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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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eigenen verloren. Ota Qwan brüllte seinen Leuten zu, sie sollten zurückweichen und schießen. Peter gesellte sich zu ihm.
    Die Sossag wichen zwischen die Bäume zurück und verschossen ihre letzten Pfeile.
    Ein weiterer Riese ging kreischend zu Boden.
    Die Sossag schrien, doch es klang dünn und müde.
    Ota Qwan sah sich um. »Wenn sie das nächste Mal angreifen, müssen wir sie im Gegenzug ebenfalls angreifen und erledigen. Wir dürfen keinen von ihnen entkommen lassen. Wir müssen den Matronen sagen können, dass wir sie alle getötet haben.«
    Peter spuckte aus. Sein Mund war ganz trocken, und er war noch nie in seinem Leben so müde gewesen – weder als Sklave noch als freier Mann.
    Otterbachtal, östlich von Albinkirk · Hector Lachlan
    Alan Großnase, Ranald Lachlan, Ewen der Seemann, Erik Schwarzherz und Hector – diese Männer waren noch übrig.
    Hector wurde erneut von einem Pfeil getroffen, der seine Rippen kitzelte. Er war bereit zu sterben. Er hatte keine Kraft mehr, keine Freude an der Schlacht und dabei so große Schmerzen, dass deren Ende ihm wie ein Sieg erschien.
    Als er dies dachte, drang ein Pfeil in Ewens Kehle, und er ging zu Boden.
    Er zermarterte sein Hirn auf der Suche nach einem Lied, mit dem sie sterben konnten. Er war kein Barde, kannte aber einige Gesänge. Allerdings fielen ihm lediglich Trinklieder ein. Er lächelte, als er daran dachte, wie ihm seine junge Frau etwas vorgesungen hatte. Es war ein Schlaflied gewesen.
    Er kannte es gut. Die Hochländer nannten es »Die Klage«; das war ein Lied über den Verlust.
    Ein prächtiges Lied, wenn es zum Ende kam.
    Hector richtete sich auf, holte tief Luft und begann zu singen. Er schwang sein Schwert nach hinten über die Schulter und hieb einen Pfeil mitten in der Luft entzwei. Dann nahm Ranald die Melodie auf, und Alan Großnase war auch da, seine Stimme war kräftig und traf jeden Ton, und Erik Schwarzherz trat über Ewens Leichnam hinweg und stimmte brüllend in den Chor ein.
    Irgendwann verschossen die Sossag keine Pfeile mehr.
    Hector beendete das Lied und hob sein Schwert – ein Salut an den Feind, der ihm am Ende dieses Friedensgeschenk gemacht hatte.
    Ein Krieger, schwarz angemalt von Kopf bis Fuß, hob ebenfalls sein Schwert – nur einen Pfeilschuss entfernt. Und Hector sah, dass sich die Hinterwaller während des Gesangs gesammelt hatten.
    Gut. Es würde ein sauberes Ende in einem aufrechten Kampf sein.
    Ranald seufzte. »Dein Bruder wird es sich nie verzeihen, dass er dies hier verpasst hat«, sagte er. Und sie griffen an.
    Otterbachtal, östlich von Albinkirk · Peter
    Als es vorbei war, saß Peter auf dem Erdboden und weinte. Er wusste nicht, warum er weinte; er wusste nur, dass sein Körper diese Entspannung brauchte.
    Skahas Gaho kam herbei und legte ihm die Hand auf die Schulter. Brant war zu Aas für die Raben geworden. Ota Qwan hatte eine Wunde in der Brust, die ihn vermutlich töten würde. Er hatte sie empfangen, als der letzte Riese vorwärtsgetaumelt war und drei Sossag mit sich gezerrt hatte. Er hatte sie abgeschüttelt und mit seiner großen Axt einen letzten Schlag geführt, bevor es Ota Qwan und Peter gelungen war, ihn zu fällen.
    Der Wald war voller Tod.
    Doch selbst nach diesem Tag des heftigsten Kampfes – Peter konnte sich keine schlimmere Schlacht vorstellen – waren noch immer Hunderte von Sossag unverwundet oder konnten sich wenigstens bewegen, und Ota Qwan hatte noch so viel Luft in seiner Lunge, dass es ihm möglich war, die anderen loszuschicken, damit sie jedes Stück Vieh zusammentrieben, das sie finden konnten, bevor sie sich auf den Weg nach Hause machten.
    Peter saß neben Ota Qwan, hielt seine Hand und beobachtete, wie das Blut aus der Brust des Mannes quoll.
    Bei Sonnenuntergang kamen die Feen.
    Peter hatte nie zuvor eine gesehen, aber er kannte Männer, die an sie glaubten. Nun saß er bei dem sterbenden Ota Qwan. Hundert verwundete Sossag ächzten oder gaben noch schlimmere Geräusche von sich, und die Aasfresser hatten sich der Leichen bereits bemächtigt.
    Peter war so müde, dass es ihm gleichgültig war.
    Die Erste, die er sah, wirkte wie ein Schmetterling, allerdings war sie zehnmal so groß und schimmerte schwach, als würde die Sonne sie zum Strahlen bringen. Hinter ihr befanden sich vier Weitere in einer Formation.
    Peter fragte sich, ob es Räuber waren oder Aasfresser oder so etwas wie die Pest. Und dann ließ sich die Erste auf Ota Qwans Brust nieder.
    Was ist er dir wert, Mann

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