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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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ratlos zusehen, wie er sich mit Händen und Füßen wehrte – bis sich Meda, Moira und Quant in Bewegung setzten. Offenbar hatten sie Stroms Anweisungen empfangen, chemische Gedanken, die durch die Luft flirrten, ohne dass ich sie registrierte.
    Quant warf sich auf einen von McCorkle, während Meda und Moira den anderen einkreisten. Ich wusste, dass auch ich Befehle erhalten hatte, aber welche? Mir blieb nichts anderes übrig, als mich mit Jol aus dem Gefecht herauszuhalten.
    Anderson McCorkle löste sich aus der Umklammerung durch meinen Pod, rollte sich nach hinten ab und kam in zwei Metern Entfernung zum Stehen. Zwei gegen vier – eigentlich eine klare Sache, doch das Duo hatte eine echte Nahkampfausbildung genossen und verfügte über künstlich gesteigerte Reflexe und Muskelkraft. Zuerst war ich überrascht, dass McCorkle nicht seine Waffen zog, bis ich die leeren Pistolenhalfter an seinen Hüften sah. Vielleicht durfte man in der Anstalt keine Schusswaffen tragen.
    Blitzschnell gingen die beiden zum Angriff über. Sie täuschten eine Attacke auf Strom vor, setzten aber mit einer Rechts-Links-Kombination auf Quant nach, die den ersten Schlag knapp parierte und nach dem zweiten hart getroffen nach hinten taumelte.
    Eigentlich war es kein Kampf, sondern ein streng choreographierter Tanz. Und da, wo mein Platz gewesen wäre: gähnende Leere, eine Schwachstelle des Pods.
    Strom schickte Meda und Moira los, ein Wirbelwind aus Tritten und Faustschlägen. Zugleich versuchten er und Quant, das Duo einzukreisen, doch der Flur war zu eng für ein solches Manöver.
    »Du hast keine Nahkampfausbildung, Papadopulos«, spottete einer von McCorkle.
    »Und du läufst nur mit achtzig Prozent Leistung.«
    »Du hast keine Chance.«
    »Das OG-Militär wird dich …«
    Ein genau abgestimmter Angriff meines Pods schnitt ihm das Wort ab und drängte ihn zurück. Strom dirigierte eine Serie von Finten, Schlägen und Kicks, die ich nicht mal im Ansatz nachvollziehen konnte. Wäre ich ein Teil des Pods gewesen, wäre mir die Strategie klar vor Augen gestanden, aber so sah ich bloß ein Wirrwarr aus Fäusten und Füßen.
    »Wow«, meinte Jol. »Dein Pod ist gut.«
    Zack! Einer von McCorkle steckte einen kräftigen Haken zur Nase ein und stolperte gegen die Wand. Das Duo ließ sich drei Meter zurückfallen. Natürlich konnte es problemlos auf Zeit spielen; früher oder später würde man ihm zu Hilfe eilen.
    Nein – der scheinbare Rückzug war nur ein Trick. Kaum setzte Strom nach, fielen die beiden aus nächster Nähe über ihn her. Ich war mir sicher, dass mein Pod auf diese Distanz überlegen war, aber das Duo kannte unsere Achillesferse: Einer der beiden setzte einen Würgegriff an und drückte zu, und Sekunden später war Strom bewusstlos. Sein Hirn suchte noch kurz nach Sauerstoff, dann machte es dicht.
    Der Rest meines Pods hielt inne. Auf einmal wussten sie nicht mehr, was zu tun war, denn ohne Strom konnten wir kaum taktisch denken. Das Duo hatte gewonnen. Zwei gegen vier.
    Zugleich begriff ich, dass ich frei war, dass ich unabhängige Entscheidungen treffen konnte, dass Stroms Ausfall irrelevant war, was mich anging. Die Droge hatte mich befreit.
    Ich stürzte mich auf einen von McCorkle, klammerte mich mit Zehen und Fingern an seinen Oberkörper und ließ meiner Wut freien Lauf. Er hatte mich unter Drogen setzen lassen, er hatte mich von meinem Pod abgeschnitten, und endlich konnte ich es ihm heimzahlen. Ich prügelte auf ihn ein, bis er in sich zusammensackte, und riss die sensiblen Membranen der Pheromondrüsen an seinem Hals auf. Intensiver Schmerzgeruch schlug mir entgegen.
    Eine Sekunde lang wirkte der andere wie betäubt; mein plötzlicher Angriff hatte den Gedankenaustausch des Duos aus dem Gleichgewicht gebracht.
    Es war nur eine Sekunde, aber es reichte. Meda und Moira rannten auf ihn zu und rissen ihn zu Boden.
    Währenddessen schlossen sich meine Finger um das Genick meines Opfers und drückten zu, bis sein Kopf violett anlief und nach hinten kippte. Hätte Moira mich nicht aufgehalten, hätte ich immer weiter zugedrückt. Mit klopfendem Herzen stolperte ich zurück. Kein Zweifel, ich hätte ihn getötet.
    Aber darüber konnten wir jetzt nicht diskutieren. Zu dritt schafften wir das Duo in eine Zelle und verriegelten die Tür. Als wir fertig waren, hatte Quant endlich Strom aufgeweckt.
    »Es tut mir leid«, sagte Strom. »Ich habe versagt.«
    Die anderen vier fassten sich an den Händen, um Stroms Schuldgefühle

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