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Der Rosenmord

Der Rosenmord

Titel: Der Rosenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Nacht im Stich gelassen haben?«
    Hugh war fort, zurück zur Burg, um seine Jäger zurückzurufen. Vielleicht würde er nachsichtig mit dem bejammernswerten Vivian Hynde verfahren, wahrscheinlich aber würde er ihn über Nacht oder noch länger schwitzend und sich sorgend in der kalten Zelle festhalten. Cadfael nahm die sorgfältig zusammengerollte Altardecke entgegen, die Schwester Magdalena aus der Satteltasche geholt hatte, und machte sich auf den Rückweg zur Abtei. Vorher warf er noch einen Blick in die kleine Kammer, in der Bertred schon im Sarg lag. Der Tischlermeister und sein Sohn paßten gerade den Deckel ein und sprachen ein Gebet für den toten jungen Mann.
    Schwester Magdalena begleitete Cadfael zur Straße. Dort blieb sie stehen und runzelte nachdenklich die Stirn.
    »Nun?« sagte Cadfael, da er sie so schweigsam fand.
    »Es ist gut und doch nicht gut!« Sie schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich kann das Muster nicht sehen, das alles erklären würde. Was Judith geschah, liegt auf der Hand, doch den Rest kann ich nicht ergründen. Habt Ihr gehört, was sie zu Bertreds Tod sagte? Ich muß daran denken, daß auch sie beinahe den Tod gefunden hätte, wäre nicht der Schmied gewesen. Sollte in diesem verwirrten Knäuel auch der Zufall im Spiel sein? Ich bezweifle es!«
    Während er bergauf zur Hauptstraße ging, dachte er unentwegt darüber nach, und als er sich der Ecke näherte, blieb er plötzlich stehen und blickte zurück. Sie stand noch halb auf der Straße und sah ihm nach, die kräftigen Hände vor dem Gürtel gefaltet.
    Nein, der Zufall war sicher nicht im Spiel. Auch Ereignisse, die willkürlich schienen, mußten ihre Gründe haben.
    Ein Ereignis hatte das nächste ausgelöst und Motive und Interessen auf den Plan gerufen, die zuvor nicht im Spiel gewesen waren, bis ein Teufelskreis begann. Unglückliche Seelen wurden hineingezogen und zu Taten gedrängt, die sie nie begehen wollten. Schneller und entschlossener, als er gegangen war, kehrte Cadfael zu Schwester Magdalena zurück.
    »Ich habe mich schon gefragt«, sagte sie, nicht im mindesten verwundert, »was in Eurem Kopf vorging. Ich habe es selten erlebt, daß Ihr bei einer solchen Besprechung so wenig gesagt und so viel gegrübelt hättet. Was ist Euch jetzt eingefallen?«
    »Da Ihr in diesem Haus übernachten werdet, könntet Ihr etwas für mich tun«, sagte Cadfael. »In der Aufregung über das Begräbnis des Jungen und Judiths Rückkehr dürfte es nicht schwer sein, für mich ein paar Dinge zu entwenden und mir zur Abtei bringen zu lassen. Schickt mir Martins Jungen Edwy, wenn die beiden noch da sind, aber sagt sonst niemand ein Wort. Ich will nur borgen, nicht stehlen. So oder so, ich werde die Dinge nicht lange brauchen.«
    »Ihr macht mich neugierig«, erwiderte Magdalena. »Welche Dinge meint Ihr?«
    »Zwei linke Schuhe«, erwiderte Cadfael.

13. Kapitel
    Da ihm plötzlich der rote Faden in all den schrecklichen Details bewußt wurde, die bislang keinen Sinn ergeben hatten, konnte er an nichts anderes mehr denken. Während der ganzen Vesper bemühte er sich, auf den Gottesdienst zu achten, doch die Katastrophen, die allesamt mit der Rose in Verbindung standen, gingen ihm beharrlich durch den Kopf und fügten sich allmählich zu einem logischen Muster zusammen.
    Zunächst war da Judith, immer noch leidend und unglücklich nach dem Verlust vor drei Jahren, die daran dachte, sich in ein Kloster zurückzuziehen. Währenddessen wurde sie von einer Reihe alter und junger Freier bedrängt, die ein Auge auf sie und ihr Vermögen geworfen hatten. Erfolglos hatten die Bewerber geschmeichelt und gefleht und verzweifelten allmählich, da Judith immer noch ihre Absicht verwirklichen und ins Kloster gehen konnte. Dann die versuchte Zerstörung des Rosenstrauches, um das verschenkte Haus zurückzubekommen, und die Ermordung Bruder Elurics, die wahrscheinlich oder sogar mit großer Sicherheit nicht geplant, sondern in Panik geschehen war. Wenigstens ein Mann trug danach die Schuld an einem Mord und war mehr denn je zu allem bereit. Dann aber, um die Angelegenheit zu komplizieren und alles zu verwirren, war Judith entführt worden. Wieder eine aus Panik geborene Tat, um zu verhindern, daß sie die Bedingung für ihr Geschenk aufhob und um sie durch Überredung oder Drohung zur Heirat zu bewegen. Auch wenn er nicht genannt worden war, in diesem Fall war der Täter bekannt. Der nächtliche Tod Bertreds hätte eingeleuchtet, wäre er vom Entführer

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