischt der Junge unter seiner linken Achsel. »Sonst sag ich’s meinem Papa, und der ist Vorarbeiter!«
    Strom will die beiden Gassenjungen laufenlassen, aber Moira hält ihn zurück. Vielleicht können wir sie einstellen.
    Diese kleinen Gauner?
    »Hört mal her«, sagt Meda. »Wir haben Arbeit für euch. Habt ihr Hunger? Lust auf Frühstück?«
    Der Junge, der sich eben lautstark beschwert hat, windet sich aus Stroms Griff. »Was gibt’s zum Frühstück? Ich heiße übrigens Eliud.«
    So kommen wir zu einem eigenen Trupp Arbeiter, der uns ein paar Bagels und ein bisschen Singleton-Scrip kostet. Eliud wird spontan zum Vorarbeiter ernannt. Zwar verschwinden ein paar Samenbeutel und Werkzeuge unter mysteriösen Umständen, aber dafür haben wir schon um Mitternacht den zweiten und einen Großteil des dritten Traktors aufgebaut. Als es dunkel wird, gehen die meisten Kinder nach Hause, falls sie so etwas wie ein Zuhause haben. Ein paar andere bleiben, darunter auch Eliud, der auf einem Sack Apfelsamen in der Ecke schläft.
    Ich dachte, sein Vater sei Vorarbeiter, bemerkt Quant.
    Kann ja sein, erwidert Manuel. Das heißt noch lange nicht, dass er seinen Vater kennt.
    Von Vätern und Müttern haben wir nur abstrakte Vorstellungen, denn wir haben weder noch. Aber wir hatten die Erzieherinnen in der Krippe, und wir haben Mother Redd.
    Am nächsten Morgen steht eine ganze Kinderschar vor der Tür und wartet aufs Frühstück.
    Jetzt sind wir eine richtige Gilde, sendet Strom.
    Moira grinst. Findet ihr nicht auch, dass sie ein bisschen an unsere Enten erinnern?
     
    Mit Eliud und einem anderen Jungen unternimmt Manuel einen Ausflug auf den Markt. Angeblich suchen sie nach einem Präzisionsmessschieber, aber Manuel schaut sich vor allem nach Letos Interface-Jüngern um. Doch in Hinterland, dem letzten Vorposten der Zivilisation, leben immerhin 200 000 Menschen, und so findet er weder das eine noch das andere. Beim Kalibrieren der Wasserstoffmotoren müssen sich Quant und er daher mit den veralteten Werkzeugen aus der Lagerhalle begnügen.
    Mittags ist der dritte Traktor fertig, während die ersten beiden bereits mit Samen, Bakterien, Dünger und Wasser befüllt sind. Voll beladen sind sie so schwer, dass das brüchige Kopfsteinpflaster unter ihren Rädern knirscht; sicherheitshalber legen wir breite Holzlatten unter, damit sich das Gewicht besser verteilt. Da sich die Tanks schneller aufgeladen haben als erwartet, können wir schon morgen mit dem ersten Arboroboter loslegen.
    Kurz nach dem Mittagessen hören wir lautes Geschrei von der Straße: Irgendjemand flucht, unsere Jungs kreischen. Weil Meda schläft, übernimmt Strom die Führung und rennt mit den anderen nach draußen.
    Dort klettern gerade zwei Männer in die Führerhäuschen.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragt Strom.
    »Was seid ihr denn für Vögel?«
    »Wir sind Baumpfleger Zweiter Klasse, und das sind unsere Traktoren.«
    »So, so, Zweiter Klasse.« Als der Wortführer auf den Boden springt, entdecken wir einen Namen auf der linken Brusttasche seines Overalls: Ryan. Der Typ ist so sauber und ordentlich gekleidet, dass es sich nur um einen Vorarbeiter handeln kann.
    »Geh Meda und Quant wecken«, flüstert Manuel Eliud zu.
    Ryan räuspert sich gewichtig. »Habt ihr überhaupt eine Lizenz für diese Gerätschaften?«
    Er blufft.
    »Wir arbeiten für Untervorarbeiter Muckle. Der hat eine Lizenz.«
    Mit einem Blick auf seinen Kollegen, der immer noch oben am Führerhaus lehnt, lacht Ryan auf. »Muckle? Also deshalb hat er die Jergens-Pacht übernommen!«
    Strom zuckt die Achseln. Meda hätte jetzt die richtigen Worte gefunden, für ihn ist mit einer Geste alles gesagt.
    »Ich geb euch einen guten Rat«, sagt Ryan. »Schafft diese Schrotthaufen von der Straße. Ihr blockiert die Durchfahrt. Ihr könnt froh sein, dass ich

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