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Der Ritter von Rosecliff

Der Ritter von Rosecliff

Titel: Der Ritter von Rosecliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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Freundlichkeit und Fürsorge.
    Jetzt übte sie eine ähnliche Wirkung auf den erwachsenen Mann aus. Ein Teil von Rhys wollte ihre Einladung annehmen, wollte sich von ihr umsorgen lassen. Frauen stellten ihm zwar bereitwillig ihre Körper zur Verfügung, aber das war auch schon alles. Wärme und Trost hatten sie nicht zu bieten.
    Er rief sich ins Gedächtnis, dass Josselyn eine Verräterin war, der er nicht vertrauen durfte. Doch sein knurrender Magen gewann die Oberhand. »Etwas zu essen könnten wir ganz gut gebrauchen«, gab er zu. Warum sollte er nicht Gebrauch von den vollen Speisekammern der Engländer machen, wenn sie ihm ausnahmsweise zur Verfügung gestellt wurden? Von Rechts wegen müsste das alles sowieso ihm und seinen Landsleuten gehören.
    »Ausgezeichnet« Josselyn deutete einladend auf ein großes Steingebäude neben dem Turm. In diesem Augenblick kamen drei Kinder angerannt. Ein Junge, gefolgt von zwei Mädchen.
    Das ältere Mädchen erkannte Rhys sofort und starrte ihn mit schreckensweit aufgerissenen Augen an. Dann packte Isolde ihre kleine Schwester bei der Hand und zerrte sie ein Stück zurück. »Mama, Mama!«, rief sie. »Pass auf! Das ist er - Rhys ap Owain! Der Schurke, der mich entführt hat! «
    Der Junge stürmte auf seine Mutter zu, so als wollte er sie vor dem Feind beschützen.
    »Ich weiß, Isolde«, beruhigte Josselyn ihre Tochter. »Er hat Rhonwen zu uns zurückgebracht. Sie ist verletzt.«
    »Hat er das getan?« Das hübsche Gesicht des Mädchens verzog sich vor Hass. »Bestimmt hat er selbst Rhonwen verletzt! «
    Rhys versteifte sich. Auch wenn Isolde guten Grund hatte, ihm zu misstrauen, war er nicht gewillt, sich von einem Kind beleidigen zu lassen. Mit einem heftigen Ruck an den Zügeln wirbelte er sein Pferd herum. »Lass deine Tante in Carreg Du wissen, wie es Rhonwen geht«, rief er Josselyn zu. »Ich werde mich jeden Tag bei ihr erkundigen, ob Rhonwen schon kräftig genug ist um dann wieder nach Hause zurückzukehren.«
    »Warte, Rhys! Bleib hier!«
    Doch er ignorierte ihre Bitte, und gleich darauf donnerten die Hufe seines Pferdes über die Zugbrücke. Seine Männer folgten ihm, obwohl sie viel lieber ihre leeren Mägen gefüllt hätten.
    Rhys galoppierte, bis sein Pferd völlig erschöpft war, aber es gelang ihm nicht auf diese Weise die Erinnerungen an die Vergangenheit und seine Angst vor der Zukunft abzuschütteln.
     
    Jasper stand vor dem Krankenzimmer und lauschte angespannt, doch die dicken Steinmauern und die schwere Holztür ließen keine Geräusche zu ihm dringen.
    Seufzend rieb er sich das Gesicht mit den Händen. Er war schmutzig, erschöpft und mit Blut besudelt mit seinem eigenen und dem anderer Menschen. Als er seine Hände senkte, fragte er sich, ob es Rhonwens Blut war, das an seinen Fingerknöcheln eine rostfarbene Kruste bildete.
    Ein Schauer lief ihm über den Rücken, und seine Brust schmerzte, so als würde ein unerträgliches Gewicht auf ihr lasten. Er bekam kaum noch Luft und lehnte sich an die Wand, weil er befürchtete, ohnmächtig zu werden.
    Brach ihm aus Liebe das Herz?
    Liebte er Rhonwen?
    Ja, gestand er sich zum ersten Mal ein, er liebte sie. Er hatte sie um jeden Preis besitzen wollen und dadurch ihr Leben aufs Spiel gesetzt wenn auch ungewollt.
    Jasper schloss die Augen, entsetzt über seinen Egoismus. Anstatt zu akzeptieren, dass sie ihn nicht wollte, hatte er sie aus gekränktem Stolz und aus Sturheit verfolgt. Wenn sie starb ...
    Gewiss, er hatte den schurkischen Lamonthe getötet und Rhys überredet sie nach Rosecliffe zu bringen, doch diese Verdienste zählten nicht viel, verglichen mit seiner Schuld. Wenn sie starb ...
    Nein, er durfte nicht an diese Möglichkeit denken, sonst würde er verrückt werden. Vielleicht blieb sie ja am Leben. Der Heiler hatte einen guten Ruf, und Josselyn würde alles in ihren Kräften Stehende für Rhonwen tun. Und Gott würde vielleicht seine Gebete erhören ...
    Wenn sie am Leben blieb, musste er sie gehen lassen. Sie liebte Rhys, auch wenn er nicht ihr Geliebter war. Sie war ' zu ihm unterwegs gewesen, als Jasper sie eingeholt und in seine Gewalt gebracht hatte.
    Er starrte die kalte graue Steinwand an. So kalt und grau würde auch seine Zukunft aussehen. Leer, ohne Freude, ohne Liebe. '
    Als die Türangeln quietschten, zuckte Jasper erschrocken zusammen. Isolde schlüpfte aus dem Krankenzimmer, blass und besorgt. Sie wirkte viel reifer als noch vor wenigen Tagen und sagte ernst: »Mama lässt dir

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