Der Rosenmord
Haus und den Tuchmacherladen. »Da Ihr mit Erlaubnis des Abtes unterwegs seid, könnt Ihr mich auch auf dem Gang begleiten, von dem Ihr mich vorhin abgehalten habt. Ich war schon fast aus dem Stadttor hinaus, als Euer Bote auf der Burg eintraf und Will Warden mir hinterherrannte, um mir zu sagen, daß ich zu den Vestiers kommen solle. Ich habe ihn mit ein paar Männern vorausgeschickt, er müßte inzwischen schon dort sein. Aber natürlich will ich es am liebsten selbst sehen.«
»Wohin gehen wir denn?« erkundigte sich Cadfael, der sich nicht lange überreden ließ und neben seinem Freund die steile Straße hinaufging.
»Ich will mit Füllers Wächter reden. Die Walkmühle ist der einzige Ort außerhalb der Stadtmauern, wo auch nachts ständig jemand Wache hält. Obwohl der Junge auf Eurer Seite angetrieben wurde, kann er durchaus auf dieser Seite des Flusses ins Wasser gelangt sein, denn Walkmühle und Lager liegen ein Stück stromauf von der Stelle, an der Ihr ihn gefunden habt. Füllers Wächter ist für das Gelände verantwortlich. Vielleicht hat er etwas gehört. Und unterwegs könnt Ihr mir erzählen, was Euch zu Bertreds nächtlichem Ausflug und dem Vermögen, das er machen wollte, einfällt.«
»Er hat etwas gewußt, das niemand sonst wußte – hm!
Übrigens bemerkte ich, daß er zurückblieb, als Eure Männer gestern abend nach Hause gingen. Er wartete, bis Ihr Euch entfernt hattet, dann schlich er allein in die Bäume.
Er kam zu spät zum Abendessen und sagte seiner Mutter, daß sie eine angesehene Frau und keine Köchin mehr sein würde. In der Nacht machte er sich auf, sein Wort einzulösen.
Miles behauptet, Bertred habe seine Herrin nicht nur gemocht, sondern sei auch sicher gewesen, daß sie seine Zuneigung erwiderte.«
»Aber wie wollte er sie gewinnen?« fragte Hugh mit einem spröden Lächeln. »Durch Entführung und Gewalt oder durch eine edelmütige Rettung?«
»Oder durch beides«, erwiderte Cadfael.
»Jetzt habt Ihr meine Neugierde geweckt! Wer versteckt hat, kann leicht wiederfinden! Wenn er die Frau entführt hat und sie nicht merken ließ, wer dafür verantwortlich war – es dürfte Bertred nicht schwergefallen sein, Schurken zu finden, die so etwas für ihn taten, das ist nur eine Frage der Gier und des Geldes –, wer wäre dann wohl gekommen, um sie zu retten?
Selbst wenn ihre Dankbarkeit nicht so weit ginge, ihn zu heiraten, so konnte es doch sein Schaden nicht sein.«
»Das würde einiges erklären«, räumte Cadfael ein. »Wir wissen, daß Branwen in der Küche herausplapperte, was ihre Herrin vorhatte. Bertred aß in der Küche und hat es wahrscheinlich gehört. Es wurde in der Küche bekannt, und am nächsten Tag, als Judith vermißt wurde, wußten es alle. Aber es gibt noch andere Möglichkeiten. Jemand anders kann sie entführt haben, und Bertred fand heraus, wo sie festgehalten wurde. Er hat kein Wort zu Euch oder Euren Männern gesagt, weil er sie selbst retten wollte. Das scheint mir eine einfachere und kleinere Schandtat für einen zu sein, der wahrscheinlich nicht in der Lage war, einen schrecklichen Plan zu entwerfen.«
»Ihr vergeßt«, widersprach Hugh grimmig, »daß er allem Anschein nach wahrscheinlich schon einen Mord begangen hatte, und ob von Anfang an geplant oder nicht, es bleibt ein Mord. Danach mag er gezwungen gewesen sein, Dinge zu tun, die er sonst nie getan hätte, um seine Spur zu verwischen und seine Ziele wenigstens teilweise zu erreichen.«
»Ich habe es nicht vergessen«, wandte Cadfael störrisch ein.
»Ich sagte Euch, was für Eure Geschichte spricht. Hier etwas, das dagegen spricht: Wenn er sie so gut versteckt hatte, daß Ihr und Eure Männer sie nicht finden konntet, dann hätte er die Rettung doch mühelos bewerkstelligen können. Aber der Mann ist tot! Und die Tatsache, daß ihm selbst etwas zugestoßen ist, spricht eher dafür, daß er die Pläne eines anderen durchkreuzt hat.«
»Auch das ist wahr! Aber sicher sind wir nicht, denn sein Tod könnte auch ein Unfall gewesen sein. Beides ist möglich. Wenn er der Entführer und der Mörder Elurics war, dann brauchen wir keinen zweiten Übeltäter zu suchen, aber leider wird die Frau immer noch vermißt, und der einzige Mann, der uns zu ihr führen könnte, ist tot. Wenn Mörder und Entführer zwei verschiedene Männer sind, dann müssen wir Entführer und Gefangene noch finden. Und da sie wahrscheinlich durch die Entführung zu einer Heirat bewegt werden sollte, müssen wir hoffen und
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