Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
Kobold.
»Messire!«, riefen die entsetzten Armbrustschützen.
Er beachtete sie nicht.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, doch dann richtete er sich wieder auf, nachdem er sich auf die Pflastersteine erbrochen hatte. Zu seinen Füßen lag ein halb aufgefressener Junge, dessen Torso beiseitegeworfen worden sein musste, nachdem die Beine bis auf die Knochen abgenagt worden waren.
Die Speerkämpfer konnten die Straße kaum mehr halten. Es waren fünfzehn oder vielleicht auch weniger, und sie verteidigten sich gegen mindestens hundert Irks und Kobolde. Die Kreaturen der Wildnis waren nicht besonders einsatzfreudig; sie wollten nicht kämpfen, sondern plündern. Aber sie drängten weiter vor.
Alcaeus deutete auf die andere Seite des kleinen Platzes. »Ich gehe dorthin«, sagte er zu den Armbrustschützen. »Ich will mich bis zu den Speerkämpfern durchschlagen. Entweder ihr sterbt hier, oder ihr sterbt bei mir – das ist mir gleichgültig.« Er sah die beiden verängstigten Jungen an. »Wie heißt ihr?«, fragte er.
»James«, sagte er Dünne.
»Mat«, sagte der besser Ausgerüstete, der einen Brustpanzer besaß.
»Also los, bringen wir es hinter uns«, sagte er.
Er wusste, dass er es nicht hinter sich bringen wollte, aber er wusste genauso gut, dass er hier andernfalls vermutlich sterben würde, während er noch immer nach Luft rang.
»Heiliger Mauritius, steh mir und diesen beiden jungen Männern bei«, sagte er und befahl dann den Jungen: »Bleibt dicht hinter mir. Wenn ich euch zu schießen befehle, dann feuert ihr auf die Kreaturen, die mir am nächsten gekommen sind.« Er ging am Rande des Platzes entlang.
Rechts von ihnen kämpfte ein Rudel Irks um einige Pelzballen. Er beachtete sie nicht.
Ein Dämon sprang in eine Gasse hinein und jagte hinter einem kreischenden nackten Mann her. Auch diese beiden beachtete er nicht. Er ging weiter, sammelte seine Kraft, während seine Beinschienen ein grimmiges metallisches Klappern auf den blutigen Steinen verursachten.
Er sah nicht zurück, sondern ging einfach weiter, unter einem Baum her, dessen Zweige sich über eine Hauswand neigten, und dann an einer Steinbank vorbei, auf der zu glücklicheren Zeiten die Betrunkenen wohl ihren Rausch ausgeschlafen hatten.
Als er noch zehn Schritte von der Rückseite der feindlichen Kämpfer entfernt war, zuckte er mit den Schultern. Er wollte beten, aber ihm kam nichts anderes in den Sinn als das Bild einer wunderschönen Kurtisane in Thrake.
»Feuer!«, rief er.
Zwei Pfeile fuhren mitten in die Masse des Wildnisfleisches, und er folgte ihnen; sein Schwert und sein Dolch blitzten auf.
Die unterste Kaste der Kobolde verfügte über keine Rüstungen und wurde nur durch ihre Lederschalen geschützt. Er schlitzte sie auf, warf sie zu Boden und zerschmetterte sie mit seinen Fäusten. Einen.
Zwei.
Drei.
Vier.
Fünf.
Er konnte nicht mehr atmen. Er konnte überhaupt nichts mehr sehen. Er konnte auch nichts mehr tun …
… aber er schlug weiterhin blindlings zu. Dann packte etwas die Hand, in der er den Dolch hielt, und schleuderte ihn zu Boden.
Er rollte sofort wieder auf die Beine, denn schließlich war er ein Ritter. Ein Irk – einer von den tödlichen – rammte ihm einen Speer in die Magengrube. Er taumelte zurück, und plötzlich war er von Männern umzingelt …
Von Männern!
Er befand sich inmitten der Speerkämpfer. Das trieb ihm die Kraft zurück in die Glieder, er riss sich zusammen, und nun fuhr sein Schwert auf und nieder.
Er sah, dass James, der dünne Armbrustschütze, noch stand. Der Junge hatte einige Kreaturen mit seiner Waffe niedergestreckt und reckte nun sein Schwert in die Luft.
Die Wesen waren durch den unbedeutenden Angriff in ihrem Rücken in Panik geraten und wichen vor ihm und Alcaeus zurück.
Ser Alcaeus sammelte sich. Noch einmal.
Er stolperte vorwärts und schwang sein Schwert. Einmal.
Zweimal.
Ein drittes Mal. Dabei gingen zwei Kobolde zu Boden. Der große Irk zuckte zusammen, drehte sich um und hüpfte davon.
Die zwei Höllenwesen, die sich von dem älteren Jungen nährten, starben unter James’ Schwert, und nun leerte sich der Platz plötzlich.
Hinter ihnen drängten sich zweihundert entsetzte Überlebende.
Die Männer auf der Burgmauer öffneten endlich das Tor. Vielleicht war ihnen das befohlen worden, da es nun sicherer war, und die Menschen strömten in vollendeter Panik hindurch. Weitere starben – nicht unter der Hand der Wildnis, sondern sie wurden von den anderen
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