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Der Rosenmord

Der Rosenmord

Titel: Der Rosenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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klammerte sich mit einem Dutzend langer, dürrer Arme an den Stein. Er hatte ihn erst vor sieben Wochen gestutzt, denn der Strauch schoß in jedem Jahr rasch auf. Er war schon alt; mehrmals war totes Holz vom Stiel abgeschnitten worden, so daß dieser dicht über dem Boden wie ein verwachsener Baumstamm aussah. Er war über und über mit weißen, halbgeöffneten Knospen besprenkelt. Die Blüten waren nie sehr groß, aber rein weiß und stark duftend. Wenn der Tag von St. Winifreds Grablegung kam, würde er reichlich Auswahl haben, um die beste Blüte auszusuchen.
    Sie sollte die schönste bekommen, die der Baum hergab.
    Und er würde Judith sogar vor diesem Tag noch einmal sehen, wenn sie kam, um den Gürtel zu holen. Niall machte sich frohen Mutes wieder an die Arbeit und entwarf die Gürtelschnalle im Kopf, während er den Schmuckrand für den Teller des Stadtvorstehers vollendete.
    Der Hauptsitz der Vestiers war ein schönes Haus am Anfang einer Straße, die den Namen Maerdol trug und bergab zur Westbrücke führte. Ein rechtwinkliges Haus war es, mit einer breiten Ladenfront zur Straße. Halle und Kammern lagen dahinter, und jenseits des Hauses erstreckten sich ein geräumiger Hof und Ställe. In den Gebäuden gab es Platz genug, um nicht nur die Wohnräume der Familie aufzunehmen, sondern auch große Lagerräume in einem geräumigen, trockenen Keller. Auch die Mädchen, die die frisch gefärbte Wolle kämmten, fanden sich hier ein. In einem Anbau standen drei Webstühle, und in der langen Halle konnten sechs Spinnerinnen gleichzeitig arbeiten. Einige weitere Spinnerinnen und fünf Weber arbeiteten daheim. Das Tuchgeschäft der Vestiers war das größte und bekannteste in Shrewsbury.
    Nur das Färben der Vliese und das Walken des Tuchs überließ man den erfahrenen Händen von Godfrey Füller, der seine Färberei, seine Walkmühle und seinen Trockenhof ein Stück flußabwärts direkt unter den Burgmauern hatte.
    Um diese Jahreszeit war der Ertrag der ersten Schafschur bereits gekauft, sortiert und zum Färben geschickt. Just an diesem Tag brachte Godfrey höchstpersönlich den bearbeiteten Stoff zurück. Er zeigte keine besondere Eile, sein Geschäft abzuschließen, obwohl man von ihm wußte, daß für ihn Zeit gleichbedeutend mit Geld war, und Geld liebte er sehr. Ebenso die Macht. Er genoß seine Stellung als einer der reichsten Handwerker der Stadt und sah sich ständig nach Möglichkeiten um, seinen Einfluß und seinen Wirkungskreis zu vergrößern.
    Wie die Gerüchte besagten, hatte er ein Auge auf das fast genauso große Vermögen der Witwe Perle geworfen und ließ sich keine Gelegenheit entgehen zu betonen, wie nützlich es wäre, ihrer beider Besitz durch eine Eheschließung zusammenzubringen.
    Judith hatte seufzend hingenommen, daß er länger blieb als unbedingt nötig. Sie hatte ihm pflichtschuldigst eine Erfrischung angeboten und geduldig seinen beharrlichen Überredungsversuchen gelauscht. Wenigstens war er so anständig, keine liebevolle Werbung zu heucheln. Er sprach vernünftig und ohne Tändelei, und seine Worte waren wahr.
    Sein und ihr Geschäft wären, zusammengelegt und auch in Zukunft gut geführt, in der ganzen Grafschaft eine Macht, von der Stadt ganz zu schweigen. Was den Reichtum anging, so würden sie dabei beide gewinnen. Auch als Ehemann war er keineswegs widerwärtig. Er war zwar gerade fünfzig geworden, sah jedoch noch recht stattlich aus: groß, kräftig, mit langen Schritten gehend, eine dichte Mähne aus stahlgrauem Haar auf dem Kopf, scharfe Gesichtszüge. Zwar liebte er das Geld, aber er war auch für die schönen Dinge des Lebens zu haben und würde, wenn auch nur um des eigenen Ansehens willen, dafür sorgen, daß seine Frau so hübsch gekleidet einherging wie keine zweite in der Stadt.
    »Nun gut!« sagte er ohne Verärgerung, als er sah, daß er wieder einmal abgewiesen worden war. »Ich kann warten, Frau Perle, und ich bin keiner, der kurz vor dem Sieg aufgibt oder rasch seine Meinung ändert. Ihr werdet schon noch einsehen, wie wahr meine Worte sind, und ich habe auch keine Angst, an den jungen Taugenichtsen gemessen zu werden, die außer einem hübschen Gesicht nichts zu bieten haben. Das meine ist schon älter, aber mit den ihren kann es sich jederzeit messen.
    Ihr seid viel zu vernünftig, meine Gute, um Euch für einen Burschen nur deshalb zu entscheiden, weil er elegant im Sattel sitzt und eine glatte Haut hat. Überlegt nur, was wir zwei zusammen tun könnten, wenn

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