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Der Rosenmord

Der Rosenmord

Titel: Der Rosenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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werdet Ihr alles ganz anders sehen. Und was den Vertrag angeht, der Euch solche Sorgen macht, der kann geändert werden. Ihr könnt, Ihr müßt Euch von diesem Handel befreien und mit ihm auch von jedem Vorwurf. Ihr seht jetzt ja, daß es eine Dummheit war.«
    »Ja«, stimmte sie resigniert zu, »es war wirklich eine Dummheit, für ein Geschenk einen Preis, wenn auch nur eine symbolischen Preis, zu fordern. Ich hätte es nicht tun sollen.
    Das hat mir nichts als Kummer gebracht. Allerdings, der Vertrag kann geändert werden.«
    Es schien ihr, als fühlte er sich angesichts dieser längeren Rede in seiner Werbung ermutigt, und das war gewiß nicht ihre Absicht. So stand sie auf und schob ihre tatsächlich vorhandene Müdigkeit vor, um sich so sanft wie möglich von seinen unablässigen Aufmerksamkeiten zu befreien. Vivian empfahl sich widerstrebend, aber immer noch würdevoll, warf ihr von der Türe einen langen, einschmeichelnden Blick zu, drehte sich um und ging geschmeidig, langbeinig und elegant über die Straße Maerdol zur Brücke hinunter.
    Als er endlich fort war, mußte sie ständig an den Morgen denken, an das schreckliche Ereignis. Sie machte sich Vorwürfe wegen ihrer Dummheit, genauso wie Agatha sich über die Vergangenheit grämte.
    »Siehst du jetzt, wie dumm es war, eine romantische Vereinbarung zu treffen wie ein junges Mädchen? Eine Rose, so etwas auch! Du hättest nicht so überstürzt die Hälfte deines Erbteils weggeben dürfen. Wie konntest du das tun, wo du selbst und deine Angehörigen es noch gebraucht hätten? Und jetzt sieh an, was daraus geworden ist! Ein Todesfall, und alles nur wegen dieses dummen Vertrages.«
    »Du brauchst dir darum keine Gedanken mehr zu machen«, erklärte Judith müde. »Ich bereue es ja. Aber es ist nicht zu spät, daran etwas zu ändern. Laß mich jetzt in Ruhe. Du kannst mir nichts mehr sagen, was ich mir nicht schon selbst gesagt habe.«
    Sie ging früh zu Bett, und das Mädchen Branwen, des Hautausschlags wegen vom Kämmen befreit und für eine Zeitlang zum Haushalt abgeordnet, wartete ihr auf. Sie faltete das Gewand zusammen, das die Herrin ablegte, verstaute es in der Truhe und zog die Vorhänge vor. Branwen mochte Judith, aber sie war an diesem Abend keineswegs traurig, daß sie früher entlassen wurde, denn Vivians Leibdiener, der zurückgeblieben war, um den Stoffballen für Frau Hynde heimzutragen, saß behaglich in der Küche. Er würfelte mit Bertred, dem Vorarbeiter der Weber. Gleich zwei ansehnliche Kerle waren das, die den Anblick eines hübschen Mädchens wohl zu schätzen wußten. Branwen war keineswegs abgeneigt, der begehrenswerte Knochen zwischen den beiden hübschen Hunden zu sein. Manchmal glaubte sie sogar, daß Bertred seinen Stand vergaß und ein begieriges Auge auf die Herrin warf. Recht stolz war er auf seine kräftige, frische Erscheinung, sein hübsches Gesicht und seine flinke Zunge.
    Aber daraus würde nichts werden! Und wie er jetzt mit Gunnar, dem Diener von Master Hynde, eifrig beschäftigt am Tisch saß, sollte er seine Aufmerksamkeit doch auf das richten, was er auch bekommen konnte.
    »Geh jetzt«, sagte Judith, während sie ihr Haar löste. »Ich brauche dich heute abend nicht mehr. Aber weck mich zeitig«, fügte sie plötzlich hinzu, »ich will zur Abtei. Diese Angelegenheit soll keine Stunde länger als nötig aufgeschoben werden. Morgen gehe ich zum Abt und lasse einen neuen Vertrag aufsetzen. Es wird keine Rosen mehr geben! Das Geschenk, für das ich so närrisch eine Gegenleistung erbat, soll ohne jede Bedingung der Abtei gehören.«
    Branwen war stolz darauf, zur Zofe ihrer Herrin aufgestiegen zu sein, und sah sich viel tiefer ins Vertrauen gezogen, als sie es tatsächlich war. Kein Wunder, daß sie sich vor den beiden Männern in der Küche, die sich ohnehin schon für sie interessierten und sich gern beeindrucken ließen, damit brüstete, als erste erfahren zu haben, was Judith für den nächsten Morgen plante. Schade war nur, daß Gunnar sich viel zu früh erinnerte, daß er Frau Hyndes Tuch nach Hause tragen mußte. Wenn er noch länger verweilte, blühte ihm einen Moralpredigt. So blieb sie mit Bertred allein, den sie im Grunde auch vorzog. Leider ließ sein Besitzergehabe ihr gegenüber sofort nach, als der Rivale verschwunden war. Alles in allem war es kein zufriedenstellender Abend. Zwischen Enttäuschung und Ärger schwankend und wütend auf alle Männer ging Branwen zu Bett.
    Obwohl pflichtbewußt und

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