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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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jeder Seite eine. An seinen Ohren baumelten goldene Ringe. Er trug ein fransenverziertes Lederhemd, das ein perlenbestickter Gürtel an den umfangreichen Bauch drückte. Er hatte keinen Revolver, dafür ein ziemlich großes Messer an der Hüfte. Seine Hosenbeine verschwanden in hochschäftigen Mokassins, die fast noch mehr Fransen als das Hemd aufwiesen.
    »Ich bleibe lieber im Sattel sitzen, aber vielen Dank für das Angebot.«
    »Ich bin auf dem Weg nach Tucson«, sagte er. »Und Sie?«
    Ich hatte nicht vor, ihm mein Pläne zu verraten. »Ich habe kein festes Ziel.«
    »Hüte dich vor den primitiven, öden Steppen der Gesetzlosen und Wilden.«
    »Ist das auch von Shakespeare?«
    »Nein, von Lazarus.«
    »Dann sind Sie also ein Dichter?«
    »Ein Dichter und Lieferant des Wunderelixiers.«

    Mit seinem Wunderelixier wollte ich nichts zu schaffen haben, also fragte ich: »Sind Ihnen früher am Tag zwei Schurken begegnet?«
    Er kicherte leise.
    »Ich hoffe, sie haben Ihnen keinen Ärger gemacht.«
    »Beim Anblick meines Freundes Buster haben sie sich schnell davongemacht.« Er bückte sich und holte eine Schrotflinte hervor. Die Läufe waren bis zum Vorderschaft abgesägt. »Das hier ist Buster.«
    Es hätte mich nicht überrascht, wenn er mit der Flinte auf mich gezielt hätte, aber er verstaute sie wieder.
    »Buster hat schon so manchen Bösewicht in die Ewigkeit befördert«, sagte er. »Wenn er mit ihnen fertig ist, hilft ihnen auch mein Elixier nicht mehr.«
    Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Also kann es den Tod doch nicht besiegen?«
    »Aber sicher, Trevor. Jedoch wird die Wiederbelebung der Dahingeschiedenen von der Zerstörung seiner Anatomie stark behindert. Mit anderen Worten, das Elixier hilft nicht, wenn ich dem Bastard den Kopf weggeschossen habe.«
    Jetzt, da ich in dieses Gespräch über den Tod und die Vorzüge von Lazarus’ Elixier hineingezogen worden war, schien das Thema nicht mehr ganz so düster zu sein. »Wenn die Anatomie eines Kerls nicht etwas in Mitleidenschaft gezogen wurde, kann er ja auch nicht tot sein.«
    »Kommt drauf an, mein Freund. Kommt drauf an, wie viel intakt und wie viel kaputt ist.«
    »Wenn einer tot ist, ist er tot. Daran wird auch Ihr Wunderelixier nichts ändern.«
    »Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden, Horatio …«

    »Ich mag ja vielleicht wie ein grüner Junge aussehen, Dr. Lazarus, aber bestimmt denke ich nicht wie einer.«
    Er zog an den Zügeln und brachte den Wagen zum Stehen.
    »Trevor, ich sage Ihnen was. Nur mal angenommen, ich beweise Ihnen, dass mein Wunderelixier die Macht hat, Tote zu erwecken?«
    »Schätze, dann würde ich eine Flasche kaufen«, sagte ich kopfschüttelnd. Das konnte er unmöglich zustande bringen, und das wusste ich. Trotzdem folgte ich ihm, als er abstieg und sich zum hinteren Teil des Wagens begab.
    Ich war wirklich neugierig geworden.
    Lazarus ließ die Klappe herunter und schob sich unter der Decke durch. Der Wagen geriet in Bewegung, als er darin herumfuhrwerkte. Er schien etwas Schweres zu schieben oder zu zerren.
    »Fassen Sie mal mit an«, rief er von innen.
    Ich stieg vom Pferd. Als ich General an einem Eisenring an der Wagenrückseite festgebunden hatte, schob Lazarus mit dem Rücken die Decke beiseite. Er sprang zu Boden und zog am Ende eines hölzernen Kastens. Auf dem Kasten stand eine Flasche Elixier, deren roter Inhalt hin und her schwappte.
    Er packte die Flasche und warf sie mir zu. Dann zerrte er weiter an der Kiste. Sie wurde immer länger.
    »Was ist das?«, fragte ich, obwohl ich genau wusste, was ich vor mir hatte.
    »Ein Sarg. Seien Sie ein guter Junge und nehmen das andere Ende.«

37
    Lazarus und der Tote
    Meine Neugier ließ schlagartig nach. Plötzlich verschwand jegliches Interesse, den Inhalt des Sarges anzusehen. Aber ich schob die Flasche in meine Tasche und tat, worum er mich bat. Als ich an die Kiste herantrat, musste ich die Luft anhalten, weil es widerwärtig stank.
    Das Ende des Sarges war so schwer, dass ich ihn beinahe hätte fallen lassen, ich konnte es gerade eben noch vermeiden. Dann trat ich ein paar Schritte beiseite, um dem Gestank zu entgehen.
    Die harte Arbeit musste Lazarus erschöpft haben, denn er setzte sich auf den Sarg. Er zog ein Taschentuch aus der Hosentasche und tupfte sich die Stirn ab.
    »Da ist doch eine Leiche drin, oder?«, fragte ich.
    Er blinzelte mir zu.
    »Seien Sie ein guter Junge und geben Sie mir das Elixier.«
    Ich reichte ihm die Flasche. Er

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