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Der Ritter von Rosecliff

Der Ritter von Rosecliff

Titel: Der Ritter von Rosecliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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ergeben. Viel Blut würde fließen, walisisches und englisches. Rhys gegen Jasper ... Einer von beiden würde diesen Kampf nicht überleben ...
    Die Tür wurde einen Spalt weit geöffnet und Isolde schob den Kopf heraus. »Wo bleibst du denn, Rhonwen? Das Wasser wird kalt, wenn du so trödelst und Gavin heult wie ein kleines Kind.«
    Er ist ein kleines Kind, dachte Rhonwen, die nur mühsam ihre Tränen zurückhalten konnte. Ihr alle seid kleine Kinder und habt das Elend nicht verdient, das euch erwartet wenn ich Rhys in die Burg einlasse. Sie stieß sich von der Mauer ab, betrat das Zimmer und bereitete den Tee zu. Gavin trank ihn und schlief auf einer Matratze ein. Isolde und Gwen durften in Josselyns breitem Himmelbett schlafen, und Rhonwen machte sich ein behelfsmäßiges Nachtlager aus zwei Wolldecken in einer Ecke gegenüber dem Bett. Sie zog die Schuhe aus und schnürte ihr Kleid auf, legte sich aber nicht hin, sondern starrte in die flackernden Flammen des langsam erlöschenden Kaminfeuers.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Josselyn besorgt. »Hast du irgendwelchen Kummer?«
    Einen Moment lang war Rhonwen fast versucht, sich ihr anzuvertrauen. Fast. Aber Josselyn könnte ihr nicht helfen. Sie würde natürlich jeden bekämpfen, der ihre Familie und ihr Zuhause bedrohte. »Nein«, murmelte Rhonwen und kehrte Josselyn den Rücken zu. »Ich bete gerade.«
    Sie hätte sehr gern wirklich gebetet, doch ihr fielen keine Gebete ein. Worum sollte sie Gott bitten? Dass Er Rhys zum Sieg verhelfen möge? Müsste sie nicht eigentlich froh und dankbar sein, dass Rhys sie befreien wollte? Aber es wollte sich keine Freude einstellen, nur Zweifel und Angst. Schließlich legte sie sich hin, ohne ihr Kleid auszuziehen, und betete um göttliche Weisung.
    Noch besser wäre es, wenn Gott direkt eingreifen und ihr die Entscheidung abnehmen würde, dachte sie unglücklich. Denn was immer sie tun würde - es käme nichts Gutes dabei heraus, befürchtete sie.
     
    Während der langen unruhigen Nacht wurde Rhonwen zweierlei klar. Sie konnte Rhys und Lamonthe nicht guten Gewissens in die Festung einlassen. Das würde unweigerlich zu einer Schlacht führen, bei der viele unschuldige Menschen ihr Leben verlieren würden. Sie wusste, wie sehr Rhys die Burg begehrte aber sie würde ihm nicht helfen. Sie konnte es einfach nicht ...
    In der ersten grauen Morgendämmerung fasste sie einen schweren Entschluss: sie musste fliehen. Es war die einzige Lösung, die ihr einfiel.
    Neumond würde in drei Tagen sein. Vorher musste sie Rosecliffe verlassen.
    Sie stand von ihrem Nachtlager auf, faltete die Decken und verstaute sie in einer Truhe. Dann rieb sie sich müde das Gesicht. Ja, es war für alle das Beste, wenn sie von hier verschwand. Irgendwann würde es trotzdem zur Konfrontation zwischen Rhys und Jasper kommen, das war ihr klar, aber wenigstens würde sie dann keine Mitschuld treffen.
    Und wenn sie weit genug flüchtete, würde sie vielleicht niemals hören, wer von den beiden bei dem Kampf ums Leben gekommen war
    Sie schaute zu dem mit grünem Damast bezogenen Bett hinüber und stellte fest dass Josselyn wach war und sie beobachtete. »Du hattest eine sehr unruhige Nacht Rhonwen. Ich habe dich im Schlaf murmeln hören, und du hast dich von einer Seite auf die andere gewalzt.«
    »Du vergisst dass ich kein Gast sondern eine Gefangene bin. Würdest du in der Festung deiner Feinde gut schlafen?«
    »Wenn du eine englische Festung meinst so schlafe ich jede Nacht darin«, antwortete Josselyn lächelnd.
    »Das ist nicht das Gleiche. Rand ist nicht dein Feind.«
    »Dein Feind ist er auch nicht. Und auch Jasper ist nicht dein Feind.«
    Rhonwen wollte nicht mit ihr über Jasper sprechen. Josselyn hatte sich in den Kopf gesetzt aus ihnen ein Paar zu machen. Sie glaubte, dass das alle Probleme lösen würde. Was sie nicht begriff, war die traurige Tatsache, dass Jaspers Gefühle für Rhonwen sich nicht mit Rands Gefühlen für seine Frau vergleichen ließen.
    »Ich werde gegen meinen Willen hier festgehalten, Josselyn. Wie kann er dann nicht mein Feind sein?« Sie verließ das Zimmer, und Josselyn versuchte nicht sie aufzuhalten. Unten erwachte die große Halle allmählich zu neuem Leben. Eine Magd machte Feuer in dem riesigen Kamin. Ein müder Page schleppte Brennholz herbei. Zwei andere Dienstboten schoben die Tische von den Wänden.
    Zu Rhonwens großer Erleichterung waren Lamonthes Männer nicht zu sehen. Sie wollte nicht gezwungen sein, ihnen

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