Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
Morgen noch jung. Zwei seiner adligen Anführer waren tot – sowohl der Bischof von Lorica als auch der Marschall waren schon im ersten Gefecht gefallen. Der Captal de Ruth hatte eine tödliche Wunde erhalten, als er den König verteidigt hatte. Nun lag er im Sterben.
Die Diener kamen mit den Pferden herbei, und die Kriegsmaschinen rollten dahin. Ärzte suchten unter den Verwundeten nach solchen, die noch gerettet werden konnten, und seine Jäger, die nach Osten gezogen waren, um die Flanke während des Angriffs auf die Vorhut zu schützen, kehrten allmählich zurück. Auch sie hatten etliche Männer bei dem Kampf gegen die Ungeheuer im Wald am Fluss verloren – und auch sie waren nicht siegreich gewesen. Die Kreaturen der Wildnis waren durch ihre Reihen gebrochen und nach Osten geflohen. Sechzig Männer waren dabei gestorben. Gute Männer. Ausgebildete Männer.
Das war wohl kaum der große Sieg gewesen, den sich der König gewünscht hatte. Er war in einen Hinterhalt geraten, doch seine Kolonne hatte überlebt. Das war alles.
»Boten, Sire. Von jenseits des Flusses«, rief ein Herold.
Der König blickte nach Nordwesten und sah sie – drei Männer überquerten die Brücke in schnellem Galopp.
»Blast zum Sammeln«, rief der König.
Immer mehr königliche Jäger kamen aus Westen herbei; sie bewegten sich wie mit großer Erschöpfung und Müdigkeit.
Der Graf der Grenzmarken ritt zu ihm hinüber und salutierte. »Das Hauptkontingent unserer Ritterschaft befindet sich eine halbe Stunde hinter mir in der Hauptschlacht«, berichtete er und sackte dabei in sich zusammen. »Beim heiligen Georg, Mylord, das war der härteste Kampf, den ich je erlebt habe.«
»Die Gardisten sagen, dass sich jenseits des Flusses Kobolde befinden«, bemerkte der König.
»Kobolde?« Der Graf schüttelte den Kopf. »Ich habe heute Morgen einen Schlag gegen einen Lindwurm geführt, Sire. Das ist die Wildnis, Mylord, die um ihr Leben kämpft.«
»Ich dachte, die Wildnis sei besiegt«, gab der König zurück.
Der Graf der Grenzmarken schüttelte den Kopf. »Wo ist Murien? Was ist mit den Burgen an der Mauer geschehen?«
Febus de Lorn, der Jäger des Königs, verneigte sich ehrerbietig. »Sie kommen nicht aus dem Norden, Mylords, sondern aus dem Westen. Ich habe Gwyllch – Kobolde – jenseits des Flusses gesehen, und Bothere hat mit Jägern gesprochen, die behaupten, Trolle in den Niederungen westlich der Straße entdeckt zu haben. Und Dhags kommen ebenfalls aus dem Westen herbei, Mylords.«
Der König sah den herbeinahenden Boten entgegen. Nein, es waren keine Boten, denn alle drei steckten in Rüstungen. Zwei ritten auf Kriegspferden, und der dritte …
»Par dieu, meine Herren, wenn das nicht Ranald Lachlan ist, dann bin ich ein Sängersohn.« Der König wendete sein Pferd und ritt auf das Trio zu.
Lachlan winkte. Der König hatte nur Augen für ihn. Sie ritten zueinander und umarmten sich.
»Bei allen Heiligen, Ranald, ich hätte nicht erwartet, dich je auf einem verlassenen Schlachtfeld zu begrüßen!« Der König lachte. »Wie ist es dir ergangen?«
Ranald wandte den Blick ab. »Je nun«, sagte er, und ein Schatten fiel über sein Gesicht. »Das werde ich Euch berichten, wenn wir die Zeit dazu haben, Mylord. Diese Herren wollen sich mit Euch unterreden. Das hier ist der Hauptmann der Truppe, die Lissen Carak für die Nonnen hält. Und dies hier ist sein Knappe Michael.«
Der König streckte vor dem Ritter die Hand aus – er war ein Mann von mittlerer Größe mit einem schwarzen Bart und noch schwärzeren Ringen unter den Augen. Er erschien absurd jung, um schon ein Befehlshaber zu sein, aber er trug eine großartige Rüstung.
»Messire?«, sagte er.
Der Mann starrte ihn an. Dann plötzlich, als wäre er sich seines schlechten Benehmens bewusst geworden, ergriff der Mann seine Hand und verneigte sich im Sattel. »Mylord«, sagte er.
»Ihr haltet die Festung?«, fragte der König interessiert.
»Die Festung und die Brückenburg«, erwiderte der Hauptmann.
Dem König kam das Gesicht des jungen Mannes irgendwie vertraut vor, aber er konnte es nicht recht einordnen. Etwas …
»Mylord, wenn Ihr Eure Streitkräfte dorthin führen könntet, wären wir wohl in der Lage, die Festung zu sichern und die Dorfbewohner zu evakuieren. Dann würde sich der Feind einer frisch verproviantierten und besser bemannten Festung gegenübersehen, auf deren Einnahme er nicht mehr hoffen kann, und wir würden dabei nicht einen einzigen
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