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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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zu verkaufen.«
    Sie schmiegte sich an meinem Rücken, legte mir beide Arme um die Taille und drückte mich, dann meinte sie: »Ich hoffe, du hältst dich an dieses Versprechen!«

40
    Die Dame in Not
    Später kamen wir an einen schmalen, seichten Fluss, der den Wagenpfad kreuzte. Obwohl es noch hell war und wir hätten weiterreiten können, ist es gewöhnlich von Vorteil, das Nachtlager am Wasser aufzuschlagen. Das Land war trocken. Wer konnte schon wissen, ob wir auf eine weitere gute Lagerstelle mit Wasser stoßen würden, falls wir weiterreisten.
    Aber es war anzunehmen, dass andere Leute auf dieselbe Idee kamen. Ich hatte keine Lust auf Gesellschaft und ging davon aus, dass Jesse ähnlich empfand, deshalb folgten wir dem Flusslauf in nördlicher Richtung, bis wir ein ordentliches Stück von dem Pfad entfernt waren.
    Wir fanden eine schöne Stelle, die von zwei Seiten von sich auftürmenden Felsen geschützt wurde und an der es sogar ein paar dürre Bäume gab. Die würden bis zum Sonnenuntergang für Schatten sorgen und einen Teil des Windes abhalten, der in der Nacht gewöhnlich recht kalt wurde.
    Während ich General den Sattel abnahm, sagte Jesse: »Du bleibst hier, und wage ja nicht, mir nachzukommen. Ich gehe kurz mal ein Stück flussaufwärts.«
    Sie verschwand. Ich blieb, wo ich war, nahm General den Rest meiner Ausrüstung ab, stellte ihm seinen Sack Hafer hin und striegelte ihn, während er fraß. Als ich damit fertig war, war Jesse noch immer nicht zurück. Ich ließ General zum Flussufer gehen, folgte ihm aber nicht.

    Jesses Warnung hatte vermutlich die Absicht zugrunde gelegen, in aller Abgeschiedenheit ein Bad zu nehmen. Diese Vorstellung entfachte in mir eine gewisse Unruhe. Ich entschloss mich, die Felsen zu erklimmen und ihr heimlich zuzusehen. Doch dann erschien mir dieses Vorhaben ziemlich niederträchtig. Außerdem bestand die Möglichkeit, dass sie mich dabei erwischte und wütend wurde.
    Also schleppte ich den Sattel in den Schatten unter den Bäumen und lehnte mich dagegen, bis ich eine bequeme Stellung gefunden hatte. Ein warmer Wind wehte. Ich schloss die Augen und lauschte dem Vogelgezwitscher. Es war ungewöhnlich friedlich und schön. Vielleicht wäre ich sogar eingeschlafen, hätte ich nicht immerzu an Jesse denken müssen.
    Ich stellte mir vor, wie sie wohl aussah, so ganz nackt und nass. Ein ganzes Stück schlanker als Sarah, nicht ganz so kurvenreich, eher jungenhaft. Ich fragte mich, wie sich ihre Brüste anfühlen mochten. Sie waren bei weitem nicht so groß wie Sarahs und hatten einen festen Eindruck gemacht. Aber dann fiel mir wieder ein, wie sie gewippt hatten, als Jesse nach mir geschlagen hatte. Also konnten sie so fest nicht sein. Wenn auch vielleicht nicht so weich wie Sarahs.
    Obwohl ich Sarah plötzlich schrecklich vermisste, wusste ich irgendwie, dass es zwischen ihr und mir endgültig vorbei war. Es hatte in der Nacht geendet, in welcher ich die Männer der Posse erschossen hatte. Seitdem war ich keinesfalls mehr der Richtige für sie. Sie war ein guter Mensch und ich nichts als ein Mörder. Ohnehin war sie ohne mich besser dran, ohne die Wahrscheinlichkeit, als Leiche zu enden.

    Dann erinnerte ich mich daran, wie Jesse nach der Begegnung mit dem Deutschen die Arme um mich gelegt hatte. Offenbar empfand sie eine gewisse Zuneigung zu mir. Und ich konnte nicht bestreiten, dass es mir genauso ging.
    Sie war ungeheuer mutig, und ihre freche Art gefiel mir. Ich hätte ihre Gesellschaft sogar genossen, wenn sie ein hässliches Ding gewesen wäre. Doch sie war furchtbar hübsch. Zu hübsch.
    Wenn ich nicht aufpasste, würde ich mich bis über beide Ohren in sie verlieben. Und das wäre überhaupt nicht gut.
    Das werde ich nicht zulassen, schwor ich mir.
    Ich werde sie nur bis zur nächsten Stadt mitnehmen.
    Ich werde sie nicht heimlich beobachten. Ich werde sie nicht anrühren. Ich werde sie nicht einmal als Mädchen betrachten.
    Nachdem ich diese Entscheidung getroffen hatte, gefiel mir die ganze Situation schon besser. Ich kam mir richtiggehend ritterlich vor. Jesse war eine Dame in Not und ich der Ritter, der entschlossen war, nicht sein Herz an sie zu verlieren, sondern nur seine Mission zu erfüllen und sie an einen sicheren Ort zu bringen.
    Da das nun erledigt war, hielt ich die Zeit für gekommen, mich wieder aufzuraffen und Feuer zu machen. Ich schlug die Augen auf und sah Jesse vor mir, die mich beobachtete. Sie saß in der Sonne, die Arme um die angezogenen Knie

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