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Der Riss im Raum

Der Riss im Raum

Titel: Der Riss im Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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der Folge kommt es zu – zu Brennstoffmangel im Körper und zuletzt zum Tod durch vollständigen Energieverlust, also durch Auszehrung.« Sie spürte, wie ihr auf den Armen und Beinen eine Gänsehaut ausbrach. Da saß sie und versuchte, das tragische Schicksal in Worte zu kleiden, das Charles Wallace womöglich bevorstand! Wie sollte sie diese Belastung länger ertragen?
    Aber Blajeny war in ihr und gab ihr Mut, und sie fuhr fort: »Irgend etwas ist mit Charles Wallace geschehen, vielmehr: mit seinen Mitochondrien. Ich weiß nicht, was es ist, denn die Fachausdrücke, die ich im Augenblick höre, sind mir fremd. Soviel begreife ich aber immerhin: Seine Farandolae sterben. Vielleicht bringen sie einander um – nein, das ist es nicht! Sie – sie weigern sich zu singen. Ich glaube, jetzt habe ich es recht verstanden. Sie wollen nicht mehr singen – auch diesen Satz begreife ich selbst nicht und spreche ihn bloß nach! Jedenfalls sterben seine Farandolae, und seine Mitochondrien können in der Folge nicht mehr genügend Sauerstoff produzieren.« Ärgerlich brach sie ab. »Blajeny, das ist doch alles Unsinn! Wie sollen wir die Farandolae von ihrem Fehlverhalten abbringen, wenn wir sie nicht sehen können, weil sie so winzig sind? Verraten Sie uns das erst einmal! Sonst erfahren wir nie, wie wir Charles Wallace helfen sollen.«
    Blajenys Kythen blieb ruhig und sachlich – und eiskalt: »Bald werdet ihr es erfahren.«
    »Was?«
    »Was ihr tun müßt, um die Echthroi zu überwinden. Wenn ihr ankommt, werdet ihr es wissen.«
    »Wenn wir wo ankommen?«
    »In Charles Wallace. In einem seiner Mitochondrien.«

Die Reise in das Innere
    N un, als Blajeny das ausgesprochen hatte, hielt es auch Meg für die einzige vernünftige Lösung. Da sie Charles Wallace retten wollten, da Farandolae seine Krankheit verursachten, da die Echthroi nicht nur seine Umgebung, sondern auch sein Innenleben bedrohten, blieb nur eines: sich ganz klein zu machen, zu den Mitochondrien vorzudringen und herauszufinden, was dort mit den Farandolae geschah.
    Calvin überlegte laut: »Auf Metron Ariston ist Größe keine Dimension. Aber können Sie uns wirklich so klein machen wie eine Galaxie groß ist?«
    Blajeny mußte über diese Formulierung lächeln. »Größe ist tatsächlich bloß ein relativer Begriff.«
    Meg wies auf Sporos. »Außerdem sprechen wir schon seit einiger Zeit mit einer Farandola.« Noch dazu mit einer, die ganz anders aussah, als Meg sie sich vorgestellt hätte.
    Herr Jenkins erhob sich umständlich und stelzte in seinem typischen Storchenschritt auf Blajeny zu. »Ich frage mich, wie ich auf den Gedanken kam, Ihnen eine Hilfe sein zu können. Was hier vor sich geht, übersteigt meine Kräfte. Ich bin den Kindern bloß hinderlich. Am besten schicken Sie mich daher in meine Schule zurück. Dort erwarten mich zumindest keine Überraschungen.«
    »Und heute morgen?« fragte Blajeny. »War das vielleicht keine Überraschung für Sie? Ich kann Ihnen nicht sagen, warum Sie berufen wurden, Herr Jenkins, weil ich es selbst nicht weiß. Aber Meg hat Sie benannt … «
    »Ein Vorgang, dessen Bedeutung mir bislang ebenfalls völlig unklar ist.«
    »Er bedeutet, daß Sie mit dem, was uns bevorsteht – was immer es sein mag – untrennbar verbunden sind.«
    Herr Jenkins stöhnte.
    Blajeny breitete die Arme aus und schloß sie alle in seine Geste mit ein. »Das Mitochondrion, zu dem ich euch nun sende, trägt den Namen Yadah. Es ist die Geburtsstätte von Sporos.«
    Als Sporos das hörte, geriet er vor Wut außer sich und strampelte mit den Beinchen.
    »Führ dich nicht so auf!« rief Meg ihm empört zu. »Du könntest dir keine bessere Galaxis wünschen als unseren Charles Wallace.«
    Louise zischelte Meg etwas zu. Sofort legte sich ihr Zorn, und als sie Louise lauschte, wurde sie erneut in eine Projektion versetzt:
    Charles war in seine Decken gehüllt. Mutter stopfte ihm Kissen unter den Kopf und richtete ihn halb auf, bis ihm das Atmen leichter fiel. Dann schob sie die Decken ein wenig zur Seite, damit Dr. Louise mit dem Stethoskop seine Brust abhorchen konnte. Die Ärztin blickte besorgt auf, und Meg verstand, was das bedeutete: »Sollten wir nicht besser nach Brookhaven telefonieren?«
    »Sauerstoff!« rief Meg Louise der Großen und Blajeny zu. »Kann man Charles denn nicht künstlich beatmen?«
    »Für kurze Zeit. Wenn es soweit ist, wird Dr. Colubra alles Erforderliche veranlassen.«
    Meg schossen die Tränen in die Augen. »Louise,

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