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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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wohnte in ihrem Haus und stand ihr immer zur Verfügung, wenn ihr danach war. Mein Alter hatte sie kaum gestört.
    Vielleicht hatte sie mich die ganze Zeit angelogen, was ihre Liebe zu mir betraf.
    Und vielleicht war das nicht ihre einzige Lüge.
    Elmont hatte sie beim Tischgespräch etliche Unwahrheiten aufgetischt. Genau wie jedem anderen Reisenden, den wir kennengelernt hatten. Andererseits konnten wir ja kaum die Wahrheit über uns beide verkünden.
    Doch bei Licht betrachtet hatte sie jeden irgendwann einmal angelogen, mit dem sie sich in meiner Gegenwart unterhalten hatte.
    Sogar den General.
    Während ich ins Dunkel schaute, fiel mir wieder der Morgen ein, an dem wir entdeckten, dass Whittle Saber gestohlen hatte. Statt wenigstens zu versuchen, ihrem Großvater die Wahrheit zu erzählen, hatte sich Sarah die kuriose Geschichte einfallen lassen, das Pferd sei ganz von allein ausgerissen. Wir hatten sogar das Scheunentor offenstehen lassen, um diese Behauptung zu untermauern.

    Je mehr ich über Sarah nachdachte, desto mehr gewann ich die Überzeugung, dass sie niemals die Wahrheit sagte, wenn ihr eine Lüge einen Vorteil brachte.
    Gott weiß, wie viele Lügen sie mir aufgetischt hatte.
    Dabei hatte ich sowieso nie begreifen können, wieso eine so schöne Frau wie Sarah bei Männern so viel Pech haben konnte, wie sie immer behauptet hatte.
    Und so saß ich eine Zeit lang da, hasste Sarah von ganzem Herzen und wünschte mir, ich hätte mich niemals mit ihr eingelassen. Aber dann musste ich an die schönen Zeiten denken, die wir miteinander verlebt hatten.
    Plötzlich kam ich mir richtig schäbig vor. Für die meisten ihrer Lügen hatte Sarah gute Gründe gehabt. Soweit mir bekannt war, hatte sie mich niemals angelogen. Vielleicht liebte sie mich ja tatsächlich. Selbst wenn sie Zeit mit Elmont verbrachte, was war so schlimm daran? Schließlich hatte ich Stunden mit dem General verbracht. Der alte Mann hatte mich fasziniert, und ich hatte mich ganz bestimmt nicht in ihn verliebt.
    Aber Elmont war nicht der General. Er begehrte Sarah und wollte sie erobern.
    Und was, wenn sie doch nicht abgeneigt war?
    So ging es ununterbrochen weiter. Meine Gedanken waren in so schrecklichem Aufruhr, dass ich ganz froh war, als Freemont, der Zugbedienstete, kam, um die Betten vorzubereiten. Ich ging in den Waschraum und zum Abort und dann an den vielen Vorhängen entlang zu meiner Koje.
    Sarahs Koje war noch leer. Ich kletterte in meine eigene, schlüpfte ins Nachthemd und packte meine Kleidung zusammen.
    Ich legte mich hin und starrte in die Dunkelheit.

    Ob Elmont wohl schon Sarahs Herz gewonnen hatte? Mitsamt ihrem Körper?
    Vielleicht lagen sie ja zusammen in seiner Koje.
    Gerade war mir dieser Gedanke gekommen, als die Vorhänge auseinandergezogen wurden und Sarah mich anschaute. Ich schätze, ich war froh, sie zu sehen, aber im Inneren war mir regelrecht schlecht.
    »Ich hoffe, du hast dich amüsiert«, sagte ich.
    »Bist du immer noch böse?« Sie klang müde.
    »Oh nein, absolut nicht. Ich bin begeistert, dass du Elmonts Gesellschaft der meinen vorziehst.«
    Sie streichelte meine Wange. »Ich hätte wohl nicht so lange fortbleiben sollen …«
    »Doch du konntest dich einfach nicht von der Märchenprinzessin trennen.«
    »Um Himmels willen, Trevor.« Sie stieß einen tiefen Seufzer aus und zog sich zurück. Die Vorhänge schlossen sich.
    Ich schmorte eine Weile und wünschte mir, meine Worte ungeschehen machen zu können. Allerdings benimmt man sich meistens ziemlich verrückt, wenn man den Eindruck hat, eine geliebte Person zu verlieren. Man handelt nicht vernünftig. Man wird gemein und unberechenbar, was die Angelegenheit noch schlimmer macht.
    Nun, ich hörte, wie Sarah zurückkam und in ihre Koje stieg.
    Das war meine Chance, die Dinge wieder ins rechte Lot zu bringen.
    Ich wartete noch einen Augenblick, dann schob ich die Vorhänge beiseite und kontrollierte den Mittelgang. Er sah wie ein schmaler, von wogenden Schleiern begrenzter
Canyon aus, den die wenigen Gaslampen nur unvollkommen erhellten. Es war niemand zu sehen.
    Ich kletterte zu Sarahs Koje hinunter. Sie zog die Decke beiseite, um mich hineinzulassen, aber ich kniete mich neben sie auf die Matratze.
    Mein Herz hämmerte so schnell, dass ich kaum atmen konnte.
    »Was ist denn los mit dir?«, fragte sie.
    »Elmont Briggs.«
    »Du hast keinen Grund zur Eifersucht. Du bist in meinem Bett. Nicht Elmont.«
    »Hat er dich geküsst?«
    »Mein Gott, Trevor!«
    »Hat

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