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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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dem Burggraben, und die Reiter riefen etwas, während die Pferdehufe Funken schlugen, die sogar im hellen Sonnenschein zu sehen waren.
    Sie spürte das Zusammenballen von Macht auf dem Turnierplatz, so wie sie die erste Konzentration von Harmodius’ nicht unbeträchtlicher Macht gespürt hatte. Doch das hier war die Macht einer anderen Art – wie grellweißes Licht an einem dunklen Tag.
    Der fremde Ritter berührte die Flanken seines Pferdes mit den Sporen.
    Der König trieb Pater Jerome beinahe im selben Augenblick an. Zu anderen Zeiten hätte sie applaudiert.
    Die beiden Boten preschten Kopf an Kopf über die Straße neben dem Burggraben, während König und Ritter aufeinander zuritten.
    Und Ser Jeans Pferd bäumte sich unter ihm auf, als eine große Pferde fliege ihren Stachel tief in die ungeschützte Nase des Tieres bohrte.
    Das Kriegspferd geriet aus dem Takt und drehte sich von der Barriere weg. Ser Jean kämpfte darum, im Sattel zu bleiben und versuchte, den Kopf seines Reittieres wieder auf die Barriere zuzuwenden, aber es war hoffnungslos, und er war zu langsam geworden, um die Lanze noch mit ganzer Kraft zu führen. Er hob sie auf und warf sie fort, als sich das Pferd vor Schmerzen wieder aufbäumte.
    Der König ritt weiter, hielt den Rücken völlig gerade, während Pater Jerome unter ihm ganz konzentriert war, und seine Lanze zielte wie der Pfeil eines antiken Gottes. Einen Fuß vor dem bugförmigen Helm Jean de Vraillys schwang die Lanzenspitze nach oben, riss ihm den heraldischen Schwan vom Helm, und dann donnerte der König an ihm vorbei, senkte die Lanze wieder und richtete sie auf die Messingkugel auf dem letzten Pfosten des Turnierfeldes. Er traf sie so hart, dass sie aus der Verankerung gerissen wurde, durch die Luft flog und dann an Ser Gaston und den beiden herannahenden Boten vorbei in den Burggraben rollte.
    Die Königin klatschte Beifall, doch sie hatte das Gefühl, dass der König besser an seinem Gegner vorbeigeritten wäre, ohne ihm sein Wappen zu nehmen. Es wäre eine großzügige Haltung gewesen, wie sie zwischen Freunden üblich war, wenn einer der Ritter offensichtlich mit seinem Pferd zu kämpfen hatte.
    De Vrailly ritt zu seinem Startplatz zurück; nun hatte er sein Pferd wieder unter Kontrolle.
    Ein Dutzend königliche Bogenschützen rannten herbei, um sich zwischen den König und die beiden Reiter zu stellen, die nun unmittelbar auf ihn zukamen und etwas riefen, was noch nicht verständlich war. Beide hielten Schriftrollen mit bunten Bändern daran in den Händen.
    Die Bogenschützen ließen sie schließlich durch, während der König sein Visier öffnete und die Boten herbeiwinkte. Er grinste wie ein kleiner Junge über seinen Sieg.
    Die Königin war sich nicht sicher, ob dies ihrem Gebet zuzuschreiben war oder nicht, und so betete sie erneut, als die Boten den König erreicht hatten, abstiegen und vor ihm niederknieten, während seine Knappen ihm die Rüstung auszogen.
    Am gleichen Ende des Turnierplatzes stieg Jean de Vrailly nur wenige Fuß entfernt ab. Sein Vetter sagte ein paar scharfe Worte zu ihm, doch der große Ritter beachtete den kleineren nicht weiter und zog sein Schwert so schnell, dass es fast nicht sichtbar war.
    Sein Vetter schlug ihm heftig gegen den Ellbogen des Schwertarms, und das Schwert des fremden Ritters zitterte. Es war das erste Mal, dass sie ihn eine unbeholfene Bewegung machen sah. Er wandte sich seinem Vetter zu, der nicht vor ihm zurückwich.
    Die Königin erkannte seine ungezügelte Wut und hielt den Atem an. Sie war ein wenig entsetzt darüber, dass der Gallyer so sehr die Beherrschung verloren hatte. Doch noch während sie ihn beobachtete, zügelte sich der Mann wieder. Sie sah, wie er den Kopf seinem Vetter zuwandte, als gestehe er ein, dass er beim Turnier unterlegen war.
    Er drehte sich um und sagte etwas zu einem seiner Knappen.
    Der Mann nahm die Zügel des mächtigen Pferdes und befreite es mithilfe von zwei Pagen vom Rossharnisch.
    Sie war kurz abgelenkt, während sie zu begreifen versuchte, was sie soeben gesehen hatte.
    Plötzlich war der König an ihrer Seite.
    »Er ist sehr wütend«, sagte er und beugte sich über ihre Hand. Er wirkte ausgesprochen zufrieden, dass sein Gegner so unzufrieden war. »Hör mir zu, mein Liebstes. Die Festung bei Lissen Carak wird von der Wildnis angegriffen. Zumindest behaupten das diese beiden Boten.«
    Sie setzte sich auf. »Erzähl mir mehr!«, forderte sie.
    Ser Gaston kam herbei und näherte sich dem

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