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Der rollende Galgen

Der rollende Galgen

Titel: Der rollende Galgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Joseph.
    »Hast du eine Erklärung?«
    »Nein, Suko, keine genaue. Ich kann nur etwas annehmen. Ich rechne deshalb damit, daß diese Nacht anders werden wird als die Nächte zuvor. Ich glaube daran, daß wir uns auf die Rückkehr der Rächer gefaßt machen können.«
    »Wolltest du sie nicht beschwören?« fragte ich.
    »Das muß ich zusätzlich versuchen.«
    »Am besten, wir gehen in deine Wohnung. Oder willst du die Beschwörung im Keller vornehmen?«
    »Nein, wir schauen uns erst die Wohnung an.«
    Niemand hielt uns auf. Im Flur standen zwei Motorräder friedlich aufgebockt. Dieses Haus war von der Stille regelrecht eingepackt worden.
    Sie schlug mir aufs Gemüt. Ich spürte das kalte Gefühl, das sich im Nacken festgesetzt hatte. Die Wände erkannte ich als hellere Schatten. Wir sahen ebenfalls keinen Grund, Licht zu machen. So gingen wir durch den Flur und lauschten nur dem Klang unserer eigenen Schritte nach. Wir passierten die Wohnungstüren. Keine von ihnen stand offen. Mir kamen sie wie vernagelt vor.
    Ich dachte wieder an meine schlimmen Befürchtungen und wollte eine Bestätigung haben, egal, ob positiv oder negativ. Deshalb machte ich den Versuch und ging auch das Risiko ein, die an der linken Seite liegende Tür zu öffnen.
    »Was willst du erfahren?« fragte Suko, als meine Hand bereits auf der klebrigen Klinke lag.
    »Kannst du dir das nicht denken?«
    »Ich gehe mit.«
    Joseph gab keinen Kommentar ab. Er blieb zurück, während wir unsere Taschenlampen hervorholten. Die Klinke ließ sich leicht bewegen, und ich war froh, daß die Tür nicht abgeschlossen war. Dunst und Gerüche strömten uns entgegen. Das war nichts für unsere Nasen, aber es roch nicht nach Tod oder Verwesung. Die Lichtspeerc fanden ihren Weg. Sie strahlten durch die tintige Dunkelheit, bewegten sich tastend durch den Raum, glitten über Möbel hinweg und erreichten eine alte Couch.
    Da lag der erste!
    Es war ein Mann. Er hatte die Rückenlage eingenommen. Ein Arm war über die Kante der Couch gerutscht. Die Finger der Hand berührten den Boden. Sein Gesicht wirkte im Schein der Lampe noch blasser. Der Mund stand halboffen, und der Mann sah aus wie tot. Suko hatte auch zwei Frauen entdeckt. Eine ältere und eine jüngere. Ich lief auf den Mann zu.
    War er tatsächlich tot?
    Nein, er lebte. Er und der Rest seiner Familie waren nur in einen Tiefschlaf gefallen, den ich schon mit einem magischen vergleichen konnte.
    »Okay, John, sie leben noch«, sagte auch Suko.
    »Zum Glück.«
    Er hob die Schultern. »Gib mir eine Erklärung.«
    »Kann ich nicht.«
    »Es ist möglich, daß Aconagua freie Bahn haben will«, meldete sich Joseph von der Tür her. Er war uns gefolgt. »Freie Bahn heißt, daß er möglicherweise zurückkehren wird.«
    »Vielleicht ist er schon da!« sagte ich.
    »Das kann auch sein.«
    Wir verließen die Wohnung. Die des alten Indianers lag nur ein paar Schritte entfernt. Seine Tür war sonst abgeschlossen, an diesem Tage merkwürdigerweise nicht.
    »Bleib du mal zurück!« sagte ich und schob ihn nach hinten. Suko und ich betraten die Wohnung.
    Diesmal machten wir Licht. Das heißt, wir versuchten es. Zwar hörten wir das Klacken des Schalters, nur erhellte sich keine Lampe im Raum. Er blieb dunkel.
    »Kein Strom mehr«, meldete ich. »Wahrscheinlich sogar im gesamten Haus. Das läßt tief blicken.«
    Wir nahmen die Lampen und brauchten nicht erst groß zu suchen, um erkennen zu können, was da geschehen war. Jemand hatte die Wohnung des alten Indianers durchsucht und sie dabei auf den Kopf gestellt. Es herrschte ein heilloses Durcheinander. Wer das getan hatte, mußte an einer Zerstörungswut leiden. Ich drehte mich zu Joseph um.
    »Hast du eine Erklärung?«
    »Noch nicht.«
    »Was könnten sie denn gesucht haben?« fragte Suko.
    Joseph betrat achselzuckend sein Zimmer und ging tiefer hinein. Dabei mußte er über umherliegende Gegenstände steigen. Selbst die Waffen und alten Bilder hatten die Unbekannten von den Wänden gerissen.
    »Ich gehe davon aus«, sagte der alte Indianer, »daß wir die Schuld nicht unbedingt bei Aconagua suchen müssen. Wahrscheinlich haben meine lieben Hausbewohner diese Art von Ordnung geschaffen.«
    »Was hätten sie davon gehabt?«
    Joseph hob die Schultern. »Die Frage ist gut, John. Ich kann sie sogar beantworten. Wer als Indianer heute in einer modernen Stadt wie New York wohnt, darf alles vergessen, nur nicht die überlieferten Rituale. Es gibt Zeiten, wo man sie braucht.«
    »Wie

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