Der Ripper - Roman
Trevor. Diese Toten können schrecklich zappelig werden.«
Den Gefallen tat ich ihm gern. Ich trat zurück und atmete weiter. Der Gestank lag noch immer in der Luft,
streng und süßlich zugleich, aber wäre ich noch weiter weggegangen, hätte ich die Geschehnisse nicht länger genau im Auge behalten können.
Ich war bereit, nur für den Fall, dass Lazarus seinen Buster unter der Leiche versteckt hatte.
Als Erstes stopfte er die schwarze Zunge zurück, wo sie hingehörte. Er zog den Unterkiefer des Kerls herunter, und dann goss er ihm Elixier in den Schlund. Ein Teil floss daneben, spritzte über die grauen Lippen und lief die stoppelbärtigen Wangen hinunter. Aber eine ordentliche Portion der Flüssigkeit fand ihren Weg. Ich bemerkte, dass die Zähne der Leiche grau waren, was mir merkwürdig erschien. Aber dann färbte das Elixier sie rot.
Lazarus nahm die Flasche weg.
Der tote Kerl rührte sich nicht.
Ich holte tief Luft, hielt den Atem an und trat wieder näher heran. Als ich mich über die Leiche beugte, konnte ich das Elixier in seinem Mund schwimmen sehen.
Er schluckte.
Ich wich ruckartig zurück.
Mit einem winselnden Laut atmete er tief ein. Dann stieß er die Luft mit einem lauten Seufzer wieder aus.
Er leckte sich die Lippen und öffnete den Mund, als wollte er noch einen Schluck.
Lazarus tat ihm den Gefallen.
Der Adamsapfel des Burschen geriet in Bewegung. Er schluckte so schnell, wie Lazarus das Elixier in ihn hineingießen konnte.
»Das müsste reichen.« Lazarus richtete sich auf und trat zurück.
Ich entfernte mich einen Schritt vom Sarg und atmete weiter.
Ich wusste nicht genau, was ich davon halten sollte, aber ich war gespannt, was jetzt passieren würde.
Der Tote stieß einen schrillen Schrei aus, der mir die Haare zu Berge stehen ließ. Dann schoss er keuchend und mit weit aufgerissenen Augen in die Höhe, stützte sich an der Kiste ab und sprang auf. Er sah an sich herab. Er sah Lazarus an, dann mich. Er schrie »Juhuu!«, klatschte in die Hände und fing an, in seinem Sarg herumzutanzen. »Gerettet!«, rief er. »Lieber Herr Jesus, ich lebe noch!« Er sprang aus dem Sarg und hüpfte lachend und weinend auf mich zu.
Ich war viel zu verblüfft, um ihm rechtzeitig auszuweichen. Er riss mich in die Arme, drückte mich und küsste mich auf die Wange. Und er stank! Als ich ihn wegstieß, hüpfte er zu Lazarus und umarmte den.
Lazarus ging freundlicher mit ihm um als ich. Vermutlich war er an so etwas gewöhnt. Statt den Mann abzuschütteln, umarmte er ihn und tätschelte ihm den Kopf. »Kein Grund zur Aufregung«, sagte er. »Ihnen geht es gut. Sie sind in Ordnung, junger Mann.«
»Sie haben mich aufgehängt ! Ich war tot und im Jenseits !«
»Ich habe Sie wiederbelebt«, erklärte Lazarus und drückte ihn erneut an sich. »Ich habe Sie mit Hilfe meines patentierten Wunderelixiers in das Land der Lebenden zurückgeholt.«
»Wunderelixier?«
»Hilft gegen alle Leiden.«
»Dank sei Gott! Halleluja!« Er riss sich von Lazarus los, und ich hegte schon die Befürchtung, er werde sich wieder auf mich stürzen, aber stattdessen fiel er auf die Knie und reckte die Arme in die Luft. Dann hallelujate er eine Zeit lang.
Er war noch immer damit beschäftigt, als Lazarus mit ernster und nachdenklicher Miene auf mich zutrat. »Sie waren Zeuge eines Wunders«, sagte er.
»Ich war Zeuge von irgendetwas.«
Er legte mir einen Arm um die Schulter und führte mich zum Wagen. »Es ist eine wahrhaft wunderbare Erfahrung, wenn man die Macht des Wunderelixiers mit eigenen Augen sieht. Es holt die Toten ins Leben zurück! Stellen Sie sich nur die wunderbare Heilkraft vor, die eine solche Flüssigkeit bei den Lebenden hat. Nun, mit zehn Flaschen bleiben Sie mindestens ein ganzes Jahrhundert lang kerngesund.«
Er kletterte hinten in den Wagen.
Als Lazarus außer Sicht war, wandte ich meine Aufmerksamkeit dem anderen Burschen zu. Er lag noch immer auf den Knien, hatte sich aber beruhigt und benahm sich wieder wie ein normaler Mensch. Sein Gesicht war immer noch grau, was ich merkwürdig fand. Jetzt, da er wieder atmete, hätte seine Haut eigentlich eine gesündere Farbe annehmen müssen.
Als er meinen Blick bemerkte, lächelte er.
»Wie hat Ihnen der Tod gefallen?«, fragte ich.
»Nicht besonders.«
»Wenn es Ihnen so wenig gefallen hat, sollten Sie machen, dass Sie wegkommen. Lazarus will Sie erneut töten.«
»Trevor!«, rief Lazarus aus dem Wageninneren.
»Ich fand, er sollte das
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