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Der rostende Ruhm

Der rostende Ruhm

Titel: Der rostende Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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summte. Bergh drückte die Empfangstaste hinunter. »Ja?« fragte er.
    »Hier Werth. Es ist alles vorbereitet, Herr Professor.«
    »Danke. Ich komme sofort.« Bergh schaltete ab. Genau elf Uhr. Seine Ärzte waren zuverlässig. Sie arbeiteten nach seinen Angaben. Sie hielten zu ihm.
    Als er den OP betrat, nickte er allen Ärzten und Schwestern grüßend zu und trat neben Dr. Werth an die abgedeckte, in der Narkose leise murmelnde Patientin. Das Operationsfeld – die rechte Brust und die Achselhöhle – lagen frei und waren braungelb durch Jod.
    »Haben Sie der jungen Frau die Wahrheit gesagt?« fragte Bergh, sich an Oberarzt Dr. Werth wendend. »Es handelt sich um ein Mammakarzinom Steinthal II. Neben der postoperativen Röntgenbestrahlung werden wir noch eine Ovariektomie vornehmen müssen! Ist die Patientin darüber unterrichtet?«
    »Nein«, sagte Oberarzt Dr. Werth zögernd.
    »Der Ehemann?«
    »Auch nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Wir sprachen nicht darüber, Herr Professor. Und ich dachte, daß vielleicht Sie selbst …«
    »Es wird noch so weit kommen, daß ich selbst die Kohlen aus dem Keller holen muß, um die Klinik zu heizen!« Professor Bergh jagte Dr. Thoma mit einem wütenden Blick zum Narkosegerät zurück und stützte sich auf die Nickelstangen des OP-Tisches. »Wo ist der Ehemann?«
    »Er wartet draußen. Er will unbedingt wissen, wie die Operation ausgegangen ist.«
    »Dann gehen Sie hinaus, Herr Werth, und unterrichten den Mann über die Ovariektomie. Sie ist unerläßlich! Bitte …«
    Wie ein unartiger Schuljunge verließ Dr. Werth den Operationssaal, band im Vorbereitungszimmer seinen Mundschutz ab und ging hinaus. Professor Bergh wartete, bis Dr. Werth aus dem Zimmer gegangen war, dann winkte er Dr. Thoma zu sich heran.
    »Sie assistieren, Herr Thoma. Wir fangen an.«
    Professor Bergh sah nicht auf, als Oberarzt Dr. Werth wieder zurückkam, seine Maske umband, sich noch einmal wusch und dann zu ihm an den Tisch trat.
    Bergh hatte bereits mit einer ovalaren, elektrochirurgischen Umschneidung und einer Verlängerung des Schnittes in die Axilla bis zum Pectoralisansatz den Operationsbezirk geöffnet und war dabei, die Ablösung der Brust vorzubereiten. Dr. Thoma trat an das Narkosegerät zurück, als Dr. Werth wieder neben Bergh stand.
    »Was sagte der Mann?« fragte Bergh in einer Operationspause.
    »Er ist einverstanden. ›Retten Sie meine Frau – was Sie mit ihr machen, müssen Sie wissen. Nur retten Sie sie‹, sagte er.«
    Dr. Bergh sah auf die abgelöste Brustdrüse und den Axillarraum mit den sichtbaren Metastasen und den befallenen Lymphbahnen.
    »Was glauben Sie, Herr Werth?«
    »Noch zwei Jahre – höchstens.«
    »Die hämatogene Metastasierung ist nicht aufzuhalten. Wie alt ist die Patientin?«
    »Vierunddreißig Jahre, Herr Professor.«
    »Kinder?«
    »Drei …«
    »Es ist der alte Vorwurf: Das Karzinom wurde zu spät erkannt.« Er trat vom Tisch zurück und nickte Dr. Werth zu. »Machen Sie weiter. Räumen Sie aus, soviel Sie können!«
    »Und Ihre Aminosäuren-Behandlung, Herr Professor?«
    Es war das erstemal, daß Bergh von seinen Ärzten wegen seiner Forschungen angesprochen wurde. Er hatte sich schon umgewandt, als die Frage Dr. Werths kam. Sie war wie ein heftiger Stoß in den Rücken.
    »Wo wollen Sie hier noch versuchen, die Zellen zur Regeneration zu zwingen?« Er drehte sich wieder um und kam an den Operationstisch zurück. Er sah die Blicke seiner Ärzte und der Schwestern auf sich ruhen. Er war die Autorität, der berühmte Chef, der Ausgezeichnete. Er mußte etwas sagen, was sie nicht vergessen würden. Er wurde gezwungen, genial zu sein.
    »Wenn wir es jemals schaffen, von Metastasen befallene Zellen zu zwingen, von sich aus durch den Stoffwechsel alle karzinösen Einflüsse einfach abzustoßen, sie immun zu machen gegen ihre Degeneration – und wir werden es können, vielleicht morgen, vielleicht in fünf Jahren oder in zwanzig Jahren –, dann werden wir hier«, er zeigte auf die ausgelöste Brust und den offenen Axillarraum, »weiter radikal operieren müssen, aber wir werden keine Angst mehr haben, daß in der Lunge oder im Beckenknochen neue Karzinome entstehen. Dafür arbeite ich ja, meine Damen und Herren. Und wenn wir daran glauben, haben wir auch die Kraft, weiterzuarbeiten trotz aller Rückschläge. An unseren Niederlagen sollten wir lernen …«
    Er drehte sich schroff herum und verließ schnell den OP. Dr. Thoma sah über den Mundschutz zu Oberarzt Dr.

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