Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
Ellen die Wasseroberfläche durchbrach und Gischt auf die Insassen des Bootes schleuderte …
In seinem ganzen Leben hatte Harmodius nie wieder etwas gesehen, das ihn so berührt und so gründlich von seiner eigenen Bedeutungslosigkeit überzeugt hatte. Es war mehr als Angst gewesen: die Entdeckung, dass manche Dinge so groß waren, dass sie einen nicht einmal dann wahrnahmen, wenn sie einen gerade vernichteten.
Er hatte den Lachs an Bord gezogen, der im Unwissen um die Rolle gestorben war, die er beim Tod des mächtigen Seehundes gespielt hatte. Und diese Lektion war an dem Jungen nicht verschwendet gewesen.
An all das dachte er nun, als er vor der Ungeheuerlichkeit der Kreatur floh, die sich etwa fünfzig Meilen weiter südlich für kurze Zeit im Tal des Albin aufgehalten hatte.
Er kehrte in seine eigene Haut zurück.
Random sah ihn besorgt an. »Ihr habt geschrien!«, sagte er. »Wo sind sie?«
»Wir sind in Sicherheit«, antwortete Harmodius, aber seine Stimme klang beinahe wie ein Schluchzen. Niemand ist sicher. Was ist das gewesen?
Östlich von Albinkirk · Hector Lachlan
Östlich von Albinkirk stieg die Sonne über dem Westhang des Parnassus auf, der westlichsten Erhebung des Morea-Gebirges, wo die Flüsse herunterstürzten, angeschwollen vom letzten Schnee und dem Frühlingsregen, und den Oberlauf des Albin überfluteten.
Hector Lachlan trank Tee und beobachtete den östlichen Pass. Er war hoch – viel zu hoch. Hector fragte sich, wie er die Herden darüberführen sollte.
Hinter ihm schlugen seine Männer das Lager ab, packten den Wagen, legten Kettenhemden und Waffen an, und die Jüngsten – oder diejenigen, die Pech gehabt hatten – befanden sich bereits draußen bei den Herden.
Während er zusah, zog sich Donald Redmane, sein Tanist, am Ufer nackt aus, stürzte sich in das Wasser und benutzte den Rand eines zerstörten Biberdamms als Tauchplattform. Er war fröhlich und kraftvoll und wurde nur wenige Augenblicke später an dem Seil um seine Hüfte wieder herausgezogen, wobei er mit Schulter und Schlüsselbein an den Steinen entlangschrammte.
Lachlan zuckte zusammen.
Heute zogen die Herden in den Nordwesten zur Wegkreuzung bei Albinkirk, die Hector eigentlich hatte vermeiden wollen. Und sein Tanist, sein zuverlässiger Verwandter, Stellvertreter und noch vieles mehr, machte sich auf den Rückweg zu der Herberge, um dort einige Männer zu heilen, auf die er nicht verzichten konnte.
In jener Nacht hatte irgendetwas einen Hengst in der Herde getötet, und Lachlan, der in seinem ganzen Leben noch nie gegen einen Irk gekämpft hatte, nahm an, dass eine solche Kreatur dafür verantwortlich war, denn das Pferd hatte viele Stiche und Schnitte von etwas erlitten, das viel kleiner als es selbst gewesen sein musste. Doch der Grund für diese Tat war ihm nicht klar. Er verdoppelte seine Wachen und wusste gleichzeitig, dass es kaum etwas nützen würde. In den Bergen gab es Steinmauern und tiefe Schluchten mit natürlichen Befestigungsanlagen, mit denen er seine Herden schützen konnte, aber hier auf der Straße … Und dabei befand er sich in einem Land, das die Viehtreiber für sicher hielten. Etwas jagte ihn jedoch. Er konnte es spüren.
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Lissen Carak · Der Rote Ritter
Zwar war der Nebel dünn und zart, aber er erfüllte seinen Zweck. Er zwang den Feind, der sie beobachtete, zu einem aggressiveren Umgang mit den Tieren, derer er sich bediente. Kaninchen kamen im hellen Tageslicht aus dem Wald. Sperlinge flogen über die neuen Grabungen, zuerst zu zweit, dann in raschen Schwärmen.
Als Ser Jehannes gegen Mittag den doppelten äußeren Graben ausheben ließ und die Kaufleute aus Harndon, Lorica, Theva und Albia ihr Schicksal und ihren augenblicklichen Zuchtmeister verfluchten, weil die Blasen an ihren Händen aufplatzten, wirkte die Äbtissin einen weiteren Zauber. Der Nebel verdichtete sich, und die Tiere erschienen noch zahlreicher.
Als es den beinahe meuternden Kaufleuten erlaubt wurde, ihr Tagwerk zu beenden und zur Messe zu gehen, war der Nebel bereits so undurchdringlich geworden, dass die Wächter auf den Festungstürmen die Basis ihrer eigenen Mauern nicht mehr erkennen konnten. Jedoch war es ihnen noch möglich, auf den Horizont zu blicken. Der Hauptmann hatte nicht vor, sich durch den eigenen Nebel einen Nachteil zuzufügen. Trotz dieser Vorsichtsmaßnahme überflogen fast jede Stunde Lindwürmer die Festung, und die Herzen der Verteidiger setzten jedes Mal aus, wenn die ledrigen
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