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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Vordertür.
    Und dann gingen wir alle mitten auf der Straße weiter. Bis auf die angebundenen Pferde und die Kutschen war die Straße wie leergefegt. Doch es hatte den Anschein, als
würde uns jedermann beobachten. In Türen und an Fenstern drängten sich unsichtbare Zuschauer.
    Ich hörte ein paar Pferde schnauben und mit den Hufen scharren. Ganz in der Nähe spielte ein Piano eine fröhliche Melodie. In der Ferne bellte ein Hund. Die restlichen Geräusche kamen alle von uns - die staubige Straße knirschte leise unter unseren Stiefeln, unsere Sporen klirrten, das Leder unserer Ausrüstung quietschte und ächzte.
    Es war ein ganz schön langer Weg.
    Ich rechnete jede Sekunde damit, dass eine Salve uns alle niederstreckte.
    Doch das geschah nicht.
    Schließlich kamen wir zu dem Mietstall am anderen Ende der Stadt. Der Betreiber, ein Kerl namens Himmel, hatte uns kommen sehen und seine Stallburschen bereits damit beauftragt, unsere Pferde zu holen. McSween bezahlte die Rechnung. Dann dauerte es scheinbar eine Ewigkeit, bis wir das Zaumzeug gerichtet und die Sättel zurechtgerückt hatten. McSween war vor mir fertig und saß auf. Während ich den Sattelgurt meines Pferdes enger schnallte, drehte er sich eine Zigarette.
    Ich schnallte die Satteltaschen und meine Bettrolle fest und schob die Winchester in den Sattelschaft. Als ich endlich aufstieg, saßen die anderen bereits im Sattel und warteten auf mich.
    Wir ritten auf die Straße hinaus.
    Was dann geschah, hätte mich nicht überraschen dürfen, nicht nach dem, was ich bis jetzt mit der Bande erlebt hatte.
    Wir befanden uns an der Stadtgrenze. Es gab nicht den geringsten Grund, in die andere Richtung zu reiten.

    Doch genau das taten wir.
    McSween gab seinem Pferd die Sporen, zog seine Colts und galoppierte wild um sich schießend los. Für einen vorsichtigen Mann hatte er ein reges Interesse an stürmischen Abgängen.
    Wir folgten ihm, brüllten aus vollem Halse und schossen um uns.
    Ich weiß nicht, ob jemand das Feuer erwidert hat; der Lärm, den wir veranstalteten, übertönte alles andere.
    Als wir Bailey’s Corner hinter uns ließen, saßen wir noch alle unversehrt in unseren Sätteln.

34
    Die Verfolger
    Aus dem scharfen Tempo, das wir vorlegten und bei dem wir nur gelegentlich anhielten, damit die Pferde verschnaufen konnten, schloss ich, dass die Jungs die Flucht noch nicht für beendet hielten.
    Schließlich musste ich es einfach wissen. Ich gab General die Sporen und holte McSween ein. »Glaubst du, sie verfolgen uns?«
    »Darauf kannst du wetten, Willy«, sagte er und sah zu mir herüber. »Die beiden Sternträger, die dumm genug waren, sich auf Prues Seite zu stellen, waren Town-Deputies. Der eine war mir unbekannt, aber der andere war James Brewer, der Bruder von Sheriff Ike.«
    »Und wo hat der die ganze Zeit gesteckt?«
    »Ike? Keine Ahnung. Ich habe ihm alle Zeit der Welt gelassen, um gegen uns anzutreten. Ich wollte, dass er es versucht, aber er ist nicht aufgetaucht. Wäre ein Segen gewesen, ihn an Ort und Stelle zu erledigen. So wie die Dinge jetzt stehen, müssen wir damit rechnen, dass er eine Posse anführt.«
    »Was werden wir tun?«
    »Was nötig ist.«
    Wir ritten die Nacht durch. Mehr als einmal wünschte ich mir, ich hätte auf die Warnung des Lokführers gehört. Im Verlauf einer einzigen Woche hatte ich an einem Zugüberfall teilgenommen, ein Pferd gestohlen und war
an einer Schießerei beteiligt gewesen, die vier Männern das Leben gekostet hatte. Ich war nicht besser als ein gewöhnlicher Verbrecher. Und nun rechnete McSween damit, dass eine Posse hinter uns her war, und so war es ziemlich wahrscheinlich, dass ich mein Leben so beschloss, wie es der Lokführer vorhergesagt hatte: am Ende eines Henkerstricks oder durch eine Kugel.
    Allein der Gedanke verursachte mir Übelkeit.
    Ich schaute immer wieder über die Schulter. Hinter uns war nichts als vom Mondlicht erhellte Wüste.
    Vielleicht gibt es ja doch keine Posse, versuchte ich mir einzureden.
    Diese Hoffnung spendete mir zwar kaum Trost, aber schließlich beruhigte ich mich ein wenig. Immerhin ritt ich an der Seite der Jungs, und die würden schon wissen, wie man sich wehren musste.
    Mein Optimismus hielt bis kurz nach Sonnenaufgang an.
    Da zügelten wir an einer Hügelkuppe die Pferde und entdeckten die Staubwolke, die ein paar Meilen hinter uns in den Himmel stieg.
    »Scheiße«, sagte Snooker.
    Chase sah McSween an. »Fünfzehn, zwanzig Mann?«
    »Mindestens zwanzig, würde

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