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Der rollende Galgen

Der rollende Galgen

Titel: Der rollende Galgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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oder worauf er hinauswollte. »Nein, mein Lieber. Entweder alle oder keiner.«
    »Es ist auch gefährlich«, warnte Joseph. »Du gehörst auch nicht zu uns. Du bist gelb.«
    »Nun ja, darüber kann man streiten…«
    »Sehen möchte ich den Friedhof auch«, sagte Abe.
    Joseph staunte ihn an. »Zu sehen gibt es da nicht viel. Ich kann dir zeigen, Polizist, wo die Weißen das Unrecht begangen haben, aber einen Friedhof mit Kreuzen oder Steinen wirst du nicht zu sehen bekommen.«
    »Woher kennen Sie den genauen Ort?« wollte ich wissen.
    Der Indianer lächelte milde. »Das findet man«, gab er flüsternd zurück.
    »So etwas ist einfach zu spüren. Orte wie diese ›schwingen‹, und sensible Menschen merken das. Es ist nicht einfach für einen Außenstehenden, dies zu begreifen…«
    »Magie?« unterbrach ich ihn.
    Er nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf. Eine etwas komische Haltung. »Ich würde es anders sagen, Fremder. Die Geister der Toten, ja, die Geister der Toten sind es.«
    »Die haben Sie gesehen?«
    »Denken Sie an die Gehängten.«
    »Aber die sind nicht von Geistern gekillt worden«, warf Abe Douglas ein.
    »Ganz bestimmt nicht. Wir haben einen Zeugen, einen Fotografen, der nahm die Mörder auf. Und Ihr Aconagua befand sich auch darunter. Er sah nicht aus wie ein Geist.« Douglas schaute mich an, er wollte meine Unterstützung haben, die ich ihm auch durch ein Nicken gab. Dann sprach er weiter. »Wissen Sie, wie er aussah? Sie haben doch schon von Zombies, lebenden Toten, gehört.«
    »Sehroft. Sie kommen auch in unseren Mythen vor.«
    »Denen ähnelten die Mörder. Wir gehen sogar so weit zu behaupten, daß es Zombies sind. Eventuell kriechen sie des Nachts aus ihren Gräbern. Deshalb möchten wir uns gern den Friedhof anschauen, auf dem dieses Haus gebaut worden ist.«
    Abe Douglas hatte viel gelernt. Bei unseren gemeinsamen Abenteuern war er gezwungen gewesen, umzudenken, das spürten Suko und ich sehr deutlich. Deshalb unterbrachen wir ihn auch nicht. Joseph strich über seine dünne Haut. »Es ist gut, wenn man mit Menschen redet, die ähnlich denken. Es gibt eine Aura, die alles zerfließen läßt. Auch ich habe sie gespürt. Sie kann Menschen verändern, auflösen, und nicht allein diese, auch Gegenstände.«
    »Wie sollen wir das verstehen?« fragte Suko.
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Deshalb wäre es gut, wenn wir uns den Friedhof oder den Platz anschauen könnten.«
    Der alte Indianer atmete stöhnend aus. Anschließend überlegte er. Im Raum war es ruhig geworden. Ich hatte den Eindruck, als würden sich die Wände zusammenschieben.
    Das Flair war anders geworden. Möglicherweise hatte es unsere Diskussion verändert. Vielleicht lag es auch daran, daß uns Sauerstoff fehlte.
    »Nun?«
    »Ich weiß«, sagte Joseph, »es ist für Sie nicht einfach. Ich kann verstehen, daß Sie den Friedhof sehen wollen, doch ich möchte Sie warnen. Sie werden dieses Haus möglicherweise nicht mehr lebend verlassen, wenn Sie versuchen, in eines seiner Geheimnisse einzudringen. Die Kriege sind lange vorbei, doch der Haß gegen die Weißen ist geblieben. Besonders hier im Ghetto, wo man unter sich bleiben will.«
    »Ich werde mitgehen.«
    »Gut, Suko, du bist ein Gelber.« Joseph sprach die Bezeichnung normal aus, nicht als Schimpfwort. »Dir könnte ich den Keller zeigen.«
    »Dann komm.«
    Als mein Freund sich erhob, schaute ich ihn an. Der Inspektor hob die Schultern. »Was soll ich machen, John? Ich kann ihn ja nicht zwingen, euch mitzunehmen.«
    »Das ist klar. Können wir denn hier im Raum solange warten?« wandte ich mich an Joseph.
    »Wenn Sie wollen.«
    »Und wie sieht es mit einer Durchsuchung des Hauses aus?« erkundigte sich Douglas.
    »Unmöglich!«
    »Langsam, Joseph.« Douglas winkte ab. »Ich denke da nicht an eine Durchsuchung irgendwelcher Zimmer und Wohnungen. Nein, ich möchte mich sehr gern einmal umschauen, durch die Flure gehen.«
    Der alte Indianer rieb seine Hände gegeneinander und faßte nach der Feder. »Auch das ist nicht ungefährlich.«
    »Man wird uns den Kopf schon nicht abschlagen«, sagte Abe grinsend.
    »Außerdem weiß man in meiner Dienststelle, wo ich zu finden bin. Wenn ich mich nicht melde, gibt es Ärger.«
    »Ich kann Sie nicht beschützen.«
    »Danke.« Abe schlug ihm auf die Schulter. »Das brauchen Sie auch nicht, mein Lieber. Wir schaffen es selbst.«
    »Gut, möge der Große Geist seine Hände über uns alle halten.« Mit diesen Worten

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