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Der Rosenmord

Der Rosenmord

Titel: Der Rosenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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unglückliche Versuchung angeht, nicht gefehlt hast. Vielmehr hast du dich sehr gut verhalten. Auch um die Ehre der Frau, deren Tugend du mit Recht lobst, brauchst du nicht zu fürchten. Du hast ihr nichts getan. Ich weiß, daß du völlig aufrichtig bist, soweit du jedenfalls die Wahrheit siehst und verstehst. Aber die Wahrheit ist keine einfache Sache, mein Sohn. Der Geist des Menschen irrt und ist unvollkommen. Ich muß mir selbst vorhalten, daß ich dir diese Aufgabe übertrug. Ich hätte voraussehen müssen, wie schwer sie für einen so jungen und unerfahrenen Menschen wie dich ist. Nun erhebe dich! Du sollst bekommen, was du erbeten hast. Du bist von dieser Pflicht entbunden.«
    Er faßte Elurics Handgelenke und zog ihn energisch auf die Beine. Der Junge war so erschöpft und zitterte so sehr vor Schwäche, daß zu bezweifeln war, ob er ohne Hilfe hätte aufstehen können. Er wollte sich stammelnd bedanken. Seine Zunge weigerte sich jetzt sogar, ganz gewöhnliche Worte auszusprechen. Allmählich breitete sich jedoch die Ruhe der Erschöpfung und Erleichterung in seinem Gesicht aus. Und trotzdem, trotz der Erleichterung, fand er noch etwas, um sich Sorgen zu machen.
    »Vater … der Vertrag … es wäre ein Vertragsbruch, wenn die Rose nicht übergeben und die Pacht damit bezahlt wird.«
    »Die Rose wird überbracht werden«, erklärte Radulfus entschieden. »Und die Pacht wird bezahlt werden. Aber dich entbinde ich von dieser Aufgabe. Kümmere dich um deinen Altar und verschwende keinen Gedanken mehr daran, wie oder durch wen diese Aufgabe von diesem Tage erledigt wird.«
    »Vater, was kann ich nun tun, um meine Seele zu läutern?« fragte Eluric, der immer noch leicht zitterte.
    »Eine Buße mag heilsam für dich sein«, gab der Abt müde zu. »Aber hüte dich davor, in deinen Ansprüchen auf Bestrafung zu übertreiben. Du bist alles andere als ein Heiliger – genau wie wir alle –, aber du bist auch kein notorischer Sünder, das, mein Junge, wirst du nie sein.«
    »Gott verhüte!« flüsterte Eluric entsetzt.
    »Und Gott möge verhüten«, ergänzte Radulfus trocken, »daß wir mehr aus unseren Tugenden oder Fehlern machen, als an ihnen dran ist. Du sollst nicht mehr bekommen, als dir zusteht – sei es Lob oder Tadel. Zu deinem Seelenfrieden sollst du die Beichte ablegen, aber, wie ich bereits sagte, in aller Bescheidenheit. Richte deinem Beichtvater aus, daß du bei mir warst, meine Billigung und meinen Segen hast und von der Pflicht entbunden wurdest, die zu schwer für dich war. Dann tue Buße, wie er es dir aufträgt, und hüte dich, mehr zu verlangen.«
    Mit weichen Knien ging Bruder Eluric hinaus. Für den Augenblick fühlte er sich leicht und befreit, doch er fürchtete, dies werde nicht lange anhalten. Freude empfand er nicht, aber wenigstens auch keinen Schmerz. Man war freundlich mit ihm verfahren und hatte ihn von seiner quälenden Pflicht und der Nähe der Frau befreit. Nun war eine Leere in ihm wie in jenem reingefegten Haus in der Bibel – offen für neue Bewohner, sich nach neuen Inhalten sehnend, ebenso bereit für Teufel wie für Engel.
    Er tat, wie der Abt es ihm aufgetragen hatte. Bis zum Ende seines Noviziats war Bruder Jerome, Ohr und Schatten von Prior Robert, sein Beichtvater gewesen. Von Jerome hatte er alle Bußen bekommen, die seine überängstliche Seele nur begehrte. Nun aber mußte er sich an Richard, den Unterprior wenden, und der war dafür bekannt, daß er nachgiebig und tröstend mit seinen Büßern umging, ebenso aus Trägheit wie aus echter Herzensgüte. Eluric bemühte sich wirklich, dem Befehl des Abtes zu gehorchen und sich nicht zu schonen, sich andererseits aber auch nichts zum Vorwurf zu machen, was er nicht begangen hatte. Als dies getan war, als die Buße verhängt und die Absolution erteilt war, blieb er mit geschlossenen Augen und schmerzlich gerunzelter Stirn im Beichtstuhl sitzen.
    »Gibt es da noch etwas?« erkundigte sich Richard.
    »Nein, Vater … über meine Taten gibt es nichts mehr zu berichten. Ich fürchte nur …« Die Taubheit begann zu schwinden, ein kleiner Schmerz meldete sich in seinem Bauch.
    Das leere Haus würde nicht lange unbewohnt bleiben. »Ich will alles tun, um die Erinnerung an diese unzulässige Zuneigung fortzuschieben, aber ich bin nicht sicher … ich bin nicht sicher!
    Wie, wenn ich fehle? Ich fürchte mich vor meinem eigenen Herzen …«
    »Mein Sohn, wenn dein Herz dich im Stich läßt, dann mußt du dich an die Quelle aller

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