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Der rote Hahn: Dresden im Februar 1945 (German Edition)

Der rote Hahn: Dresden im Februar 1945 (German Edition)

Titel: Der rote Hahn: Dresden im Februar 1945 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Kempowski
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Ein Nachtjägerpilot Flugplatz
    Wir warteten also in den Maschinen sitzend auf unser Schicksal. Untätig erlebten wir den zweiten Angriff auf Dresden. Die gegnerischen »Pfadfinder«-Maschinen setzten ihre »Christbäume« direkt über den mit rückverlegten Maschinen völlig überfüllten Platz.
    Jeden Augenblick rechneten wir mit der Totalzerstörungdes Platzes. Der überstarken nervlichen Belastung waren viele unserer Techniker nicht gewachsen, sie ließen ihre Anlaßgeräte für die Maschinen im Stich und suchten Schutz. Daß der Flugplatz mit keinem einzigen Bombenteppich bedacht wurde, blieb uns unbegreiflich. Anscheinend hielten sich alle Bombergruppen strikt an ihren jeweiligen Auftrag, in dem der Flugplatz als militärisches Objekt nicht mit einbezogen worden war. Im umgekehrten Fall hätte ein deutscher Bomberverband kaum die Disziplin besessen, ein sich derart anbietendes Objekt in unmittelbarer Nähe des Zielgebietes nicht anzugreifen, auch wenn der Auftrag dieses Teilobjekt nicht eigens erwähnt hätte.
     
    Dresden Der Wehrmachtsfunker Franz Leiprecht *1921
    Da vernahm ich plötzlich ein seltsames Geräusch, ich konnte nicht feststellen, war es die Sirene, Flieger oder gar Bomben. Wie irrsinnig suchten wir den Ausgang zum Treppenhaus. Fluchtartig rannten wir die Treppe hinunter. Kaum im Schutzraum angelangt, krachte schon die erste Bombe in nächster Nähe.
     
    Dresden Der Chef eines RAD-Transportkommandos
    Die Detonationen erschütterten die Hauswände, Explosionslärm vermischte sich mit einem sonderbaren Rauschen, das sich wie ein herabstürzender Wasserfall anhörte. Vermutlich war es der gewaltige Sog des Feuerorkans, der von den Sprengbomben entfacht worden war.
     
    Der RAF-Pilot Lieutenant Colonel Le Good

    Dresden. Keine Wolken über dem Ziel, praktisch die ganze Stadt in Flammen. Keine Flak.
     
    über Dresden Ein RAF-Bomberschütze
    Ich warf unwillkürlich einen Blick nach unten, als die Bomben fielen, und meinen Augen bot sich das grauenhafte Bild einer Stadt, die von einem Ende zum andern in Flammen steht. Man konnte sehen, wie dichte Rauchwolken von Dresden wegtrieben, so daß die hellerleuchtete Stadt wie auf einem Stadtplan zu erkennen war. Meine erste Reaktion war, daß ich erschüttert in Gedanken dieses Inferno dort unten mit den Prophezeiungen der Evangelistenversammlungen vor dem Kriege verglich.
     
    über Dresden Ein RAF-Bomberpilot
    Das Gebiet war so hell erleuchtet, daß wir unsere eigenen Maschinen um uns herum und auch unsere eigenen Kondensstreifen erkennen konnten.
     
    Dresden Der Leutnant Dieter Wiechmann *1922
    Wir drei Mann im Krankenzimmer waren bestrebt, die größten Schäden zu beheben. Während dieser Tätigkeit vernahmen wir erneutes Motorengeräusch am Himmel und von der Ferne Bombenlärm. Wir hatten keine Alarmsirenen gehört, diese waren bei der ersten Angriffswelle anscheinend alle zerstört worden. In kürzester Zeit waren wir wieder im Keller und verfolgten angstvoll das Rauschen der Bomben und die immer näher kommenden Einschläge. Dieses Malmüssen wir genau in den Bombenteppich geraten sein. Im Garten des Hauses und in der Straße davor fielen Bomben und ließen Trichter in Straßenbreite entstehen. Eine Bombe traf den linken Flügel des Hauses und riß ihn ab. Durch diesen Einschlag waren die Heißwasserboiler der OP-Räume geplatzt und das heiße Wasser ergoß sich im Treppenhaus auf die dort noch befindlichen Menschen, die schwer verbrüht wurden. Da der erneute Angriff so überraschend kam, waren noch nicht alle Frischoperierten im Keller. Die Sanitäter und Schwestern ließen in der Eile die Tragen die Treppen hinunterrutschen, die Schmerzensschreie der darauf Liegenden waren schrecklich!
    Während noch der Angriff dauerte, strömten schon Leute an unsrem Haus vorbei, um die Stadt zu verlassen. Während wir noch im Keller saßen, wurde eine hochschwangere Frau hereingeführt, die durch die Schrecken ihre Wehen vorzeitig bekommen hatte. Im Behelfs-OP-Raum wurde dann im Bombenlärm ein Kind geboren. Wir standen drum herum, hatten aber auf Geheiß der Ärzte alle dem Vorgang den Rücken zugewandt. Alle waren irgendwie beeindruckt von dem Kontrast: hier neues Leben und daneben Tod und Vernichtung. Nachdem diese zweite Welle nach vielleicht einer halben Stunde vorbei war, betraten wir unsere Zimmer nur noch, um unsere Sachen zu pakken. Das Zimmer selbst war unbewohnbar geworden. Wir wurden in ein Nachbarhaus geführt, das noch unversehrt war und

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