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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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totgetrampelt. Vor allem die Frauen waren so außer sich, dass sie sich wie eine durchgehende Tierherde verhielten.
    Die Speerkämpfer bildeten die Nachhut und zogen sich Schritt für Schritt hinter ihnen zurück.
    Schritt.
    Für.
    Schritt.
    In den schattigen Straßen hinter dem Platz sammelten zwei Dämonen ihre eigenen, panisch gewordenen Streitkräfte und holten sich gute Irk-Bogenschützen. Im Licht der brennenden Stadt schossen sie quer über den Platz. Ihre Elfenbögen waren zwar leicht, aber tödlich.
    Ser Alcaeus konnte nicht allen Fliehenden Schutz gewähren. Er war fast unempfindlich gegen die Einschläge, aber die Schäfte verursachten ihm Schmerzen, wenn sie den Helm oder die Beinschienen trafen. Und doch war er über das gewöhnliche Schmerzempfinden genauso hinaus wie über die gewöhnliche Erschöpfung. Er sah nach links und rechts und stellte fest, dass er inzwischen das Tor erreicht hatte. Die Wächter versuchten es zu schließen, doch er wollte noch hindurchschlüpfen. Die zertrampelten Körper und jene der Verwundeten unter ihm hielten das Tor auf, während der Feind nun angriff.
    Es gelang ihm gerade noch rechtzeitig, seinen Schwertarm zu heben und sich gegen die schwere Klinge eines Dämonen zu verteidigen. Dann war Ser John an seiner Seite. Er hatte einen Streitkolben. Allein der Griff war fünf Fuß lang.
    Er schwang ihn mit großem Geschick.
    Er trat neben Ser Alcaeus, balancierte auf den Absätzen, als ob er dem Kampf entgegenfiebere, und sein Streitkolben bewegte sich wie eine Maschine. Die Dämonen wichen vor ihm zurück. Ein Kobold starb. Ein Dämon erhielt einen Schlag gegen den Torso, geriet ins Taumeln, während der Kolben seinen Fuß traf und den Knochen zerschmetterte. Er schrie auf, als er zu Boden ging.
    Es war eine ruhmvolle Arbeit, aber Alcaeus bückte sich, packte den Leichnam einer zertrampelten Frau und warf ihn in die Dunkelheit hinaus.
    Das Tor bewegte sich.
    Er legte die Hände unter den Schädel eines toten Kobolds und warf die Leiche ihren Gefährten zu.
    Das Tor bewegte sich wieder um eine Handbreit.
    »Ser John!«, schrie er. Seine Stimme klang heiser und überschlug sich.
    Der alte Ritter machte einen Ausfall, hieb zu und wich plötzlich zurück.
    Alcaeus folgte ihm taumelnd.
    Hinter ihnen wurden die Tore zugeworfen. Entsetzte Sergeanten rammten die Latten in die Halterungen, und Schläge regneten von außen auf das Tor nieder. Ein Irk, der tapferer oder geschickter als die anderen war, rannte das Tor hoch und konnte gerade noch ein Bein über die Brüstung werfen, bevor einer von Ser Johns Bogenschützen ihn mit einem Pfeil an das Holz zu nageln vermochte. Die Soldaten auf der Mauer hielten stand. Die Angriffswelle geriet ins Stocken und wurde zurückgeworfen.
    Ser John fiel auf die Knie. »Gottverdammt, ich bin zu alt für so was«, sagte er und starrte auf den Hof voller Flüchtlinge.
    Aber das Tor hielt. Auch die Mauer hielt.
    Alcaeus taumelte auf eine Säule des Arkadengangs zu und versuchte sein Visier zu öffnen, aber er vermochte die Arme nicht mehr zu heben. Er schlug sich den Kopf an der Säule an, dann konnte er nicht mehr atmen.
    Fremde Hände lösten die Verschlüsse seines Visiers und hoben es. Luft floss hinein. Süße, wunderbare Luft, die nur von den harschen Schreien der Leute befleckt wurde, die so verängstigt waren, dass sie zu nichts anderem mehr in der Lage waren.
    Es war der Armbrustschütze James, der ihm soeben geholfen hatte. »Ich hab’s gleich«, sagte er. »Bewegt Euch nicht.« Jetzt zog ihm der Junge den ganzen Helm über den Kopf.
    Ser Alcaeus entledigte sich seiner Panzerhandschuhe. Dann sackte er zu Boden und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Säule.
    Ser John trat vor ihn. »Ich brauche Euch auf den Mauern.«
    Alcaeus ächzte.
    Der Junge stellte sich verteidigend vor ihn. »Lasst ihn doch erst mal Luft holen! Er hat alle gerettet!«
    Ser John schnaubte verächtlich. »Sie sind erst dann gerettet, wenn das hier vorbei ist, Junge. Ser Ritter? Auf zu den Mauern!«
    Alcaeus streckte die Hand aus.
    Ser John ergriff sie und zog ihn auf die Beine.
    Harndon · Edward
    Meister Pyles erster Auftrag war für ihn das Langweiligste, das er sich vorstellen konnte. Es war etwas, das er auch schon im Alter von vierzehn Jahren hätte tun können.
    Er sollte zwanzig Eisenstäbe nehmen und daraus eine Säule schmieden, die durch Bänder zusammengehalten wurde. Jede Handspanne ein Band. Innerer Durchmesser ein Zoll.
    Langweilig.
    Aber er war klug

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