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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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drängte eine Masse verschreckter Flüchtlinge auf die Burgtore zu.
    Ein Gedanke drang ungebeten in seinen Kopf.
    Zeit, dir deine Sporen zu verdienen.
    »Lasst mich vor«, sagte er zu seinen Armbrustschützen. »Ich greife an. Ihr folgt mir und tötet alles, was an mir vorbeikommen will. Klar?«
    Eine Sekunde lang sehnte er sich nach Wein, nach seiner Leier und nach dem Gefühl einer Frauenbrust unter seiner Hand.
    Er hob seine Streitaxt.
    »Kyrie eleison!«, brüllte er und griff an.
    Ungefähr sechzig Kobolde befanden sich auf der Mauer. Es war zu dunkel, um sie zu zählen, und es interessierte ihn auch nicht.
    Er rannte in sie hinein, überraschte sie. Der erste starb, doch danach lief nichts mehr gut für ihn. Seine Axt steckte in dem Kobold fest. Er hatte das Geschöpf in der Armbeuge getroffen, es stürzte von der Mauer und nahm dabei seine wertvolle Waffe mit.
    Sofort war er umzingelt.
    Mit einer geübten Bewegung riss er seinen Dolch heraus – ein Bastardvetter des Kaisers überlebte am Hof nicht lange, wenn er nicht geschickt mit dem Dolch umzugehen verstand –, und dann stürzten sie sich auf ihn, und er wurde unter ihnen begraben.
    Sein rechter Arm stach wie aus eigenem Willen zu.
    Ein gewaltiger Schlag trieb ihn vorwärts, und er taumelte einige Schritte voran, wobei er Körperteile von Kobolden unter sich zertrat. Plötzlich hatte er eine schreckliche Angst davor, von der Mauer zu stürzen. Doch die Panik kräftigte seine Glieder; er wirbelte herum und spürte, wie sein gepanzerter Rücken gegen die Zinnen prallte. Plötzlich waren seine Arme wieder frei, und das Wesen, das gerade versuchte, ihm das Visier zu öffnen, wurde wichtiger als alles andere. Nun war es abgeschüttelt, und er stand da – frei.
    Sein rechter Arm war von grün-braunem Blut klebrig geworden. Er bückte sich mit dem Dolch in der Hand, hielt ihn dicht über die rechte Hüfte, stützte die linke Faust in die linke Hüfte und warf einen Blick über die linke Schulter.
    Ein Kobold warf einen Speer nach ihm.
    Er fing ihn mit der linken Hand ab und taumelte in die Gruppe der Kobolde hinein. Sein Atem ging stoßweise, aber seine Gedanken waren völlig klar, er rammte dem Ersten seinen Dolch mitten in den Kopf und riss die Waffe wieder heraus. Seine gepanzerte Faust zerschmetterte das nasenlose Gesicht eines zweiten Kobolds.
    Die nächsten beiden krümmten sich zusammen, waren von Pfeilen getroffen. Er trat an ihnen vorbei, warf den Dolch mit einer Geschicklichkeit, die dem Waffenmeister seines Onkels gefallen hätte, in die andere Hand und zog mit der rechten Hand sein Schwert, während er vorwärts drang.
    Die Kobolde wichen vor ihm zurück.
    Er griff sie an.
    Sie besaßen ihre eigene Art von Edelmut. Eine der Kreaturen gab ihr Leben hin, um ihn zum Stolpern zu bringen. Sie starb auf seinem Dolch, als er fiel. Er rollte über die Schulter, doch dann befand sich nichts mehr unter seinen Füßen …
    Er traf auf ein Ziegeldach, glitt daran herunter, stieß mit der gepanzerten Schulter gegen einen steinernen Sims, wurde herumgeworfen …
    Und landete auf der Straße. Er hatte aber noch sein Schwert und auch den Dolch und nahm sich die Zeit, Gott dafür zu danken.
    Über ihm starrten die Kobolde von der Mauer auf ihn herab. »Folgt mir!«, rief er seinen Männern zu. Er hatte nicht vorgehabt, auf die Straße zu gelangen, aber von hier aus erkannte er, dass die Irks hinter seinen Bogenschützen die Mauer entlangrannten.
    Zwei Männer wagten den Sprung, die übrigen erstarrten und starben dort, wo sie gerade standen.
    Die drei rannten nun auf die Burg zu, die ebenso erhellt war wie ein königlicher Palast vor einem großen Empfang. Ganz Albinkirk stand in Flammen, und die Straßen waren mit toten Bürgern sowie ihren Dienern und Sklaven gepflastert.
    Es war ein Massaker.
    Er rannte, so schnell er es in seinen stählernen Beinschienen konnte. Seine überlebenden Schützen folgten ihm dicht auf den Fersen und töteten die beiden einzigen Feinde, denen sie begegneten. Dann erreichten sie die offene Straße vor dem Haupttor der Burg.
    Die Speerwerfer hielten die Straße noch immer.
    Und das Tor war nach wie vor geschlossen.
    Die drei befanden sich auf der falschen Seite des Kampfes.
    Alcaeus schob sein Visier hoch. Es war ihm inzwischen egal, ob er starb; er musste Luft holen. Er stand so lange da, bis sich sein Atmen verlangsamt hatte. Dann beugte er den Oberkörper vor. In dieser Zeit war er ein leichtes Ziel für jeden Irk oder

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