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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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wie Hoffnungslosigkeit und Hoffnung. Und dort blieb er eine Ewigkeit, in der Schwebe zwischen allem und nichts.
    Wie die Liebe, wenn die Liebe unerträglich wird.
    Was meinte sie mit »Lebe wohl«?
    Er war in der beißenden Nachtluft zurück.
    Er fragte sich, ob die Ruhe, die ihn durchströmte, künstlich sein mochte.
    Thorn beugte sich über ihn und löschte das Licht der Sterne.
    Du gehörst zu uns. Nicht zu ihnen.
    Der Hauptmann lachte; es war ein Lachen, das ihm sehr viel wert war. »Es gibt kein uns , Thorn. In der Wildnis gibt es nur das Gesetz des Waldes und die Herrschaft des Stärkeren. Und wenn ich mich zu euch geselle, werde ich deine Bedürfnisse den meinen unterwerfen.«
    Zur Bekräftigung sandte der Hauptmann den Befehl aus, so wie es ihn seine Mutter gelehrt hatte. Kniet nieder.
    Mehr als zwei Drittel der überlebenden Kobolde fielen sofort auf die Knie.
    Es befriedigte ihn zutiefst zu sehen, wie Thorn so zusammenzuckte, dass sich seine verkohlten Zweige schüttelten, als führe ein starker Wind durch sie.
    Während er mit dem Feind Worte wechselte, sich damit kostbare Zeit erkaufte und der Schmerz der Macht in ihm stärker wurde – der größten Macht, die er je gespürt hatte, als ob die personifizierte Liebe sein Phantasma antreibe … währenddessen wusste der Hauptmann zwischen zwei Herzschlägen, was Prudentia getan hatte.
    Sie hatte nicht die Tür geöffnet, was Thorn erlaubt hätte, ihn in seinem Innern zu ergreifen.
    Sie hatte ihr eigenes Ende herbeigeführt und als phantasmatisches Gebilde ihre eigene Macht und die Macht ihrer Schöpfung in den Hauptmann hineingegossen. Das erklärte das Gefühl der Liebe.
    Oh, der Liebe!
    Ich mache Feuer, sagte er im reinsten Hocharchaisch.
    Lissen Carak · Thorn
    Thorn spürte das Anschwellen der Macht – einer so süßen Macht mit einem Geschmack, den er inzwischen vergessen hatte. Er verlor das Tausendstel eines Herzschlags bei dem Versuch, sie zu bestimmen. Erst dann griff er nach seinem Schild aus stahlhartem Willen.
    Erinnerst du dich nicht mehr an diesen Geschmack, mein Süßer? Dieser Geschmack ist die Liebe, und einst warst du zu ihr fähig.
    Die Dame war in seinem Kopf – an seinem Ort der Macht, nackt, bloß, und bot sich ihm an.
    Verwirrt – in einem Sturm aus Wut und Hass – schlug er nach ihr.
    Und während er nach ihr schlug, hatte er seinen Schild nicht aufgerichtet.
    Lissen Carak · Die Äbtissin
    In fast vollständiger Dunkelheit stand die Äbtissin in der Kapelle. Ihr Haar fiel offen herab, die nackten Füße berührten die Glasscherben. Ihre Nonnen befanden sich dicht gedrängt hinter ihr, während ihre Stimmen sich zu heiliger Musik erhoben.
    Harmodius stand neben ihr, hielt seinen Stab in der Hand, trieb den Gesang der Macht in die Finsternis hinaus, in den labyrinthischen Geist des jungen Mannes auf dem Felde dort unten, der einem Ungeheuer gegenüberstand …
    Auch sie hatte einem Ungeheuer gegenübergestanden. Einer Vielzahl von Ungeheuern sogar, von denen etliche ihrem eigenen Wirken entsprungen waren. Sie hatte dieses Wesen geliebt, das nun den Untergang von allem betrieb, was sie ebenfalls liebte …
    Sie traf ihn mit ihrer ganzen Enttäuschung und Liebe sowie mit den vielen Jahren des Verlustes. Sie goss die Liebe ihres Gottes in seine Wunden hinein und fügte ihre eigene Verachtung noch hinzu, weil er sie verlassen hatte und zum Verräter an der Menschheit geworden war. Weil er ihre Gaben genommen und damit diese Schändlichkeit erschaffen hatte.
    Sie verletzte ihn.
    Und er schlug zurück. Aber etwas schränkte ihn ein, und noch – noch – zögerte er, sie zu verletzen.
    Sie traf ihn erneut. Sie hatte jahrelang Zeit gehabt, ihr Zögern zu überwinden.
    Lissen Carak · Die Näherin Meg
    Meg stand in einer der zerstörten Straßen der Unterstadt und spürte, wie die alte Äbtissin mit dem Feind kämpfte. Es war erschreckend, aber sie konnte die Macht der Äbtissin empfinden und hob mitfühlend die Hände. Die Näherin war nicht ausgebildet und besaß nur wenige Kenntnisse, aber ihre sorgsam angestaute Macht goss sie trotzdem in die Äbtissin hinein.
    Die Äbtissin lächelte triumphierend.
    Pater Henry erhob sich hinter dem Altar, spannte den Bogen mit den Zähnen und schoss.
    Aus der Dunkelheit drang ein Schrei der Wut.
    Die Äbtissin kreischte wie eine Seele unter der Folter und wurde auf das Gesicht geworfen. Sie war tot, bevor sie auf den Steinboden traf.
    Blut quoll aus ihren Augen, während sie still dalag; ein

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