Der Ritter von Rosecliff
tun, was Josselyn verlangte. Er würde Rhonwen an einer Flucht hindern, während seine Schwägerin versuchte, den Wildfang zu zähmen. Und er würde sie höflich behandeln, selbst wenn es ihm noch so schwer fiel. Und er würde sie nie wieder anrühren ...
Dieser letzte gute Vorsatz geriet ins Wanken, sobald er die Tür entriegelt hatte und sie auf dem breiten Fenstersims sitzen sah - eine schmale Gestalt die ihre angewinkelten Beine mit den Armen umschlang, das Kinn auf die Knie gestützt. Sie schaute nicht auf, als er das Zimmer betrat errötete aber heftig aus Verlegenheit - vielleicht auch aus Angst.
Jasper hätte sie am liebsten in die Arme genommen, aufs Bett getragen und mit Liebkosungen getröstet. Es war verrückt wie sehr er dieses Mädchen begehrte! Bestrafte Gott ihn auf diese Weise für seine Sünden in der Vergangenheit - zu viele Sünden mit zu vielen Frauen?
»Komm mit! Sofort!«, knurrte er barsch, um seinen Ärger über sich selbst irgendwie abzureagieren.
Sie gehorchte langsam. »Wohin bringt Ihr mich?«, fragte sie leise, ohne ihn anzusehen.
»Das wirst du gleich sehen. Komm jetzt!«
»Bitte, Jasper ... « Kummer und Resignation standen in ihren Augen geschrieben. »Ich weiß, dass Ihr allen Grund habt, zornig auf mich zu sein. Aber ich flehe Euch an - macht keine Hure aus mir! «
Jasper schämte sich plötzlich. Würde irgendein Mann eine Frau aus seiner Familie so behandeln - er würde den Kerl mit bloßen Händen umbringen! Aber Rhonwen hatte keinen Menschen, der sie verteidigen könnte. Doch, sie hatte Rhys, rief er sich ins Gedächtnis. Allerdings konnte der Bursche ihr jetzt nicht helfen.
»Josselyn hat sich eine andere Strafe für dich ausgedacht - eine, die du als weniger schlimm empfinden wirst.« Die grenzenlose Erleichterung in ihrem Gesicht verletzte seinen Stolz, und so fügte er hinzu: »Obwohl ich den Eindruck hatte, dass du die ersten Stunden deiner Gefangenschaft auch nicht als allzu schlimm empfunden hast.«
Heiße Röte schoss ihr in die Wangen, und er sah, dass sie hart schluckte. Die Haut an ihrem Hals war so glatt und zart Und sie wäre warm, wenn er sie mit den Lippen berühren würde ...
Er riss seine Augen gewaltsam von ihr los und runzelte die Stirn. »Komm endlich! Mein Essen wartet seit einer Ewigkeit.«
Rhonwen. ging stumm an ihm vorbei zur Tür hinaus. Sie war seine Gefangene, und er konnte mit ihr machen, was er wollte. Vorhin hatte es ihm gefallen, ihren Körper in Besitz zu nehmen. Doch weil er sie nicht brutal vergewaltigt sondern gekonnt verführt
und ihr grenzenlosen Genuss beschert hatte, hatte er ungewollt viel mehr als nur ihren Körper erobert.
Es gelang ihr ein Schluchzen zu unterdrücken. Er begehrte sie - aber er hasste sie auch. Wenn Jasper wüsste, welche Gefühle sie selbst für ihn hegte ... Nein, rief sie sich energisch zur Ordnung. Feinde konnten einander niemals lieben!
Mitten in der Kaserne blieb sie wie angewurzelt stehen. Nein, Liebe war es nicht was sie für diesen Mann empfand! Leidenschaft und widerwilligen Respekt, ja - aber keine Liebe!
Oder doch?
»Komm.« Er schob sie leicht an, um sie zum Weitergehen zu bewegen. Rhonwen wurde mit jedem Schritt deprimierter. Er hatte sich genommen, was er gewollt hatte, und jetzt wollte er nichts mehr von ihr wissen, konnte es kaum erwarten, sie an Josselyn zu übergeben!
Vor den schweren Türen zur großen Halle blieb sie erneut stehen. Erst vor wenigen Tagen hatte sie diese Halle als willkommener Gast betreten. Jetzt kehrte sie als Gefangene zurück, als enttarnte Feindin. Damals hatte sie gehofft, Jasper nicht zu begegnen. Jetzt ... jetzt wusste sie nicht was sie hoffen könnte. Sie wusste nur, wovor sie am meisten Angst hatte.
In jäher Panik drehte sie sich nach Jasper um. »Hasst Josselyn mich jetzt?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete er langsam, ohne sie dabei anzusehen. »Ich kenne ihre Gefühle dir gegenüber nicht. Jedenfalls solltest du dich glücklich schätzen, dass es nicht mein Bruder ist der dich in der Halle erwartet.«
Josselyn beobachtete das eintretende Paar neugierig. Rhonwen rang sichtlich um Fassung, sah aber völlig verstört aus. Hatte sie Angst vor der Strafe, die Josselyn sich für sie ausgedacht haben könnte, oder waren es ihre Gefühle für Jasper, die sie so verwirrten?
Und was empfand Jasper für Rhonwen? Seine Miene war so düster, wie man es von ihm kaum kannte. Trotzdem kam ihr dieser Gesichtsausdruck irgendwie bekannt vor. Dann fiel es ihr ein, und
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