Der Ritter von Rosecliff
eine Antwort zu geben. Sollten sie doch glauben, was sie wollten. Sollten sie ihrem Herrn berichten, dass sie ihr Rhys' Botschaft ausgerichtet hatten. Sie würde vor der fraglichen Nacht fliehen.
Aber wie sollte sie das bewerkstelligen?
Die Magd warf ihr einen misstrauischen Blick zu. »Weiß Mylady, dass du hier bist?«
Rhonwen schaute sie kalt an. »ja, ich habe die Nacht in ihrem Zimmer verbracht«, prahlte sie. »Und jetzt soll ich Wasser für ihre Morgentoilette holen.«
»Aber ich habe den Waschkrug doch erst gestern Abend gefüllt«, protestierte die Frau.
»Gavin war krank und hat das Wasser ausgetrunken. Jetzt brauchen wir frisches.« Rhonwen ließ die Magd einfach stehen und verließ die Halle, so als dürfe sie sich überall frei bewegen. Zum Glück versuchte die Frau nicht sich ihr in den Weg zu stellen.
In dem Innenhof war es noch sehr ruhig. Zwei Männer standen in der Stalltür und unterhielten sich. Ein Hahn flog auf ein Fensterbrett sträubte sein Federkleid und krähte seinen Morgengruß.
Rhonwen wusste, dass sie sich beeilen musste, denn schon bald würde hier geschäftiges Treiben herrschen.
Wo könnte dieses hintere Tor. sein, durch das Rhys in die Burg eindringen wollte?
Während sie so tat als sei sie unterwegs zum Brunnen, ließ sie ihren Blick über die hohen Mauern und die verschiedenen Bauten schweifen: auf einer Seite Stallungen und Kasernen, gegenüber die große Halle, der Hauptturm und die Kapelle. Links und rechts vom Tor die Viehställe und Lagerräume. An der hinteren Mauer, die direkt an die Klippen grenzte, die Küche, umgeben von mehreren Holzschuppen.
Donner grollte, und Rhonwen wünschte, sie hätte ihren warmen Umhang mitgenommen. An diesem unfreundlichen Morgen war von Frühling nichts zu spüren. Es war kalt und feucht ein Wetter, das zu ihrer düsteren Stimmung passte. Sie musste dieses hintere Tor finden!
Die Küche war der wahrscheinlichste Ort entschied sie und eilte darauf zu, doch obwohl sie die dicken Steinmauern mit den Augen absuchte, konnte sie nirgends ein Tor entdecken. Als die Küchentür quietschend geöffnet wurde, duckte sie sich rasch hinter drei leere Bierfässer. Es hätte ihr gerade noch gefehlt wenn der Koch sie hier ertappte! In ihrem Versteck machte sie eine erstaunliche Entdeckung-. die Küche grenzte nicht ganz an die Burgmauer. Dazwischen gab es einen schmalen Durchgang.
Ihr Herz schlug schneller. Sie stellte den Wassereimer ab und ging an der Mauer entlang. Gleich darauf stand sie vor einer schweren Eisentür. Das musste es sein! Neben der Tür lagen Angeln, Fischernetze, Körbe und lange Ruder. Sie begriff, dass dieses Tor direkt in den steilen Felspfad mündete, der zum Meer hinabführte. Ohne große Hoffnung drückte sie auf die Klinke -die Tür war nicht verschlossen! Das konnte nur bedeuten, dass Fischer sich in aller Herrgottsfrühe auf den Weg zum Strand gemacht hatten. Mit angehaltenem Atem betrat sie einen kurzen Tunnel, der in die dicke Burgmauer eingelassen war. Auf einer Seite waren Taurollen gestapelt daneben standen mehrere Laternen. Eine zweite schwere Eisentür musste ins Freie führen. Diese Tür hatte nicht nur ein Schloss, sondern wurde zusätzlich mit einer Querstange gesichert die jetzt aber an der Wand lehnte. Rhonwen öffnete auch diese Tür - allerdings nur einen schmalen Spalt.
Meeresluft schlug ihr entgegen, und Rhonwen atmete sie in vollen Zügen ein, weil sie Freiheit verhieß. Freiheit! War es tatsächlich so einfach, aus Rosecliffe Castle zu fliehen?
Dann hörte sie Stimmen, spähte vorsichtig nach oben und sah zwei Wachposten auf dem Wehrgang. Bei Tag war eine Flucht also ausgeschlossen. Man würde sie sofort entdecken. In der Dunkelheit könnte es eher gelingen. Die große Frage war allerdings wurden diese beiden Türen für die Nacht verschlossen? Höchstwahrscheinlich, denn alles andere wäre unverantwortlicher Leichtsinn. Irgendwie musste, sie in Erfahrung bringen, wer mit dieser Aufgabe betraut war, und dann musste sie versuchen, den Schlüssel irgendwie an sich zu bringen...
Sie schloss leise die Tür und lehnte sich an das feuchte Metall. In der nächsten Nacht würde sie Rosecliffe verlassen, und sie würde nie zurückkehren, weder in die Burg noch nach Carreg Du noch ins Rebellenlager. Irgendwie würde sie Rhys eine Nachricht zukommen lassen, dass er sie nicht zu befreien brauchte. Und dann würde sie nach Westen wandern und in einer Stadt ein ganz neues Leben beginnen.
Auf dem Rückweg zum
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