Der Ring
eingeschlafen.
Als ich mit einem Schrei erwachte, war ich allein.
Strom! Meda! Moira! Quant! Corrine! Brüllend versuchte ich, mich aufzusetzen, mich auf die Seite zu rollen oder aufzustehen, aber ich konnte mich nicht bewegen.
»Scheiße, der hier spritzt schon wieder!«
»Egal. Hast du seine Füße gesehen?«
»Ja, klar.«
Ich öffnete die Augen. Über mir hing eine weiße Zimmerdecke, ich war an Armen und Beinen gefesselt. Kein gutes Zeichen. »Wo bin ich?« Meine Kehle fühlte sich rau und trocken an, ich konnte kaum schlucken. »Wo ist mein Pod?«
»Das wollen die Kaputten immer zuerst wissen.« Ein Gesicht schob sich in mein Blickfeld, ein unmodifizierter Singleton im weißen Arztkittel. Auf die Brusttasche war ein Name gestickt: Fanning.
»Ich bin nicht kaputt.«
»Natürlich bist du das. Sonst wärst du nicht hier.«
Ich kämpfte gegen die Panik an. »Bitte, könnte ich jetzt meinen Pod sehen? Die vier, die bei mir waren?«
»Sorry, aber das ist nicht drin. Jetzt kümmern wir uns erst mal um diesen abscheulichen Geruch.« Fanning hielt eine Kanüle in die Höhe und klopfte auf meinen Arm, offenbar auf der Suche nach einer Vene.
An der Tür entdeckte ich zwei weitere Männer, beide mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Nein, keine zwei Männer – ein Duo, nach der Tarnkleidung zu schließen ein Militärduo. Im nächsten Moment erkannte ich ihn: Anderson McCorkle! Ich zuckte zusammen. »Nein! Keine Spritze!«
»Wehr dich nicht, Kleiner«, sagte einer von Anderson McCorkle.
»Du hast dich gut geschlagen, aber nicht gut genug«, fuhr sein Partner fort. »Find dich damit ab.«
Lächelnd schob Fanning die Nadel in meinen zitternden Oberarm, den er mit dem Ellbogen fixierte.
»Dieser Mann ist ein Spion!«, schrie ich. »Er will uns umbringen! Sie müssen das OG verständigen!«
Fanning grinste. »Ich hab ja schon viel gehört, aber das ist mal was Neues.«
Watte legte sich auf meine Ohren, auf der Zunge breitete sich ein metallischer Geschmack aus. Meine Augen stellten zwar noch scharf, aber mein Nervensystem war abgestumpft – ich sah, ohne die Umgebung wahrzunehmen. Langsam atmete ich aus. »Was war das?«
»Ein Schwarmtöter.«
Das Wort traf mich wie ein Donnerschlag, der urplötzlich verklang und eine Sekunde lang jede Bedeutung verlor. Ein Schwarmtöter. Ein podauflösendes Enzym.
Verzweifelt zerrte ich an den Fesseln. »Ich will zu meinem Pod!« Ich versuchte, Notpheromone freizusetzen, irgendwas, aber ich hatte keine Kontrolle über meine Halsdrüsen, und meine Pads waren ausgetrocknet.
»Nur die Ruhe. Bald ist es geschafft. Wir kümmern uns gleich um den Rest.«
Mit diesen Worten verschwand der Arzt aus meinem Blickfeld und ließ mich mit Anderson McCorkle allein, der sich sofort über mich beugte. »Weißt du eigentlich, wie viele Leute nach dir suchen? Du Freak?«
»Als du auf den Ring geflohen bist, haben deine Kollegen einen Virus in die Flotte eingeschleust«, sagte der andere.
»Aber wir wussten sowieso, was mit dir los ist.«
»Und selbst wenn wir nicht gewusst hätten, dass Leto dich in den Hinterkopf gefickt hat …«
»… hätten wir es spätestens gewusst, als du einfach so auf den Ring spaziert bist.«
»Das war ein Fehler.«
»Aber dein größter Fehler war, uns anzuschwärzen.«
McCorkles Gesichter entfernten sich, ich hörte ein Klicken, es wurde dunkel. Wäre das Oberlicht über der Tür nicht gewesen, hätte ich überhaupt nichts gesehen.
Das Schloss schnappte zu.
Ich wollte nicht heulen, ich kämpfte gegen die Panik an. Andererseits würde ich früher oder später sowieso den Verstand verlieren, wenn ich mich nicht mehr mit dem Pod vereinigen konnte. Mein ganzer Körper zitterte, ich fühlte mich einsam, allein und leer. Wütend riss ich an den Gurten, die mich an Armen und Beinen an das Krankenhausbett fesselten. Das Bett rasselte, und meine Beine prallten von der Matratze ab, bis ich die Füße sehen konnte.
Offensichtlich saßen die Fußfesseln nicht ganz so fest wie die an den Händen. Ich blickte genauer hin: Das Lederband um die Knöchel war gut dreißig Zentimeter lang. Sofort überprüfte ich, ob ich meine linken Zehen mit den rechten berühren konnte – ich konnte. Ich lachte laut auf, wahrscheinlich klang es wie das Lachen eines Wahnsinnigen. Die Kerle hatten sich sogar über meine modifizierten Füße unterhalten, aber deren wahre Fähigkeiten hatten sie nicht erkannt, noch nicht mal McCorkle.
»Idioten«, murmelte ich, während ich die
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