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Der Rosenmord

Der Rosenmord

Titel: Der Rosenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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glauben, daß sie noch lebt und daß der Entführer sie letzten Endes freilassen muß. Ich gebe allerdings zu, daß ich dem gern zuvorkommen und sie selbst aus der Gefangenschaft befreien würde.«
    Sie hatten das High Cross erreicht und wandten sich jetzt wieder bergab, vorbei an der Zufahrt, die zum Torhaus der Burg führte. Weiter ging es an hohen Mauern entlang, bis die Stadtmauer zu ihrer Linken und die Burgmauer zu ihrer Rechten in einem niedrigen Turm zusammenliefen, unter dem die Hauptstraße vorbeiführte. Jenseits des Tores war die Straße ein kurzes Stück weit von kleinen Häusern und Gärten gesäumt. Hinter dem tiefen, trockenen Burggraben wandte Hugh sich noch vor den Häusern nach rechts und schlug die Richtung zum Flußufer ein. Cadfael folgte ihm gedankenverloren.
    Godfrey Füllers Walkmühle lag verlassen, das trocknende Tuch war aus den Rahmen genommen worden und zusammengerollt. Die meisten Männer hatten ihr Tagewerk bereits beendet, nur einige wenige waren geblieben, um die Ankunft des Sheriffs und seiner Männer zu beobachten, bevor sie zu ihren Häusern in der Stadt heimkehrten.
    An der Walkmühle zwischen der Färberei und dem Lagerhaus hatte sich eine kleine Gruppe gesammelt. Godfrey Füller war da, der seine sonst so gute Kleidung gegen derbe Arbeitskleidung vertauscht hatte, denn er war sich keineswegs zu schade, sich zusammen mit seinen Arbeitern die Hände schmutzig zu machen. Er war stolz darauf, alles selbst und wahrscheinlich sogar besser zu können, was er von seinen Mitarbeitern verlangte. Neben ihm stand der Nachtwächter, ein vierschrötiger, kräftiger Kerl von fünfzig Jahren, der seine Bulldogge an der Leine hatte. Hughs ältester Soldat Will Warden, mit zottigem Bart, groß und kantig, war bei ihnen, und zwei Männer von der Garnison standen ein paar Schritte entfernt und beobachteten aufmerksam die Szene. Als Hugh mit langen Schritten die Wiese herunterkam, verließ Warden die Gruppe und kam ihm entgegen.
    »Mylord, der Wächter sagt, daß sich in jener Nacht hier ein Einbrecher herumgetrieben habe. Der Hund habe angeschlagen.«
    Im Bewußtsein, seine Pflicht getan zu haben, ergriff der Nachtwächter selbst das Wort. »Mylord, in der Nacht kam ein Dieb geschlichen, es war schon nach Mitternacht. Er ist von hinten zur Luke von Herrn Hyndes Lager hochgeklettert. Da wußte ich aber noch nicht, daß er so weit gekommen war. Der Hund schlug an, wir liefen hinaus und hörten ihn zum Fluß rennen. Ich wollte ihm den Weg abschneiden, aber er war zu schnell an mir vorbei, und ich konnte ihm nur noch einen Schlag versetzen, als er vorbeistürmte. Ich traf ihn, aber ihm geschah weiter nichts, denn er rannte weiter zum Ufer und sprang ins Wasser. Ich hörte das Platschen, als er hineinsprang, und rief den Hund zurück. Ich ging dann nachzusehen, ob er ins Lager eingedrungen wäre. Aber im Dunkeln konnte ich nichts erkennen, und da ich ihn inzwischen schon auf der anderen Seite des Flusses vermutete, hielt ich es für unnötig, seinetwegen noch viel Aufhebens zu machen. Ich habe erst jetzt erfahren, daß am anderen Ufer ein Toter angetrieben wurde. Das wollte ich nicht.«
    »Er ist nicht Eure Schuld«, beruhigte Hugh ihn. »Der Schlag, den Ihr ihm versetzt habt, hat keinen großen Schaden angerichtet. Er ist ertrunken, als er hinüberschwimmen wollte.«
    »Aber Mylord, das ist noch nicht alles! Als ich mich heute morgen beim Tageslicht am Lagerhaus umsah, fand ich im Gras unter der Luke zwei Werkzeuge. Ich habe sie Eurem Soldaten hier gegeben.« Will Warden hielt eine Zange und einen langen Meißel in den Händen und zeigte beides dem Sheriff. »An einer Seite ist der Balken unter der Luke aus den Nägeln gerissen und hängt herab. Wahrscheinlich hat der Dieb da oben gehockt und versucht, die Klappe aufzubrechen, um an die Vliese zu kommen. Vor ein paar Jahren sind schon einmal Diebe eingedrungen und haben ein paar Ballen gestohlen. Der alte William Hynde war außer sich vor Wut.
    Kommt und seht es Euch an, Mylord.«
    Cadfael folgte den Männern langsam und nachdenklich um das Lagerhaus zur Rückseite, wo die verschlossene Luke unbeschädigt schien, wenn auch der kräftige Balken darunter senkrecht herabhing. Wo sich der Balken aus den Nägeln gelöst hatte, war das zerfetzte Holz faul und weich.
    »Der Balken hat unter seinem Gewicht nachgegeben«, erklärte der Wächter, indem er nach oben blickte. »Und der Hund hat den Sturz gehört. Diese Werkzeuge sind auch heruntergefallen, und er

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