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Der Rosenmord

Der Rosenmord

Titel: Der Rosenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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erinnert hatte, wendeten sich nun ihre Gedanken von neuem dem Klosterleben zu.
    Schwester Magdalena saß auf einer gepolsterten Bank neben dem offenen Fenster in Judiths kleinem Privatkontor, breit, gefaßt und zufrieden in ihrer schwarzen Kutte. Agatha hatte ihr Früchte und Wein gebracht und sie sich selbst überlassen, denn sie fürchtete sich etwas vor der Ordensfrau.
    Judith setzte sich neben die Besucherin.
    »Cadfael hat mir erzählt«, begann die Nonne ohne Umschweife, »was Euch bedrückt und was Ihr ihm anvertraut habt. Gott verhüte, daß ich Euch in die eine oder andere Richtung dränge, denn am Ende müßt Ihr doch ganz allein die Entscheidung treffen, das kann Euch niemand abnehmen. Ich weiß sehr wohl, wie schmerzhaft der Verlust von Mann und Kind für Euch war.«
    »Ich beneide Euch«, erwiderte Judith mit einem Blick auf Magdalenas gefaltete Hände. »Ihr seid freundlich, und gewiß seid Ihr klug und stark. Ic h glaube, ich besitze keine einzige dieser Eigenschaften, und es ist sehr verlockend, sich an jemanden anzulehnen, der sie besitzt. Oh, ich lebe gut, ich arbeite, und ich habe Haus, Verwandtschaft und meine Pflichten nicht vernachlässigt. Doch kann all dies auch ohne mich bestehen. Mein Vetter hat es mir soeben bewiesen, obwohl er es bestritt. Es wäre ein sehr willkommener Ausweg, anderswo eine Berufung zu haben.«
    »Die Ihr allerdings nicht habt«, erwiderte Schwester Magdalena ohne zu zögern. »Denn sonst hättet Ihr nicht so gesprochen.« Ihr plötzliches Lächeln kam wie ein Sonnenstrahl, das Grübchen in ihrer Wange war wie ein Funke, der rasch wieder verflog.
    »Nein. Das sagte mir auch Bruder Cadfael schon. Er machte mir klar, daß man das Klosterleben nicht als die zweitbeste Möglichkeit, sondern nur als die allerbeste wählen dürfe – nicht als Versteck, sondern aus Leidenschaft.«
    »Da mußte er mich wohl ausnehmen«, gab Schwester Magdalena offen zurück. »Aber ich kann nicht empfehlen, was ich selbst getan habe. Um ehrlich zu sein, kann ich nicht gerade als Beispiel für andere Frauen dienen. Ich tat eben, was ich tat, und nun bleiben mir noch einige Jahre, um dafür zu bezahlen.
    Und wenn die Schuld bis zu meinem Tod nicht abgezahlt ist, dann werde ich sie danach ohne Murren ausgleichen. Ihr aber habt keine solche Schuld auf Euch geladen, und deshalb ist es bei Euch etwas anderes. Der Preis ist sehr hoch. Ihr solltet meiner Meinung nach lieber noch warten und Euer Vermögen für etwas anderes ausgeben.«
    »Ich wüßte nichts«, erwiderte Judith nach längerem Nachdenken tonlos, »was ich mir in dieser Welt noch kaufen wollte. Aber Bruder Cadfael hatte recht, und Ihr habt recht.
    Wenn ich jetzt den Schleier nähme, dann würde ich mit einer Lüge leben. Was mich beim Klosterleben anzieht, ist die Stille und die Mauer, welche die Außenwelt abhält.«
    »Aber vergeßt nicht«, entgegnete die Nonne mitfühlend, »daß unsere Tür keiner bedürftigen Frau verschlossen bleibt und daß die Stille nicht auf jene beschränkt bleibt, die ihre Gelübde abgelegt haben. Es mag der Zeitpunkt kommen, an dem Ihr einen Ort braucht, an dem Ihr allein sein könnt, an dem Ihr Zeit zum Nachdenken und Ausruhen findet, vielleicht sogar die Zeit, Euren verlorenen Mut wiederzufinden, wenn Ihr davon auch meiner Meinung nach genug habt. Ich sagte, ich wollte Euch keinen Rat geben, und jetzt tue ich es doch. Wartet ab, tragt die Dinge, wie sie sind. Aber wenn Ihr je einen Ort als Versteck braucht, für eine kurze oder eine längere Weile, dann kommt nach Godric’s Ford und bringt alle Eure Sorgen mit. Ihr werdet bei uns eine Zuflucht finden, solange Ihr wollt, auch ohne die Gelübde abgelegt zu haben. Denn die solltet Ihr erst sprechen, wenn Ihr es aus ganzem Herzen wollt. Ich will die Tür vor der Welt geschlossen halten, bis Ihr selbst bereit seid, in sie zurückzukehren.«
    Lange nach dem Abendessen an diesem Tag öffnete Niall auf dem kleinen Landgut bei Pulley, das im offenem Buschland am Rande des großen Waldes lag, die Vordertür des Holzhauses seines Schwagers und blickte ins Zwielicht hinaus, das gerade in die Nacht überging. Er hatte einen Gang von etwa drei Meilen vor sich, doch der Rückweg zu seinem Haus in der Vorstadt war bei schönem Wetter ein vertrauter, angenehmer Spaziergang. Er war daran gewöhnt, zwei-oder dreimal in der Woche nach der Arbeit diesen Weg zu gehen und in der beginnenden Dämmerung heimzukehren, um am nächsten Morgen beizeiten zum Tagewerk aufzustehen. An

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