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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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geschlungen. Ihre Knöchel waren feucht. Vom Saum ihrer Hose tropfte Wasser. Das blaue Hemd war nass und klebte ihr am Körper. Es war nicht in die Hose gesteckt, aber Jesse hatte ihren Gürtel benutzt, um es an der Taille zu schließen. Auf ihrem Gesicht funkelten noch Wassertropfen. Ihr kurzgeschnittenes Haar war nicht mehr
verfilzt, sondern schmiegte sich in dicken, goldfarbenen Locken um ihren Kopf. Ein paar davon hingen ihr in die Stirn.
    Kurz gesagt, sie sah frisch und einfach großartig aus. Sie sah so prächtig aus, dass es mir die Kehle zuschnürte.
    Ich erkannte, dass es schwierig sein würde, vernünftig zu bleiben und sie nicht ins Herz zu schließen.
    Das Funkeln in ihren grünen Augen und ihr Lächeln waren auch nicht gerade hilfreich.
    Ich setzte mich auf und sagte: »Weißt du, du könntest dir eine Kugel einfangen, wenn du dich so anschleichst.«
    »Quatsch.«
    »Es gab mal einen Sheriff, der hat seinen besten Freund durchlöchert, als der Kerl ohne ein Wort hinterrücks auftauchte. Das passiert andauernd.«
    »Das muss heute mein Glückstag sein.«
    »Ich meine das ernst.«
    »Wenn ich dich das nächste Mal schlafend finde, werfe ich dir erst einen Stein an den Kopf.«
    »Ich habe nicht geschlafen.«
    »Dann hättest du mich kommen hören müssen. Wenn du so schlechte Ohren hast, ist es ein Wunder, dass du noch lebst.« Ein Wassertropfen rann eine ihrer Locken herunter, bis zu ihrer Augenbraue, und sie wischte ihn mit dem Handrücken weg. »Also hast du dich totgestellt.«
    »Überhaupt nicht!«, protestierte ich.
    »Wie du meinst.« Sie zog Socken und Stiefel an. Dann sammelten wir Feuerholz. Ich hielt die Augen auf, doch es zeigten sich weder Fremde noch Wild.
    Jesse schien die ganze Zeit ungewöhnlich still.
    Nachdem wir Feuer gemacht hatten, knetete sie Mehl zu Teig, spießte die Klumpen auf Stöckchen auf und hielt
sie über die Flammen, während ich einen Topf Bohnen aufwärmte.
    Wir aßen schweigend, dann brachten wir den Topf und die Löffel zum Fluss. Da fiel mir zum ersten Mal auf, wie still und ruhig alles war. Der Himmel hatte eine gelbliche Färbung. Ich blickte nach Westen und sah, dass die Sonne hinter finsteren Wolken verschwunden war.
    »Glaubst du, es zieht ein Gewitter auf?«, fragte ich Jesse, die mit dem Gewehr in der Nähe stand.
    »Schon möglich. Aber vermutlich nicht. Scheint nicht so, als würde es in dieser Gegend oft regnen.«
    Wir machten uns keine Gedanken mehr darüber. Ich schrubbte den Topf und die Löffel sauber. Danach verbrachten wir noch eine Zeit lang mit der Suche nach zusätzlichem Feuerholz. Als es zu dunkel wurde, hörten wir auf. Wir führten General zum Lager zurück, und ich band ihm die Beine zusammen, damit er sich während der Nacht nicht zu weit von uns entfernte. Dann setzten wir uns ans Feuer.
    Jesse war noch immer nicht besonders gesprächig. Plötzlich sagte sie aus heiterem Himmel: »Du hast mich beim Baden beobachtet.«
    »Nein, das habe ich nicht!«, protestierte ich.
    »Wer würde das auch zugeben?«
    »Ich lüge nicht.«
    »Ich auch nicht. Jedenfalls nicht grundsätzlich.«
    »Aus welchem Grund sollte ich dich beim Baden beobachten?«, stieß ich hervor.
    »Du weißt schon, warum.«
    Natürlich wusste ich das, aber ich hatte nicht vor, es zuzugeben. Also hielt ich den Mund.
    Dann sagte Jesse: »Mir ist nicht entgangen, wie du mich angesehen hast, Trevor Bentley.«

    Ich wurde rot, aber ich bezweifelte, dass das im Licht des Feuers zu sehen war. »Humbug.«
    »Ich mache dir das nicht zum Vorwurf. Du bist halt ein Kerl. Die können nun mal nichts dafür.«
    »Du reitest da auf dem falschen Trail, Jesse.«
    Sie sah mich verächtlich an. »Du kannst es abstreiten, bis du blau anläufst, aber ich weiß, was ich weiß.«
    »Scheint mir, als hättest du eine verdammt hohe Meinung von dir.«
    »Allerdings. Das ist eine Tatsache. Darum lasse ich auch nicht zu, dass jeder miese Kerl, der ein Auge auf mich wirft, über mich herfällt.«
    »Ich habe kein Auge auf dich geworfen.«
    »Hast du doch.«
    »Dann bin ich also ein mieser Kerl?«
    »Das glaube ich nun nicht.«
    »Vielen Dank, Ma’am.«
    »Das heißt aber nicht, dass ich zulasse, dass du über mich herfällst.«
    »Ich hege keinerlei Absicht, über dich herzufallen. Bis jetzt bist du diejenige gewesen, die über andere herfällt.«
    Das entlockte ihr ein leises Lachen. »Solange du das Herfallen über andere mir überlässt, werden wir prima miteinander auskommen.«
    Danach saßen wir eine Weile

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