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Der rote Hahn: Dresden im Februar 1945 (German Edition)

Der rote Hahn: Dresden im Februar 1945 (German Edition)

Titel: Der rote Hahn: Dresden im Februar 1945 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Kempowski
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gerieben, damit der innere erneuert werde. Nur im Dunkel der Nacht sehen wir die Sterne des Himmels. Es bedeutet, daß wir uns dem ewigen Leben zuwenden sollen. Nicht vom Brote allein lebt der Mensch... Sich öffnen für das Wort Gottes. Es ist eine harte Fastenzeit, aber Gott ist bei uns. In seinen heiligen Engeln; in Christus seinem Sohn, der hineintritt in das Schiff seiner Kirche, in dem seine Jünger sich mühen.
     
    Kairo Lord Moran 1882–1977
    Heute fuhren wir am späten Vormittag zum Hotel »L’Auberge de Lac«, fünfundsiebzig Kilometer von Kairo, wo der Premierminister für den König von Saudiarabien einen Empfang gibt. Zwei Jeeps, jeder mit vier rotbemützten Militärpolizisten, und drei Polizisten mit weißen Blechhelmen wie Rasierbecken auf Motorrädern eskortierten eine Wagenkette, die im Gänsemarsch durch die Wüste holperte. Bäume und grüner Rasen bezeichneten die Oase, in der das Hotel am Ufer eines Sees errichtet worden war. Der Rahmen, den das Hotel bot, war nur ein unzulänglicher Hintergrund für die zehn Scheiche mit ihren prächtigen Gewändern und den halbmondförmigen Säbeln. Dann erschien König Ibn Saud selber in seiner Staatsrobe, gold und ziegelrot; er hat ein feines Gesicht mit braunen, wohlwollenden Augen, einer hohen Hakennase und ausdrucksvollen Lippen. Zu seiner Begleitung gehörten seine Söhne und Brüder; die Minister, der Leibarzt; ferner Magid Ibn Kalayella, Astrologe und Wahrsager; Abdul Rachman Djuez, Vorbeter der königlichen Palastmoschee; Kommandeur und Adjutant der königlichen Wache; Mohamed Abdul Djither, Funkoffizier und Chef des Nachrichtenwesens; Mahsoel Effendi, Funkinspektor für den Nedschd; Siraq Dahran, königlicher Speisemeister und Vorkoster; Abdullah Al Hadrani, königlicher Schatzmeister; sowie der erste und zweite Hof-Kaffeekoch. Dazu zehn Leibwächter mit Säbeln und Dolchen, die aus den größten Stämmen des Reiches ausgewählt worden waren, drei Kammerdiener und neun weitere Sklaven, Köche, Küchenjungen und Träger. Beim Lunch stand der Leibschenk mit einem Glas Wasser hinter dem König, eine finstere, dunkelhäutige Erscheinung. Zu seiner Linken der Dolmetscher, der sich aufmerksam vorbeugte, um zu übersetzen, was der PM zum König und der König zum PM sagte. Dahinter zwei bewaffnete Wächter, die sehr diensteifrig taten. Ihre Gesichter waren verschlagen und kontrastierten mit den offenen, intelligenten Mienen, die manche der Scheiche zeigten. Vor dem Lunch hatte sich der PM mit dem König zu einer Besprechung zurückgezogen. Vielleicht war dieses Gespräch interessant für ihn, denn Ibn Saud ist ja noch ein König wie aus dem Bilderbuch. Er hat mit unfehlbarem Erfolg seine Armeen ins Feld geführt und ist der unbestrittene Herr der arabischen Welt; auch jetzt zeigte er nicht die geringstenHemmungen seinem englischen Gastgeber gegenüber, dessen Sympathien für den Zionismus ihm zweifellos bekannt sind. Vermutlich hat weder der König den britischen Premierminister noch dieser den König zu seinen Ansichten bekehren können. Aber das tat der Feier keinen Abbruch.
    Nach dem Lunch wurden uns Geschenke gereicht, wobei die Empfänger in drei Klassen eingeteilt waren. In die erste Klasse gehörten nur Churchill und Mister Eden. Das Schwert, das dem PM überreicht wurde, war mit Juwelen besetzt; und ein Ehrendolch war in der gleichen Weise geschmückt. Dann zwei Perlenketten – niemand von uns konnte ihren Wert ermessen – und wunderbare Gewänder für Mrs. Churchill, eines davon in Purpur und Gold, und jedes kostbarer als das andere. Wie zufällig lag ein kleines Kästchen dabei, das einen Diamanten enthielt, dessen Wert später auf achthundertfünfzig Pfund geschätzt wurde. Ich gehörte zur zweiten Klasse und erhielt ein Paket von rotem Tuch, das sich als arabisches Festgewand mit Dolch entpuppte. In der dritten Klasse gab es Armbanduhren. Die Auswahl des Geschenkes für den König war Tommy überlassen gewesen, der in solchen Dingen etwas knickerig ist. Er hatte Parfum besorgt, eine Mischung von Ambra, Moschus, Mimosen und Jasmin. Der PM, durch die Freigebigkeit des Königs beschämt, verkündete geistesgegenwärtig, er würde ihm ein Auto schicken, falls er es annähme. Er sprach sogar davon, die wertvolleren Geschenke zurückzugeben, mußte sich jedoch sagen lassen, daß dies als Beleidigung aufgefaßt werden würde. Winston ist sehr peinlich in solchen Dingen und wird die Gaben in angemessenerWeise verwenden. Die Ermahnung, daß in des

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