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Der Riss im Raum

Der Riss im Raum

Titel: Der Riss im Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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Mittagsstunde barst sie – und, hoppla!, da war ich geboren. Noch in meinem allerersten Stadium, als Kaulquappe sozusagen, wurde ich auf Metron Ariston abgeliefert, nahm hier meinen Gestaltwandel vor – und da bin ich nun. Ich heiße übrigens Sporos, und daß ihr mir in euren Gedanken Namen wie »Mäusewesen« und »Garnele« zulegt, finde ich gemein. Sporos , kapiert? Sobald ich diese erste Ausbildungsphase abgeschlossen habe – sofern das mit Partnern wie euch überhaupt gelingen kann —, werde ich Wurzeln schlagen und mich versenken – eintiefen, wie wir das zu nennen pflegen. Äonen später guckt dann eine kleine grüne Sprosse aus meinem Algengeflecht und wächst sich allmählich zu einer wässrigen, jährlich regenerierenden, Sporen produzierenden, fruchtbaren, Zapfen tragenden Farandola aus.«
    Calvin war völlig verstört. »Du bist verrückt!« rief er. »Ich habe doch Biologie gelernt. Du bist unmöglich!«
    »Du auch!« erwiderte Sporos beleidigt. »Nichts wirklich Wichtiges ist möglich. – Blajeny, muß ich tatsächlich mit einer dieser irdischen Kreaturen zusammengespannt werden?«
    Louise die Große hob den Kopf aus ihrer Verschlingung und starrte Sporos aus halb geschlossenen Lidern an, bis sie endlich die Augen abwandte.
    »Mit solchen Bemerkungen wirst du dich nicht sonderlich beliebt machen, Sporos«, bemerkte Blajeny.
    »Beliebtheit ist unerheblich. Ich bin doch kein armseliges Erdenwesen. Erdenwesen sind nur wichtig, weil wir Farandolae in ihnen wohnen.«
    Blajeny kehrte Sporos in stummer Zurückweisung den Rücken. »Calvin! Du und Sporos, ihr beide arbeitet zusammen.«
    »Ach ja, ach ja, man kann nicht alles haben; das Leben ist nun einmal voller Überraschungen!« So ähnlich empfand Meg Sporos Schwingungen, und sie dachte, diese Antwort hätte eher Calvin zugestanden.
    Jetzt meldete sich Herr Jenkins zu Wort. »Blajeny«, begann er zögernd, »gehe ich recht in der Annahme … ?«
    »Ja?«
    »… daß vor wenigen Augenblicken eine weitere Kopie meiner Wenigkeit zu sehen war.«
    »Ja. Ich fürchte, das stimmt.«
    »Was hat das zu bedeuten?«
    »Jedenfalls nichts Gutes«, sagte Blajeny.
    Und Proginoskes erläuterte: »Sie müssen sich das so vorstellen: Wir sind hier nirgendwo. Wir sind in Metron Ariston. Das ist nicht mehr als eine Vorstellung, eine Voraussetzung, eine Idee, die Blajeny mitten im Sonnensystem Mondrion, mitten in der Galaxis Veganuel, heraufbeschwor. An sich sollte es einem Jenkins-Echthros glattweg unmöglich sein, uns hierher zu folgen. Daß es ihm doch gelingt, bedeutet … «
    »Was?« wollte Meg wissen.
    Wie Blajeny antwortete auch Proginoskes: »Jedenfalls nichts Gutes.«
    Sporos zwirbelte seine Barthaare. »Warum stehen wir eigentlich hier herum und vertrödeln die Zeit mit sinnlosem Geplapper? Wann gehen wir endlich?«
    »Gleich.«
    »Und wohin?« fragte Meg. Sie spürte, wie ihr kalter Angstschweiß auf die Stirn trat.
    »Weit, weit fort, Meg.«
    »Aber Mutter und Vater … und Charles Wallace … und die Zwillinge … Wir können doch nicht einfach aufbrechen, solange Charles Wallace krank ist und … «
    »Eben deshalb brechen wir auf, Meg«, sagte Blajeny. Sporos leistete sich einen ganzen Ausbruch von zirpenden Harfenklängen, den Meg etwa so verstand: »Könnt ihr euch denn nicht bei Bedarf nach Hause versetzen oder zwischendurch rasch miteinander Kontakt aufnehmen?« Dann erschrak er – es? sie? – und stammelte: »Du lieber Himmel! Auch das nicht. Ich frage mich, wie ihr drei total ahnungslosen Geschöpfe euch durchs Leben wurstelt. Seid ihr auf eurem Heimatplaneten tatsächlich unfähig, miteinander und mit anderen Sternen ins Gespräch zu kommen? Soll das heißen, daß eure Erdkugel ganz einsam und allein durch den Weltraum gondelt? Das muß doch schrecklich langweilig sein! Auch für ihn.«
    »Für ihn?«
    »Den Erdball. Oder für sie – die Erde. Ist euch nicht stinklangweilig?«
    »Manchmal«, gab Calvin zu. »Ein wenig. Aber im allgemeinen ist es auf der Erde sehr schön.«
    »Das«, sagte Sporos, »kann ich nicht beurteilen. Ich wurde erst gestern geboren und kam gleich nach Metron Ariston und zu Blajeny; daher kenne ich nur die Planeten im System Mondrionund die, kann ich euch sagen, haben ununterbrochen den Mund offen. Wenn ihr mich fragt, sind sie einfach geschwätzig.«
    »Wir fragen dich aber nicht«, versuchte Meg einzuwenden, doch schon fuhr Sporos unverdrossen fort: »Ich kann nur hoffen, nicht in eine dieser schrecklich dummen

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