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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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er war noch so schläfrig, dass es ihn ungeschickt machte.
    Der Hauptmann rüstete sich im rötlichen Licht der Morgensonne. Michael hatte Mühe mit den vielen Schlaufen und Bändern, sodass das Anlegen der Rüstung doppelt so lang wie gewöhnlich zu dauern schien, und der Hauptmann bedauerte bereits, Pampe weggeschickt zu haben. Doch schließlich lief er leichtfüßig die Treppe zum großen Hof hinunter, und als das Pferd herausgeholt wurde, tätschelte er Grendels Schnauze. Er setzte dem Tier den großen Kopfschutz auf, zog sich selbst die Panzerhandschuhe an und sprang in Grendels Kriegssattel. Er gab seinen Männern ein gutes Beispiel und ritt aus der Festung heraus und ins Unbekannte.
    Als er den Kopf unter dem niedrigen Sturz des Ausfalltores hinwegduckte – auf seine Anordnung blieb das Haupttor geschlossen – kam ihm der Gedanke, dass er wie ein vollkommener Narr dastehen würde, falls sie nicht angegriffen werden sollten. Doch dieser Gedanke wurde sofort von dem Bild eines krallenbewehrten Fußes gefolgt, das die Eingeweide aus seinem Reitpferd riss. Sein Magen drehte sich um, und ihm wurde kalt.
    Er ritt den steilen Weg hinunter und lehnte sich dabei gegen den hohen Rücken seines Kriegssattels, während ihm Mutwill Mordling, Pampe, Michael Rankin und Gelfred voll gerüstet folgten. Am Fuß des Hügels wandte er sich von der Brücke ab und ritt nach Westen – nicht auf den schmalen Pfad, auf dem er dem Dämon gefolgt war, sondern er umrundete die Fundamente der Festung.
    Langsam ritt er um sie herum und spähte so aufmerksam aus der Feindesperspektive hoch zu den Palisaden, dass ihm bald der Nacken wehtat. Die Festung erhob sich hundert Fuß über ihm; sie war gewaltig, beeindruckend und sehr, sehr hoch.
    Nachdem er den Bergfried passiert hatte, wurde die erste Geschossmaschine abgefeuert. Er hörte das Knirschen des Gegengewichtes, als es abgebremst wurde, und sah den Felsbrocken, der auf dem Scheitelpunkt seiner Flugbahn stehen zu bleiben schien. Dann flog er weiter nach Westen.
    Der Hauptmann wandte sich an Mutwill Mordling. »Geh und stell einen orangefarbenen Pfahl dort auf, wo der Brocken niedergegangen ist.«
    »Immer ich«, brummte Mutwill, tat aber, was ihm befohlen worden war.
    Der Rest setzte die Umrundung der Fundamente fort. Zwei weitere Schleudern wurden probehalber in Gang gesetzt, und beide Male schickte der Hauptmann Mutwill los, um den Einschlag zu kennzeichnen.
    »Das wird eine harte Nuss für unsere Feinde«, sagte Pampe plötzlich.
    »Einige von ihnen haben Flügel«, erwiderte der Hauptmann und nickte heftig, denn in seiner Rüstung konnte er nicht mit den Schultern zucken. »Aber mit unseren Kämpfern auf den Mauern und all unseren Verteidigungsanlagen sollten wir in der Lage sein, die Festung so lange zu halten, bis wir verhungern.« Er sah an ihr vorbei. »Wir werden zuerst die Unterstadt und dann die Brückenburg verlieren. Aber … vorher wird uns der König zu Hilfe kommen.«
    Mit diesen Worten beugte er sich im Sattel nach vorn und führte die anderen in langsamem Tritt über die Felder zur Brückenburg.
    Milus begrüßte sie in voller Rüstung am Turmtor. Hinter ihm auf der Brücke befanden sich ein Dutzend schwer mit Waren beladene Wagen und fünfzig oder mehr Männer und Frauen, die allesamt so bleich wie Pergament waren. Kaufleute.
    »Sie wollen zum Jahrmarkt«, sagte Milus und schnitt eine Grimasse. »Sie sagen, hinter ihnen kämen noch fünf Wagenzüge.«
    Der Hauptmann drehte sich um und sah Michael an, der das Gesicht verzog. »Wir haben noch nicht einmal alle Bauern in Sicherheit gebracht. Fünfzig, sagt Ihr? Und ihre Wagen auch?«
    »Und ich wette, sie haben nichts zu essen«, meinte der Hauptmann. »Sicherlich sind ihre Karren mit Kleidung und kostbaren Gütern beladen, weil sie hergekommen sind, um Getreide zu kaufen.« Er sah sich um. »Wie viele Mäuler kannst du noch stopfen, Milus?«
    Der alte Ritter kniff die Augen zusammen. »Sie alle«, gab er zu, »und vielleicht noch weitere dreißig. Aber ich brauche mehr Getreide, mehr Pökelfleisch und noch etliches andere. Außer Wasser. Davon haben wir genug, da wir es aus dem Fluss schöpfen können.«
    Der Hauptmann begab sich wieder den Hügel hinauf und erstattete der Äbtissin Bericht. Ein schwerer Kriegswagen wurde in Einzelteilen aus dem Keller hochgeholt, zusammengesetzt und mit Proviant beladen, dann an einer Seilwinde Zoll für Zoll heruntergelassen. Inzwischen legte der Hauptmann seine Rüstung ab und

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