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Der Ritter von Rosecliff

Der Ritter von Rosecliff

Titel: Der Ritter von Rosecliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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Nesta hören und die alte Frau nach Carreg Du begleiten sollen. Es war leichtsinnig, so lange in der Nähe der englischen Siedlung zu verweilen.
    Ein Zweig knackte, irgendein kleines Waldtier huschte davon. Rhonwen spähte vorsichtig um die Linde herum - und traute ihren Augen kaum. Das war Isolde, und sie war allein!
    Erleichtert schob sie ihren Dolch in die Scheide und ging auf das Mädchen zu. »Was machst du hier? Weiß deine Mutter, wo du bist? Nein, natürlich nicht!« Sie verschränkte die Arme und schaute das Kind streng an. »Was hast du dir dabei gedacht die Burg allein zu verlassen?«
    Isolde warf trotzig den Kopf zurück. »Und warum sitzt du allein hier herum? Auf wen wartest du?«
    »Warten?« Ihr ging plötzlich ein Licht auf. »Ich warte auf niemanden - am allerwenigsten auf deinen Onkel.«
    »Ich habe gesehen, wie du ihn angeschaut hast! ,Mich kannst du nicht täuschen. Aber du vergeudest nur deine Zeit wenn du glaubst dass seine Aufmerksamkeit dir gegenüber etwas zu bedeuten hat. So benimmt er sich zu allen Frauen.«
    »Davon bin ich überzeugt«, murmelte Rhonwen. »Aber du irrst dich, wenn du vermutest dass ich von deinem Onkel beeindruckt bin.« Sie deutete in Richtung der Straße. »Kehr schnell nach Hause zurück, bevor man dich vermisst und einen Suchtrupp losschickt.«
    Die Neunjährige zögerte, leicht verunsichert. »Du sagst dass du nichts von ihm willst aber woher soll ich wissen, dass du die Wahrheit sagst?«
    Rhonwen verlor die Geduld. »Du hast Recht - das kannst du nicht wissen. Tatsache ist dass du keinen Einfluss auf das Verhalten deines Onkels hast. Auch nicht auf mein Verhalten oder das anderer Frauen, die er hofiert. Außerdem kann es dir doch ganz egal sein, für wen er sich interessiert. Er ist ein Mann, und du bist noch ein kleines Mädchen. Er ist dein Onkel, und du und er ... «
    »Nein!« Isolde hielt sich die Ohren zu und kniff die Augen zusammen. »Ich höre dir nicht zu! Du kannst also mit deinem dummen Gerede aufhören.« Sie öffnete ihre Augen wieder, sah Rhonwens bestürzte Miene und ließ ihre Hände sinken. »Geh weg!«, befahl sie. »Lass uns in Ruhe!«
    Rhonwen konnte nicht umhin, den Mut des Mädchens zu bewundern. Isolde war bereit für das zu kämpfen, was ihrer Ansicht nach ' ihr allein zukam die Aufmerksamkeit des geliebten Onkels. Man merkte, dass sie walisisches Blut in den Adern hatte. Auch ihre Mutter Josselyn war eine sehr mutige Frau gewesen, bevor sie Randulf Fitz Hugh geheiratet hatte. Und Isoldes Vater war zwar Engländer, aber alles andere als ein Feigling. Sie hatte ihren Mut wohl von beiden Elternteilen geerbt. Nur schade, dass sie ihn für eine falsche Sache einsetzte. Doch konnte man das einem Kind verübeln? Rhonwen hielt sich selbst für eine starke Frau, und trotzdem wäre auch sie bei Jasper um ein Haar schwach geworden ...
    Trotz Isoldes feindseliger Miene lächelte sie ihr freundlich zu. »Du brauchst nicht zu befürchten, dass ich dir deinen Onkel stehlen will. Aber du kannst nicht jede Frau vertreiben, für die er sich interessiert. Dann hättest du nämlich sehr viel zu tun.«
    »Nur weil ich ein Kind bin, hältst du mich für hilflos. Doch das bin ich nicht! «
    »Ich bin die letzte Person, die ein Kind für hilflos halten würde.« Rhonwen sprach aus eigener Erfahrung: sie hatte sich schon als kleines Mädchen ihrer Haut zu wehren gewusst. »Trotzdem bist du hier draußen nicht in Sicherheit. Geh nach Hause, bevor dir irgendetwas zustößt.«
    Isolde starrte sie mit funkelnden Augen an. »Geh du nach Hause! Ich habe jedes Recht mich hier aufzuhalten! Dieses Land gehört meinem Vater!«
    Rhonwen ballte die Fäuste. Arrogantes Geschöpf! Dieses Land würde niemals den Engländern gehören! Sie mochten es sich vorübergehend angeeignet haben, aber das würde sich bald ändern, und dann würde es wieder den Walisern gehören.
    Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz: nie würde sich ihr eine bessere Gelegenheit bieten, eines von Josselyns Kindern als Geisel zu nehmen! Durfte sie sich diese einmalige Chance entgehen lassen, nur weil Gwen ihr lieber gewesen wäre?
    Tu's, riet ihr der Verstand. Nimm Isolde gefangen! Dann kann Rhys die Burg als Lösegeld verlangen.
    Aber was, wenn dem Mädchen ein Leid geschieht? Das war die Stimme ihres Herzens. Das könnte ich mir nie verzeihen.
    Dann hörte sie den Ruf eines Gabelweihs - aber sie wusste sofort dass es sich nicht um einen echten Vogel handelte. Und sie wusste auch, dass die Entscheidung, ob

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